Frage an Roland Hahnemann bezüglich Verkehr

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Roland Hahnemann
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Frage von Stefan Z. •

Frage an Roland Hahnemann von Stefan Z. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Dr. Hahnemann!

Eine der romantischsten und schönsten Bahnstrecken Deutschlands, die Trasse Sonneberg-Ernstthal-Gräfenthal-Probstzella wurde vor einigen Jahren durch dubiose Vorgänge der DB AG still gelegt. Der Teil Sonneberg-Ernstthal mit der Erweiterung bis Neuhaus wurde aufwändig saniert und reaktiviert. Der übrige Teil wird bis heute dem Verfall in sträflicher Weise preis gegeben. Ein Förderverein bemüht sich um Streckenerhalt und touristische Nutzung. Der Freistaat Thüringen hat sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen öffentlich von diesem Teil der Strecke abgewandt. (Gründe der Rentabilität, die auf der Tatsache eines schlechten Fahrplans, eines ausgedünnten Angebotes, einer sich anschließenden Stilllegung, eines schlechten und mehr und mehr ausgedünnten und letztlich eingestellten Schienersatzverkehrs gezogen werden sind wenig nachvollziehbar - sie sind vorsätzlich und so gewollt)Thüringen, als Besteller des ÖPNV stützt(e) auf diese Weise auch noch im Nachhinein die damaligen Machenschaften der DB AG und gab diesem Teil der Strecke damit noch den Todesstoß. Das Potenzial dieser Strecke liegt aber nicht innerhalb des ÖPNV sondern in der touristischen Erschließung und Nutzung und an dem muss auch dem Freistaat Thüringen in seiner besonderen kulturellen Verantwortung gelegen sein.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, gemachte Fehler zu korrigieren und den Lückenschluss zwischen Ernstthal und Probstzella zu realisieren. Denn hier liegt der reizvollerer Teil der Strecke und erst durch den Lückenschluss bekommt die Bahn in ihrer Nord-Süd-Verbindung einen Sinn. Oder war alles nur lokalpolitisch (dann aber teuer) um das im Kampf um die Kreisstädte "gefallene" Neuhaus aufzuwerten?
Im übrigen ist diese Strecke die einzige überirdische Querung des Hauptkammes des Thüringer Waldes.

Mit freundlichen Grüßen und in Erwartung ihrer kompetenten Antwort

S. Zander

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Zander,

bitte verzeihen Sie die späte Antwort, aber der Wahlkampf frisst die Kandidaten manchmal regelrecht auf, aber ich will auch in anderer Weise ehrlich sein: Ich bevorzuge mehr den unmittelbaren Kontakt zu Bürgerinnen und Bürgern, und das Internet ist nicht so sehr der Raum, in dem ich mich besonders häufig, besonders gut oder besonders gern bewege...
Doch nun meine Antwort: Über „Machenschaften“ im Zusammenhang mit der genannten Bahnlinie ist mir nichts Konkretes bekannt. Ich kann es nicht ohne konkreten Verdacht vermuten, denn bei der Grundhaltung der derzeit Herrschenden braucht es keine Machenschaften, um zu solchen Resultaten zu führen...
Es sind die ewig kurzsichtigen Betrachtungen der Bahnstrecken ausschließlich unter fragwürdigen betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten, die ihren Grund allein in Finanzbetrachtungen und einer nachhaltigen Kraftfahrzeug-Zentriertheit des gegenwärtigen politischen Denkens haben. Da braucht es gar keine Machenschaften...
Es handelt sich bei der Bahnlinie um eine in einer der schönsten und interessantesten Gegenden des Thüringer Schiefergebirges. Würde man sie durchgehend betreiben, was die konsequente Bestellung und Beförderung durch das Land erforderte, würde m.E. die Infrastruktur des Landkreises und seine Beziehungen zu den Nachbarkreisen aufgewertet. Ein geschlossenes Tourismuskonzept für unsere Region würde wohl den Mangel augenscheinlich machen, aber das gibt es nicht.
Durchgehende Bahnlinien mit ausreichender Frequentierung, ordentlicher Vertaktung und ausreichend gut ausgestattete „Haltestellen“, d.h. Bahnhöfe, Haltepunkte u.a., könnten die Region attraktiver machen und den Anschluß zu Nachbarregionen fördern.
Es wäre auch noch zu fragen, ob nicht neben der touristischen Nutzung eine wirtschaftliche attraktiv werden könnte und nicht auch solche für den Personentransport möglich wären. Das kann ich nicht beantworten, ich bin kein Verkehrsexperte, weiß aber, dass gut gestaltete Verkehrsverbindungen immer auch Nutzer anziehen. Aber das müsste die Politik erst einmal wollen; die Folgen auch für den Umweltschutz lägen übrigens auf der Hand...
Daß ausgerechnet die DB AG mit allen ihren "internen Machenschaften“ dem im Wege steht, zeigt doch, wie verheerend die Unterwürfigkeit herrschender Politik sich für Bürgerinnen und Bürger, für kleine und mittelständische Unternehmen und das „Standbein Tourismus“ auswirkt.
Das kann man ändern, wenn man die Politik grundlegend ändert, und vor allem dafür setze ich mich ein.

Mit herzlichem, wenn auch spätem Gruß
Roland Hahnemann