Industrienation Deutschland - weiter so oder weniger ist mehr?

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Roland Meier
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Frage von Beate B. •

Industrienation Deutschland - weiter so oder weniger ist mehr?

S.g. Hr. Meier,

hört man Fr. Merkel, so ist Deutschland das Industrieland schlechthin u soll es auch bleiben - daran wurde seit den 70-igern von allen Parteien, die irgendwie an der Regierung beteiligt waren, festgehalten, denn angeblich waren immer die Arbeitsplätze gefährdet.

Das hat zu folgendem geführt:
ca. 80% unserer deut Gewässer sind so belastet, dass das Wasser o. Aufbereitung schädlich wäre (Brüssel mahnt);
Artenvielfalt auf deut Fluren mit besorgniserregendem Rückgang;
weiterhin (CSU Fr. Klöckner machte es möglich trotz angebl Bienenfreundlichkeit) Nutzung von Glyphosat;
jeder 2. deutsche Mann ist zu fett - jede 4. deutsche Frau ist zu fett;
Volkskrankheit Diabetes;
Mikroplastik nicht nur auf Wertstoffhöfen sondern überall da wo Autoreifen rollen u Plastik i Umlauf kommt ... letztendlich i d Nahrung, i d Lunge, i Magendarm, i Hirn;
usw usf

In den 60/70-iger Jahren GAB ES DAS ALLES NICHT u wir haben gut miteinander gelebt
Industrienation D - wie stehen Sie dazu?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau B.,

vielen Dank für Ihre spannende Frage, die ich sehr gerne beantworte.

Arbeitsplätze - braucht die Industrie, um zusammen mit Arbeitskräften (Produktionsfaktor) Wertschöpfung zu betreiben. Die Arbeitskräfte brauchen die Arbeitsplätze nicht zwingend. Die brauchen "nur" ein Einkommen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und den ihrer Familien. Wenn alle Arbeitsplätze wegrationalisiert bzw. ins Ausland verlagert sind, haben wir diese Arbeitsplätze verloren. D. h., die Arbeitsplätze alleine werden unseren Lebensunterhalt auf absehbare Zeit nicht mehr sichern können. Außerdem soll es ja auch noch einen Mangel an Fachkräften geben. Das momentane kapitalistische System zeigt also erhebliche Mängel, was unsere wirtschaftliche und soziale Daseinsvorsorge betrifft.

Die deutschen Gewässer leiden vor allem auch unter dem Einfluss der Landwirtschaft, insbesondere durch die Tierhaltung (Schweinemast) und dem Ausbringen von Unmengen an Gülle. Das Herausfiltern von Nitrat aus dem Trinkwasser ist teuer und wird auf den Endkunden abgewälzt. In manchen Gegenden dürfen die Gemüsegärten nicht mehr mit Brunnenwasser gegossen werden.

Frau Klöckner scheint mir von LobbyistInnen getrieben, welche ihr Gesetze schreiben, von denen deren Auftraggeber profitieren. Umwelt-, Tierschutz und Verbraucherschutz sind nicht Frau Klöckners stärken und werden in den Gesetzesvorlagen nicht wirklich vorgeschlagen, geschweige denn umgesetzt. Das hochgelobte und sehnsüchtig erwartete Erkennen des Geschlechts der Küken in Hühnereiern soll das Schreddern von männlichen Küken vermeiden. War das wirklich die Motivation? Oder wird damit vorrangig die Effizienz der Brütereien mit geringstem Aufwand um 100% erhöht, wenn man die männlichen Eier schon vor dem Brüten aussortieren kann? Ich folge immer der Spur des Geldes, des Profites.

Diabetes - kann zwar nicht zu 100%, aber doch zu einem großen Teil durch gesündere Ernährung reduziert werden. Pflanzliche Lebensmittel sind oft nicht nur die gesündere Wahl, sondern auch die ressourcenschonendere Wahl. Es werden u. a. viel weniger Weideflächen gebraucht.

Mikroplastik durch Reifenabrieb - lässt sich mit Geschwindigkeitsbegrenzungen deutlich reduzieren (DIE LINKE fordert 120 km/h, andere 130 km/h auf Autobahnen). Jeder Beschleunigungsvorgang (Geschwindigkeit erhöhen bzw. reduzieren) der in Fahrtrichtung entfallen kann reduziert die Entstehung von Reifenabrieb, ebenso wie geringere Radialkräfte in Kurven. Reifenabrieb ist eine der größten Quellen von Mikroplastik. Deshalb muss der Schienenverkehr (auch für Güter) und ÖPNV attraktiver werden, um weniger Mikroplastik auf den Straßen zu lassen.

Industrie - ja, aber nicht auf Kosten von Umwelt, Tieren und unserer Gesundheit und der Zukunft nachfolgender Generationen.