Frage an Siegfried Lehmann bezüglich Bildung und Erziehung

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Siegfried Lehmann
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage an Siegfried Lehmann von Peter v. bezüglich Bildung und Erziehung

Hallo,

nach dem langersehnten Beschluss der KMK im letzten Sommer stellt sich für mich die Frage wie Sie die Inklusion für besonders begabte Schüler in der Schulpraxis umsetzen wollen. Sonderpädagogik muss sich auch für diese, genauso große, Gruppe von Schülern verantwortlich fühlen und die Aus- und Fortbildung aller am Unterrichtsprozess Beteiligten muss entsprechend weiterentwickelt werden. Derzeit besteht in der Lehrerausbildung auch im Bereich der Sonderpädagogik doch erheblicher Verbesserungsbedarf, wie mir Studierende weiterhin berichten.
Wie wollen Sie das Recht auf individuelle Förderung und die Rücksichtnahme auf besondere pädagogische Bedürfnisse auch für besonders begabte Schülerinnen und Schüler umsetzen, welchen Zeitrahmen haben Sie sich hierfür gesetzt, welche Initiative dürfen die Eltern hierbei unterstützen?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr von Bandemer,

mit den großen Bildungsreformen der Grün-Roten Landesregierung (Bildungsplanreform, Lehrebildungsreform, Einführung der Gemeinschaftsschule, Realschulreform, Weiterentwicklungskonzept Gymnasium, Verankerung der Inklusion im Schulgesetz und deren schrittweisen Umsetzung ...), die seit 2011 in der Umsetzen sind, werden bereits eine Reihe von Reformen zur Umsetzung der im Beschluss der KMK zur "Förderstrategie für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler" aufgeführten Handlungsstrategien auf den Weg gebracht.

Zentral in allen Bildungsreformen, die wir auf den Weg gebracht haben, ist das Grundverständnis, dass inklusive pädagogische Ansätze, in denen Menschen mit unterschiedlichen Lern- und Leistungsvoraussetzungen und Bildungsbiografien in gemeinsamen Lernprozessen und Lernorten nicht zuallererst als weitere Belastung, sondern als Gewinn erfahrbar gemacht werden und Vielfalt als Normalität und Stärke anerkannt und wertgeschätzt werden. Dieses pädagogische Grundverständnis haben wir mit der Gemeinschaftsschule, die zum neuen Schuljahr an 299 Schulstandorten angeboten wird, in der Breite ermöglicht. Dies entspricht der Überzeugung, dass individuelle Förderung als durchgängiges Prinzip des Lehrens und Lernens auch den Anforderungen leistungsstarker Schülerinnen und Schüler gerecht wird. Durch eine Pädagogik der Vielfalt mit einem differenzierten Lernangebot in verschiedenen Schularten oder binnendifferenzierendem Unterricht tragen sie der Heterogenität der Schülerinnen und Schüler Rechnung. Die angemessene Förderung aller Zielgruppen, auch der leistungsstarken Schülerinnen und Schüler, verstehen die Gemeinschaftsschulen als eine Regelaufgabe jeder einzelnen Lehrkraft.

Individuelle Förderung und die angemessene Umgang mit Vielfalt müssen aber auch in den anderen Schularten zu einem zentralen Ansatz der Pädagogik werden. Wir haben uns daher in dem eingeleiteten Reformkonzept zur Realschule und in den Vorschlägen zur Weiterentwicklung des Gymnasiums von der Notwendigkeit lassen, die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Diversität in einem umfassenden Sinne ist Realität und muss in Zukunft Aufgabe jeder Schule sein. Dabei gilt es, die verschiedenen Dimensionen von Diversität an allen Schularten zu berücksichtigen. Das schließt sowohl Behinderungen im Sinne der Behindertenrechtskonvention ein, als auch besondere Begabungen, Sprache oder soziale Lebensbedingungen.

Daher werden auch mit der eingeleiteten Lehrerbildungsreform für alle Schularten und Schulstufen die angehenden Lehrerinnen und Lehrer auf einen konstruktiven und professionellen Umgang mit Diversität vorbereitet und die diagnostischen Verfahren als Grundlage vermittelt, die sie für die individuelle Förderung benötigen.

Darüber hinaus werden es in den nächsten Jahren in Baden-Württemberg eingeleiteten Reformen mit einem breit angelegten Fort- und Weiterbildungsoffensive für die bereits in den Schulen unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer begleiten.

Neben diesen grundlegenden Reformen, bleiben natürlich die bestehenden und bewährten Hochbegabtenschulen und -züge bestehen:
http://www.schule-bw.de/unterricht/paedagogik/begabtenfoerderung/foerderprogrammbw/klassen

Mit freundlichen Grüßen
Siegfried Lehmann