Frage an Tanja Gönner bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Tanja Gönner
CDU
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Frage von Alexander S. •

Frage an Tanja Gönner von Alexander S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Gönner,

auf einem Wahlplakat Ihrer Partei las ich heute den Slogan "Bildung beginnt im Kindergarten". Mein persönlicher (und wissenschaftlich untermauerter) Bildungsbegriff ist folgender: Bildung ist das Ergebnis von Lernen. Lernen wiederum geschieht durch die Entwicklung und Stärkung von Verknüpfungen im Gehirn. Das beginnt natürlich bereits im Mutterleib und mitnichten erst im Kindergarten. Daher ist es für Kinder zuvorderst wichtig, eine erlebensorientierte Umwelterfahrung zu ermöglichen, in der Primärerfahrungen unbedingt vor medialer Vermittlung von Lerninhalten stehen muss. Anders gesagt: Das kindliche Spiel, die Zuwendung der Eltern und das Zulassen von Erleben, gerade auch in der Natur sind unabdingbar für eine gute Entwicklung von Kindern und unbedingt jeglicher passiver Mediennutzung vorzuziehen.
Im Widerspruch zu diesen bekannten Thesen steht in den letzten Jahren eine Zunahme von angeblich pädagogisch wertvollen Medien wie etwa Lern-DVDs oder Computerspielen für Kleinkinder. Meine Befürchtung ist, dass der Wahlspruch "Bildung beginnt im Kindergarten" darauf abzielt, bereits in Kindergärten und Kitas durch gesteuertes mediales Lernen Erfolge zu suchen, die eigentlich viel eher durch freies, ungelenktes Spiel in der Natur zu erreichen wären.
Darf ich Sie daher bitten, mir einmal zu erklären, was eigentlich der Bildungsbegriff der CDU ist? Wie stellen Sie sich frühkindliche Bildung vor, wo beginnt die Zuständigkeit des Staates und wieviel Erziehung soll und muss die Aufgabe der Eltern sein? Und schließlich und letztens: Was kann die Politik und was will Ihre Partei dafür tun, Eltern, die ihren Erziehungsauftrag ernst nehmen wollen und sich in den ersten Jahren selbst um ihre Kinder kümmern wollen, zu unterstützen?

Für Ihre Antwort danke ich Ihnen im Voraus.

Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Speh,

ich kann Ihnen in Ihren Ausführungen nur beipflichten. Bei allem, dass die vorschulische Bildung einen großen Stellenwert hat, ist eine altersgerechte Ausgestaltung die Voraussetzung für eine erfolgreiche Bildung. Es kann mitnichten darum gehen, Lernen als vorrangig medial gestützte Vermittlung von Inhalten zu begreifen. Gerade in den frühen Lebensjahren liegt nicht nur die Erziehungs- sondern - wenn Sie so wollen - auch die Bildungsverantwortung vorrangig bei den Eltern. Die Union steht dafür die Eltern deshalb bei Ihrem Erziehungsauftrag bestmöglich zu unterstützen. Ich will jetzt nicht alle Leistungen aufzählen, die das Land dazu gewährt, nur beispielhaft auf das Landeserziehungsgeld hinweisen, das eine besondere Leistung in Baden-Württemberg darstellt und das Engagement der Eltern besonders würdigen und unterstützen soll. Gleichzeitig ist es notwendig über das Elternhaus hinaus, vor allem dann, wenn sich familiäre Kontext entsprechend darstellt, auch Einrichtungen wir Kindergärten oder Gemeinschaftsschulen zu unterstützen. Es geht also nicht um die Frage des ´Wie´, sondern des ´Sowohl als auch´, um bestmögliche Wahlmöglichkeiten für Eltern und Kinder zu schaffen und den je nach Lebenssituation individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Dass Sie in Ihrer E-Mail so starken Wert auf eine erlebnisorientierte Umwelterfahrung legen, freut mich besonders, weil es meinem Bemühen als Umweltministerin voll entspricht, in möglichst frühem mit der Umweltbildung anzusetzen und so für Umwelt und Natur zu begeistern.

Mit freundlichen Grüßen

Tanja Gönner