Frage an Ulrich Kelber bezüglich Wirtschaft

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Ulrich Kelber
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Frage von Heinz-Jürgen G. •

Frage an Ulrich Kelber von Heinz-Jürgen G. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Kelber,

in einem Blog habe ich diesen Beitrag gesehen: http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/quer/video-quer-subventionen-solarenergie-ID1237543514009.xml

Dem Film entnehme ich, dass Solarenergie aktuell so billig ist wie nie. Politik und Wirtschaft sind sich offenbar einig darin, dass Strom aus Sonnenkraft in absehbarer Zeit das Gleiche kosten wird wie herkömmlicher Strom. Die Solarkonzerne, unter anderem der Marktführer Solarworld aus Bonn, streichen bemerkenswerte Renditen in Höhe von 20-30% ein.

Warum unterstützen Sie die Öko-Branche dann trotzdem weiterhin durch staatl. Subventionen? Damit weitere Solaranlagen gebaut werden können, zahlte laut diesem Beitrag jeder von uns im letzten Jahr durchschnittlich 33 Euro!

Vorausgesetzt der Bericht stimmt, dann hätten die Bürger quasi Herrn Asbecks Ferrari bezahlt? Auch die vielen „visionären“ Ideen des Konzernchefs wie Kaufabsicht des Metropol, Privatzoo in der Rheinaue, Renovierung des alten Rathauses und Kauf von Opel erscheinen mir unter dieser Voraussetzung in einem ganz anderen Licht.

Ich finde Ihre persönliche Glaubwürdigkeit durch die personengebundene Solarworld Spende in Höhe von 75.000 EUR zur Finanzierung Ihres Wahlkampfes stark in Mitleidenschaft gezogen, auch wenn Sie auf Ihrer Homepage „gläsern“ über die Einnahmen berichten. Denn auch als Überzeugungstäter müssen Sie darauf achten wie Sie Ihre politischen Ziele erreichen. Ansonsten werden Sie benutzt, und zum Spielball der Lobbyisten.

Ab dann leidet Ihre engagierte politische Arbeit auch inhaltlich darunter. Meine Stimme hatten Sie bisher, aber jetzt bin ich gespannt auf Ihre Reaktion und Antworten.

Bönnsche Grüße, Heinz-Jürgen Grube

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Sehr geehrter Herr Grube,

vielen Dank für Ihre Anfrage zur Vergütung von Strom aus Photovoltaik und meiner Haltung. Ich muss dabei antworten, ohne den Film gesehen zu haben.
Tatsächlich erwarten wir in den nächsten Jahren die sogenannte Netzparität. Zu dem Zeitpunkt wird der Strom "aus der Steckdose" soviel oder mehr kosten als der eigenerzeugte Strom auf dem Dach bei Einspeisung und Vergütung nach dem EEG einbringt. Dabei muss man jedoch folgende Umstände berücksichtigen: der Strom aus Fremdbezug vom örtlichen Versorger oder anderen Anbietern wird neben dem Preis für die Erzeugung zusätzlich Kosten für die Netznutzung, Konzessionsabgabe und Steuern belegt. Der eigenerzeugte Strom hingegen unterliegt diesen Kosten nicht - wenn man ihn selbst verbraucht, fallen alle diese Kosten nicht an. Es wird ab diesem Zeitpunkt also günstiger, den eigen erzeugten Strom zu nutzen als Strom aus dem Netz zu beziehen. Das ist dann ohne Zweifel ein Vorteil für alle Eigenerzeuger.
Das funktioniert aber eben nur, weil wir die Photovoltaik bis heute und in den nächsten Jahren durch erhöhte Vergütungssätze unterstützt haben. Die Branche hat durch die Förderung nicht nur einen breiten Absatzmarkt erschlossen und dadurch Kosten gesenkt. Auch die technologische Entwicklung ist stark vorangeschritten, weil das EEG in jedem Jahr für Neuanschlüsse einen geringeren Vergütungssatz als im jeweils laufenden Jahr vorsieht. So wird die Vergütung im nächsten Jahr um weitere 9% sinken, im Jahr darauf wieder und wieder und wieder. Technik, die also in diesem Jahr noch kostendeckend arbeitet, wird im kommenden Jahr in die Verlustzone führen - es sei denn, die Unternehmen finden Potenziale zur Kostensenkung. Sie sehen also, dass die Förderung über das EEG richtig und gut konzipiert ist, wir haben die Kosten in 14 Jahren um 2/3 gesenkt und senken weiter. Eventuell erlauben uns technologische Gewinne sogar, diese Senkungsschritte vorzuziehen.
Darüber hinaus erwarte ich aus der Netzparität noch einen weiteren Effekt. Wenn die Eigenerzeugung von Strom günstiger wird als der Fremdbezug, sind die Versorger gezwungen, ihre Preise an diesem Maßstab zu orientieren. Die dezentrale Eigenerzeugung auf den Dächern bekommt also nach und nach einen limitierenden Charakter in der Strompreisbindung. Und sinkende Strompreise sind doch sicher in unser aller Sinne oder? Mit dem Ferrari von Herrn Asbeck hat das also wenig zu tun, denn die eigentlichen Gewinner sind die Eigenheimbesitzer, die Solaranlagen auf ihre Dächer bauen und ihren Strom selbst erzeugen.
Übrigens haben wir in der Vergangenheit und tun dies immer noch in die Atomenergie viel mehr Subventionen gesteckt, als in die Erneuerbaren. Bisher sind es schon mehr als 85 Mrd. Euro gewesen (die Zahl stammt vom CSU-Kollegen Göppel) und alleine für Asse/Morsleben/Karlsruhe werden es noch einmal 15 Mrd. Euro sein. Der Unterschied ist, dass von den Subventionen in die Atomenergie vier Energiekonzerne und Siemens profitieren, während von den Investitionen in die erneuerbaren Energien viele mittelständische Unternehmen, die Energieverbraucher, Eigenheimbesitzer mit Solaranlage und Bauern profitieren - nachhaltig.
Was die Spenden an die Bonner SPD angeht: Über die freue ich mich und mache sie öffentlich. Das sie mein Handeln nicht beeinflussen, sieht man an der Tatsache, dass ich mich seit 25 Jahren für die Förderung der Erneuerbaren Energien einsetze, vor 14 Jahren in Bonn das System der Einspeisevergütungen eingeführt habe, Solarworld aber erst zehn Jahre alt ist und die erste Spende vor drei Jahren kam. Warum soll ich diese Spenden von einer Firma, die von dieser Politik profitiert hat, ablehnen. Schlimm wäre es doch nur, wenn ich meine Meinung im Umfeld von Spenden verändert hätte. Übrigens warfen mir die Grünen noch 2008 vor, ich hätte der Photovoltaik den Todesstoß versetzt, als ich im Gesetz die Vergütung für Freiflächenanlagen um 30% gesenkt habe :-)
Ich hoffe, damit weiter der Kandidat Ihrer Wahl zu sein.

Mit freundlichem Gruß

Ulrich Kelber