Frage an Werner Kruck bezüglich Energie

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Werner Kruck
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Frage von Paul H. •

Frage an Werner Kruck von Paul H. bezüglich Energie

Sehr geehrter Herr Dr. Kruck,

der Preis für Rohöl liegt bei 66 € pro Barrel und mein Stromversorger hat gerade seine Preise um 12% erhöht. Wer soll das alles noch bezahlen?
Ich bin der Meinung, wir sollten endlich wieder neue Kernkraftwerke bauen, so wie andere Länder auch. Andere Energiequellen, die unseren Bedarf decken könnten, sehe ich nicht.

Wie steht die Familien-Partei dazu?

Mit freundlichen Grüßen
Paul Habicht

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FAMILIEN-PARTEI

Sehr geehrter Herr Habicht,

vielen Dank für Ihre Frage! Sie sprechen damit ein überaus wichtiges und heikles Thema an.

Klar ist,
- dass entwickelte Volkswirtschaften Energie benötigen,

- dass immer mehr Völker zu Industrienationen aufsteigen und sich der Energiebedarf weltweit in absehbarer Zeit verzehnfacht,

- dass die Rohölreserven endlich sind und irgendwann erschöpft sind.

Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass wir entweder starken Verzicht üben müssen oder andere Energiequellen benötigen als fossile Brennstoffe.

Von hier ab scheiden sich nun die Wege. Auf der einen Seite gibt es bereits die Möglichkeit, über Atomkraftwerke Energie zu gewinnen. Und auf der anderen Seite steht die Energiegewinnung aus Sonne, Wind, Biomasse und Wasserkraft.

Ich bin kein Physiker, Biologe, Arzt oder Ingenieur. Welche Gefahren von einem Atomkraftwerk tatsächlich ausgehen, kann ich nicht beurteilen. Mein Zugang zum Thema ist ein rein ökonomischer.

Als Ökonom sage ich, wenn eine Sache riskant ist und andere dadurch zu Schaden kommen können, muss man das Risiko versichern. Dazu haben wir die KFZ-Haftpflicht und zig andere Versicherungen. Jeder Unternehmer, Arzt, Lehrer etc. lässt das Risiko, anderen Schaden zuzufügen und dafür haftbar zu sein, versichern. Also wäre es doch vollkommen normal, dass auch Atomkraftwerke die möglichen Schäden versichern. Per Gesetz sind sie von der Versicherungspflicht jedoch befreit. Während der Bevölkerung gesagt wird, die Risiken seien vernachlässigbar gering, sagt die Versicherungswirtschaft, die Risiken seien in ihrer Höhe nicht versicherbar.

Bitte vollziehen Sie einmal eine ganz einfache Rechnung nach. Eine 30-km-Zone rund um das AKW Biblis, die nach einem Supergau für 20 Jahre unbewohnbar wäre, beträfe die Städte Worms, Mannheim, Ludwigsburg, Heidelberg, Darmstadt und die gesamte Berstraße. Über die weitergehende 150-km-Zone, die man für eine kürzere Frist räumen müsste, wollen wir mal nicht reden. Betroffen wären etwa 3.000.000 Menschen. Pro Mensch existieren Wohnraum, Grundstücke und Arbeitsplätze von durchschnittlich ca. 500.000 EUR. Der zu kalkulierende mögliche Schaden beliefe sich demnach auf ca. 1.500.000.000.000 EUR. Wenn nun gesagt wird, das Risiko betrage 1 Unfall in 1 Mio. Jahren pro Kraftwerk, dann müssten die Versicherungsunternehmen eine Jahresprämie von 1.500.000 EUR verlangen um das Restrisiko abzudecken. 1,5 Millionen! Rechnet man mit einem Versicherungsfall in 100.000 Jahren, betrüge die Prämie bereits 15 Mio. jährlich.

Man sieht sehr schnell, dass es billigen Strom aus Kernkraft nur geben kann, wenn das Risiko einer Freisetzung ignoriert wird. Dabei geht es nicht nur um reguläre Störfälle, die sich vermutlich beherrschen lassen, sondern auch um jede andere denkbare Möglichkeit, gegen die Kraftwerke nicht geschützt sind und auch nicht geschützt werden können. Wer sagt denn, dass nur Amerikaner wissen wie Bunker brechende Waffen zu bauen sind?

Ganz gleich wie gut wir diese Technik beherrschen, die Tatsache alleine, dass wir mit diesen Materialien umgehen, birgt Risiken. Und daran scheiden sich die Geister. Die einen akzeptieren das Risiko und die anderen akzeptieren es nicht. (Lesen Sie doch mal den von heute stammenden Artikel bei n-tv zum Thema: http://www.n-tv.de/571019.html )

Ich persönlich verlange, dass die Kraftwerke versichert werden. Das würde mir genügen. Wäre meine Familie im Schadensfall mit 1 Mio. EUR abgesichert, könnten wir uns überall eine neue Existenz aufbauen und wären willkommene Gäste. Die Position der Familien-Partei hingegen lautet, dass wir das genannte Restrisiko ablehnen. Wir verlangen, dass die Möglichkeiten der Energiegewinnung aus Sonne, Wind, Biomasse und Wasserkraft ausgeschöpft werden. Den Einwand der Kernkraft-Befürworter, so könne man die benötigte Energie nicht gewinnen, halten wir für falsch. Es mag sein, dass unsere Energiekosten dadurch höher sind. Doch kann die Kernkraft nur billiger angeboten werden, weil die Risiken nicht in den Preis mit einfließen. Würde man alle Kosten einrechnen, produzieren beispielsweise Wind- und Wasserkraftwerke den Strom deutlich billiger als Atomkraftwerke.

Zwei Punkte gälte es noch zu vertiefen:

1.. Welchen Anteil haben die Monopolstrukturen auf dem Energiemarkt an den hohen Preisen?
2.. Welche Chancen ergäben sich aus einer Weiterentwicklung der Wasserstofftechnik?

Zu 1.: Wir wohnen in Sichtweite vom Kraftwerk Biblis. Angeblich produziert dieses Kraftwerk seinen Strom für 2 bis 3 ct pro KW/h. Wir bezahlen aber über 12 ct plus Mehrwertsteuer. Alle Steuern rausgerechnet, kassiert der Versorger also gut 8 ct vom Preis. Wettbewerb? Fehlanzeige. Vergleichen Sie mal die Preise bei Yellow-Strom. Sie werden erstaunt feststellen, dass im Norden, wo viele Windkraftwerke stehen, niedrigere Preise zu bezahlen sind als in unmittelbarer Nachbarschaft eines Atomkraftwerkes.

Zu 2.: Die Wasserstofftechnik rechnet sich heute noch nicht, weil die energetischen Verluste bei der Erzeugung von Wasserstoff zu hoch sind. Mit steigenden Rohölpreisen wird sich dies gravierend ändern. Die Zukunft wird so aussehen, dass jedes Gebäude ein eigenes Hauskraftwerk hat und aus der Wasserstoffbetankung Strom- und Wärmeenergie bezieht. Die Monopolstrukturen auf dem Energiemarkt könnten dadurch aufgebrochen werden, weil es keiner Netze mehr bedarf. Mit dem Wasserstoff-Transport würde auch unerheblich, wo dieser erzeugt wird. Ob Windkraftwerke an der Nordseeküste oder in einem unbewohnten Gebiet Afrikas, spielt dann nur noch eine geringe Rolle, da man mit Tankern, wie beim Rohöl, die Energie verlustarm transportieren könnte.

Bereits eine Verdoppelung des gegenwärtigen Benzinpreises, bringt uns an die Schwelle zur rentablen Wasserstofftechnik als Energieträger. Es bleiben noch viele offene Fragen, aber statt in Kohle zu investieren, sollten wir uns der Zukunft öffnen.

Letzte Anmerkung aus volkswirtschaftlicher Sicht. Wenn Deutschland Rohöl importieren muss, fließt dieses Geld in ausländische Volkswirtschaften. Vielleicht kaufen diese dann wieder was von uns, vielleicht auch nicht. Wenn wir in Deutschland Energie aus Windkraft gewinnen oder die Wasserstofftechnik einsetzen, dann würden die entstehenden Kosten unmittelbar als Einkommen den damit beschäftigten Personen zukommen und als Nachfrage auf unserem nationalen Markt wirken. Damit will ich nicht gegen den internationalen Handel argumentieren, wohl aber anmerken, dass Anstrengungen zur Verringerung unserer Abhängigkeit vom Rohöl unmittelbar beschäftigungswirksam wären und sich somit volkswirtschaftlich bereits rentieren können, selbst wenn die Erzeugung von Wasserstoff noch teuer ist als Rohöl.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Werner Kruck