Frage an Werner Kruck bezüglich Wirtschaft

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Werner Kruck
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Frage von Detlef B. •

Frage an Werner Kruck von Detlef B. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Kruck,

vielfach wird argumentiert, dass die Arbeitslosigkeit vor allem in der globalen Konkurrenz der Unternehmen ihre Ursache findet. Lässt sich woanders billiger produzieren, wird das Unternehmen verlagert, wird das billigere Produkt impotiert, findet es in aller Regel auch die interessierten Konsumenten, was die Dynamik verstärkt.

Es scheint so ein Dilemma zu sein, dass mit nationaler Wirtschaftspolitk nicht zu lösen ist, auch wenn andere Parteien so tun, als könnte sie durch Senkung der Arbeitskosten das Problem lösen. Konsquent zu ende gedacht, müsste der Arbeitslohn hier dann so weit herunter gehen, dass eine Produktion in einem anderen Land nicht mehr lohnen würde. Kaum vorstellbar.

Was denken Sie, mit welchen Massnahmen Arbeitsloskeit zu minimieren wäre?

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FAMILIEN-PARTEI

Sehr geehrter Herr Beck,

es ist eine der menschlichen Eigenschaften, dass wir IMMER eine Erklärung für Phänomene haben, selbst dann, wenn wir rein gar nichts darüber wissen.
So mussten in der Vergangenheit Zauberer und Hexen herhalten für Naturphänomene und unverstandene medizinische Sachverhalte.

Etwa 230 Jahre Geschichte der Marktwirtschaft in Europa haben uns doch gelehrt, dass die Verteilung der erzeugten Werte zwischen "Arbeit und Kapital" stets umkämpft war. Wie drücken Käufer die Verkäufer im Preis? Sie erzählen, dass sie woanders etwas viel billiger bekämen. Worüber sie nicht reden ist, auf welche Leistungen sie bei "billiger" verzichten müssen.

Auf dem Arbeitsmarkt sind die Unternehmer Käufer und die Arbeiter Verkäufer ihrer Ware Arbeitskraft. So lange ich denken kann, jammern die Arbeitgeber über die unverschämt teuren Arbeitskräfte. Und sie sind sehr fleißig wenn es darum geht, der Öffentlichkeit "Beweise" zu präsentieren.

Der eigenen Verbandspropaganda folgend haben viele Unternehmer ihre Betriebe ins Ausland verlagert. Wie oft schon wurde dabei anschließend der Versuch mit hohen Verlusten wieder beendet? Nehmen Sie BMW oder Daimler als bekanntere Beispiele. Porsche produziert im Hochlohnland Baden-Württemberg mit Erfolg und ist überzeugt, dass nirgendwo sonst auf der Welt dieses qualitativ hochwertige Produkt ähnlich günstig hergestellt werden kann. Es macht eben einen Unterschied ob jemand Hosenknöpfe oder High-Tech herstellt.

Ein Land sollte immer nach den höchst möglichen Löhnen streben. Diese Botschaft hat uns Ludwig Erhard hinterlassen. Um berechtigt hohe Löhne zu erzielen, müssen die Produkte hochwertig sein und müssen die Unternehmen gut funktionieren. Nur wenn das nicht mehr funktioniert, geht es mit einer Wirtschaft abwärts.

Die so genannte "Globalisierung" wird als Argument einerseits benutzt im Verteilungskampf um die erwirtschafteten Werte. Sie muss andererseits aber auch herhalten als Erklärung für Phänomene, deren Ursache unsere Politiker schlicht nicht raffen.

Wenn der Staat Geld benötigt zur Finanzierung notwendig erachteter Investitionen, sich aber gleichzeitig scheut den Bürgern entsprechend seiner Leistungsfähigkeit zeitnah mit Steuern zu belasten, dann entsteht Staatsverschuldung. Kein anderer Grund als die Feigheit lässt Regierungen den Grundsatz durchbrechen, das was heute ausgegeben wird auch heute per Steuern zu finanzieren. 1.441.000.000.000 Euro beträgt momentan unsere Staatsverschuldung. Bei 4% sind dies 57.640.000.000 Euro Zinsen pro Jahr. Bei 38.800.000 Erwerbstätigen in Deutschland kommen wir auf 1.480 Euro pro Jahr und Erwerbstätigen. Dieses Geld wird über die zu zahlenden Zinsen umverteilt. Von wo nach wo?

5 Billionen Euro beträgt das Vermögen der Privathaushalte zurzeit. Gleichzeitig lasten auf jedem Privathaushalt durchschnittlich 40.000 Euro Schulden, was etwa 1,4 Billionen ausmacht. Nur sagen Durchschnittszahlen in diesem Fall recht wenig aus. Wahrscheinlicher ist doch die Aussage, dass ein Teil der Bevölkerung über ein Vermögen von 5 Billionen verfügt dem Schulden der Privathaushalte (1,4), des Staates (1,44) und der Unternehmen (geschätzt 2,1) Billionen gegenüber stehen. Denn nichts anderes ist "Geld". Guthaben hier und Schulden dort. Wenn man diesen Ansatz einmal zu Ende denkt, sieht man, wohin die Massenkaufkraft eigentlich verschwindet, nämlich auf den Konten jener, die bereits alles haben und nichts mehr nachfragen. Ab einem gewissen Vermögen - so hat es mir mal ein Berater der Branche gesagt - kann man nur noch reicher werden, weil das, was man privat ausgeben kann, immer weniger sein wird als das, was durch Zinsen hinzukommt.

Die von Ihnen angesprochene Krise ist m.E. eine Verschuldungskrise und keine Globalisierungskrise. Weil die Verschuldung hausgemacht ist und Politiker für ihre Fehler selten Verantwortung übernehmen, glaubt man ganz gerne was man glauben will und greift die Propaganda der Unternehmer für eigene Zwecke auf. Für die Globalisierung kann man schließlich nichts. Im Gegenteil: mit noch mehr Gesetzen, internationalen Konferenzen und Abkommen, kann man sich wichtig tun und wird ewig beschäftigt sein, da sich durch eine internationale Marktkontrolle an der Ursache unserer Probleme nichts ändert.

Und nun möchten Sie noch wissen, mit welchen Maßnahmen die Arbeitslosigkeit reduziert werden könnte? Langfristig brauchen wir den kulturellen Wandel auf allen Ebenen. Schulen und Universitäten die für die Selbständigkeit ausbilden. Medien, die über Erfolgsgeschichten der Selbständigkeit berichten. Einen Staat, dessen Verwaltung die Selbständigkeit aktiv unterstützt statt die Selbständigen zu belasten. Wir müssen nur ein Volk werden, in dem es weniger Arbeiter («hängig Beschäftigte) gibt und mehr Selbständige, dann können Menschen ihre Arbeitsleistung auch dann zu Geld machen, wenn kein "Arbeitgeber" ihnen diese organisatorische Leistung abnimmt.

Die kurzfristig möglichen Maßnahmen bleiben mein Geheimnis, bis man mich vielleicht eines Tages wählt.

Geben Sie mir Ihre Erststimme bei der Wahl.

Dr. Werner Kruck