Sehr geehrter Herr Bundesminister,

mit vielen meiner Gesprächspartner frage ich mich, weshalb die deutsche Regierung das aggressive Auftreten eines ausländischen Regierungschefs wie des türkischen Ministerpräsidenten jüngst in der Kölnarena unwidersprochen hinnimmt. Herr Erdogan sprach nicht nur in nationalistischen Tönen den Integrationszielen der Bundesrepublik Hohn, sondern bezeichnete neben vielen anderen Ungeheuerlichkeiten die Assimilation als eine Art Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Wenn man dieser Logik folgt, so waren die ca. 30 Millionen Deutschamerikaner Opfer verbrecherischen Handelns, weil sie sich in den USA assimiliert haben, oder die Kurden, weil sie von den Türken auf Biegen und Brechen zwangsassimiliert werden.
Man muß sich leider für die leisetreterische Art unserer Regierung schämen. Diplomatische Zurückhaltung muß m.E. ihre Grenzen haben, wenn es an das eigene Selbstverständnis geht. Welche Zumutungen von Seiten des türkischen völkischen Nationalismus und offensiven Islams will man noch duldend über sich ergehen lassen? Ist nach den Äußerungen Erdogans die DITIB nicht mit noch mehr Berechtigung als Staat im Staate und als von einer fremden Regierung gelenktes Organ zu betrachten?

Mit freundlichen Grüßen
Rainer Glagow