Frage an Agnes Krumwiede bezüglich Kultur

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Agnes Krumwiede
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Frank E. •

Frage an Agnes Krumwiede von Frank E. bezüglich Kultur

Sehr geehrte Frau Krumwiede,

ich habe sie auf der Muskmesse in Frankfurt das erste Mal wahrgenommen und war nach ihrer Auszeichung zur Pianistin des Jahres sehr gespannt über ihre Programmatik und erhoffte mir eine gewissen Innovationsschub im Bereich Kultur durch eine Expertin aus der Praxis. Ich war sehr enttäuscht.
Trotzdem habe ich habe mehrere Fragen an sie:

1. Wenn sie in einem fiktiven Haushalt Million Euro für die Themenfelder Bildung, Klimaschutz, Soziales und Kultur zur Verfügung hätten. Wie würden sie das Geld aufteilen und warum?

2. Sie fordern eine Möglichkeit für Kommunen für Kulturprojekte Schulden aufnehmen zu dürfen. Halten sie es in der momentanen Finanz- und Wirtschaftskrise für gerechtfertigt, dass Kommunen kein Geld zum Erhalt der absolut notwendigen Dinge haben und gleichzeitig ihre Verschuldung für eine freiwillige Leistung der Kommunen ausgeben dürfen? Diese Verschuldung ist nichts weiter als eine weitere Bürde für die zukünftige Generation und unter Betrachtung meiner nächsten Frage auch sozialpolitisch eine absolute Frechheit.

3. Halten sie es für sozialpolitisch in Ordnung, dass wir bundesweit Millionen in einen Kulturbereich stecken, der beinahe ausschließlich von einem gut betuchten Bildungsbürgertum nachgefragt wird? Halten sie es für gerecht, dass ein Geringverdiener die subventionierte Opern- oder Theaterveranstaltung des gut verdienenden Professors oder Bankvorstands finanziert?

4. Kunst und Kultur sind immer ihres jeweiligen Zeitgeistes unterworfen. Sobald kein Interesse mehr an einer bestimmten Art der Kunst bestand, starb diese aus. Dies ist ein natürlicher Prozess. Wieso sollen wir Millionen in einen Bereich investieren, der offensichtlich bei den Bürgern in diesem Land eine kleine bis keine Nachfrage hat? Sollten nicht eher jene für den Erhalt aufkommen, die daran ein besonderes Interesse haben? Beispielsweise Stiftungen, reiche Privatleute oder Unternehmen.

Herzliche Grüße
Frank Einasch

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Einasch,

aus Ihren Ausführungen lese ich heraus, dass wir eine unterschiedliche Auffassung von Kultur und ihrer Bedeutung für unsere Gesellschaft haben.

Kultur ist für mich der Nährboden unserer Demokratie. Ihre staatliche Förderung ist deshalb gerade in Zeiten der Krise von großer Bedeutung. Allerdings unter der Bedingung, dass sie sich eben nicht im elitären Elfenbeinturm abspielt, sondern ihren kulturellen Bildungsauftrag ernst nimmt und kulturelle Teilhabe gewährleistet.

Der Erhalt unserer kulturellen Vielfalt in Zeiten finanzieller Engpässe bedeutet weit mehr als die von Ihnen beschriebene Finanzierung von Prestigeprojekten für eine wohlhabende Klientel. Denn von den drohenden Streichungen im Kulturbetrieb werden vor allem diejenigen betroffen sein, die sowieso schon zu den Verlierern der Krise zählen: Keine Bücherbusse mehr in ländlichen Gebieten, ein geschlossenes Programmkino oder ein fehlendes soziokulturelles Zentrum bedeuten weniger Bildung, weniger Information und einen Verlust an sozialer und kultureller Teilhabe für große Teile unserer Gesellschaft.

Deshalb bin ich überzeugt, dass die staatliche Förderung von Kultur auch in Zeiten der Krise unbedingt notwendig ist.

Mit freundlichen Grüßen
Agnes Krumwiede