Frage an Agnes Krumwiede bezüglich Umwelt

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Agnes Krumwiede
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Markus H. •

Frage an Agnes Krumwiede von Markus H. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Krumwiede,
ich wollte mal bei Ihnen nachfragen, ob Sie sich keine Gedanken zum Thema Elektroauto und Umweltschutz machen? Gibt es bei den Grünen keine Debatte über die Nachteile eines E-Autos?
Ich finde die ganze Euphorie rund um das E-Auto ziemlich verlogen, da dem Kunden vorgegaukelt wird, dass sei der beste Umweltschutz schlechthin. Man kann sozusagen "grün" Auto fahren, ganz nach dem Motto: Milch kommt aus dem Supermarkt und Strom aus der Steckdose.
Für meine Begriffe muss die Autoindustrie dazu verpflichtet werden, jedes E-Auto nur mit den Angaben zur durchschnittlichen Umweltverschmutzung, wie bei der Stromrechnung zum Beispiel, verkaufen zu dürfen, damit dem Kunden klar wird, dass das E-Auto auch die Umwelt schädigt. Vielleicht nicht in dem Ausmaß wie ein Verbrennungsmotor, aber auch nicht wesentlich weniger.
Es wird mich freuen eine Antwort von Ihnen zu erhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Markus Heil

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Heil,

die Debatte über Elektromobilität wird bei den Grünen in der Tat differenzierter geführt, als es in der Öffentlichkeit ankommt. Einerseits haben Elektroautos gegenüber Autos mit Verbrennungsmotoren viele Vorteile: Sie sind leiser, stoßen beim Fahren keine Schadstoffe aus und können mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Außerdem ließen sich mit intelligenten Stromnetzen und einer größeren Menge Elektroautos diese als Teil eines dezentralen Puffers für Produktionsschwankungen in der Wind- und Solarenergie nutzen. Andererseits verbrauchen auch die Elektroautos viel Energie, die erst produziert werden muss; es wird viel Wasser, Energie und Rohstoffe verbraucht, um die Autos und die Batterien zu produzieren; sie nutzen sehr viel Platz auf unseren Straßen und können auch schwere Verkehrsunfälle verursachen.
Daher gilt für uns, dass wir nicht nur andere, sondern auch weniger Autos brauchen. Dazu brauchen wir einen besseren ÖPNV, Car-Sharing, eine andere Bahnpolitik und eine Verkehrsinfrastruktur und – regeln, die Fußgänger- und Fahrradfreundlich sind.
Manche der Vorteile und Probleme von Elektroautos, wie zum Beispiel der geringere Lärm oder der Platzverbrauch auf den Straßen lassen sich schwer beziffern und daher auch nicht einfach gegeneinander aufrechnen oder sinnvoll in Kennzeichnungspflichten für die Industrie umsetzen. Wir Grünen sprechen uns – nicht nur bei Autos – für eine Kennzeichnung des Ressourcenverbrauchs und des CO2-Ausstoßes von Produkten aus. Der CO2-Ausstoß pro km von Elektroautos könnte z.B. aus dem dabei verbrauchten Strom und dem CO2-Ausstoß bei der Produktion dieses Stroms berechnet werden.
Insgesamt gilt aber: Mit Ausnahme von Problemen, die mit den Batterien zu tun haben, haben Autos mit Verbrennungsmotoren alle Probleme der Elektroautos auch. Wir werden auf absehbare Zeit noch Autos brauchen. Und es gibt derzeit über 42 Millionen PKW mit Verbrennungsmotor in Deutschland. Es ist daher sinnvoll und realistisch, dass wir uns für Elektromobilität stark machen – im Bewusstsein, dass auch sie nur nachhaltig funktionieren kann, wenn es insgesamt weniger Autos gibt und weniger Auto gefahren wird.

Mit freundlichen Grüßen
Agnes Krumwiede