Frage an Andrea Krueger von Walter B. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Krüger,
Herr Schönherr stellte am 6.03. an Ihren Parteikolegen Herr Hitzler untere Anfrage. Die Anwort hätte mich auch interessiert, aber Herr Hitzler hat es nicht nötig oder aus zeitmangel bis jetzt noch geantwortet.
Können Sie oder ein anderer Kanidat/in der CDU mir eine Antwort geben.
Mit freundlichen Grüßen
W.Bentz
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06.03.2006
Frage von
Bernd Schönherr
Sehr geehrter Herr Hitzler,
am 24.2 sprach unsere Umweltministerin Tanja Gönner in Herbrechtingen unter anderem über die Zukunft der Atomenergie, speziell auch über das AKW Grundremmingen. Das Heidenheimer Pressehaus (online) brachte am 17.2. einen Artikel,der erste Satz begann mit "Ein kompromissloses Bekenntnis zur Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken.....", das mich etwas irritierte.
Deshalb meine Frage an Sie: Wie stehen Sie zur möglichen Laufzeitverlängerung unserer dt. Atomkraftwerke, können Sie einem späteren Ausbau, Erweiterung oder gar Neubau von Atomkraftwerken zustimmen? Welche Rolle sollten alternative Energien (Solar-, Photovoltaik, Windenergie) spielen?
Wie ist Ihre Position zur Gentechnik in der Landwirtschaft?
Freundliche Grüße
Bernd Schönherr (parteilos)
Antwort von
Bernd Hitzler
bisher noch keine
Sehr geehrter Herr Bentz,
sehr geehrter Herr Schönherr,
auf die Berichterstattung in der Heidenheimer Presse kann ich nicht eingehen, da ich sie nicht kenne. Ich kann Ihnen aber gerne unsere generelle Position in der Frage der Laufzeit von Atomkraftwerken erläutern.
Die CDU will keine Laufzeitverlängerung auf unbestimmte Zeit, sondern für einen Zeitraum von ca. 10 Jahren, weil bis dahin eine Reihe von Ersatztechnologien einsatzreif sein werden. Bis dahin müssen wir aber neben dem Energiebedarf der privaten Haushalte die Deckung des Energiebedarfs unserer produktionsorientierten Wirtschaft auch durch Atomkraft sicher stellen können. Andernfalls wären in erheblichem Umfang Arbeitsplätze gefährdet.
Hinsichtlich der Ersatztechnologien kann ich Ihnen folgende Informationen geben:
1. Die EnBW plant derzeit ein neues Kohlekraftwerk. Planung und Bau mit Kosten in Millionenhöhe dauern ca. 6-8 Jahre. Die Standortfindung ist jedoch noch nicht abgeschlossen. In der engeren Wahl stehen Karlsruhe oder Heilbronn.
2. Im Februar geht die zweite Pelletspresse in Baden-Württemberg in Produktion (nach Buchenbach nun in Empfingen). Dies dürfte beim derzeit stark steigenden Pelletsmarkt nicht die letzte sein. Mit Biomasse in Form von Holz (Hackschnitzel und Pellets) lässt sich Wärme, aber künftig auch Strom produzieren.
3. Marktreife Geräte für Klein-Blockheizkraftwerke (Strom- und Wärmeerzeugung) für Privathaushalte sind nun zu akzeptablen Preisen verfügbar, werden bei größeren Serien evtl. noch günstiger. Auf dem Markt sind der "Raps-Dachs" und nun neu zugelassen Geräte aus Norwegen und Schweden. Diese Geräte laufen mit reinem Rapsöl, also ohne teure Weiterverarbeitung des Rohstoffs. Gute Marktdurchdringung mit Anpassung der landwirtschaftlichen Produktionsflächen in ca. 8-10 Jahren.
4. Im Bereich der tiefen Geothermie laufen derzeit Pilotprojekte am Oberrhein nach dem sog. Hot-Dry-Rock-Verfahren. Um anwendungsreife Technologien zu erhalten, sind noch ca. 10 Jahre Forschungs- und Demonstrationsphase nötig. Das Land ist beteiligt.
5. Biogas: dezentrale Biogasanlagen größeren Zuschnitts als Kooperationslösung der beteiligten Landwirte sind in der Planung (ca. 100-150 Stück). Sie liefern künftig Biogas für eine dezentrale Strom- und Wärmeversorgung. Der Einsatz regionaler landwirtschaftlicher Rohstoffe mindert die Abhängigkeit von Öl, Gas und Uran. Es ist eine gute Entwicklung in den nächsten Jahren prognostiziert.
6. In Leonberg läuft ein Forschungsprojekt, an dem das Land beteiligt ist. Ziel ist, Biogas zu "konditionieren", d.h. Biogas in immer der gleichen Zusammensetzung zu erzeugen. Dies ist wichtig z.B. für den Betrieb von Brennstoffzellen.
7. Forschung an Brennstoffzellen an einer Reihe von Instituten des Landes im Hochtemperatur- und Niedertemperaturbereich. Gute Fortschritte.
8. Brennstoffzellen: die EnBW hat ein Pilotprojekt mit Brennstoffzellen in Privathaushalten abgeschlossen (Strom- und Wärmeproduktion). 2006 geht eine Vorserie mit 600 Anlagen an den Markt. Dies ist eine Vorstufe für eine breite Markteinführung. Zielprojektion 6-8 Jahre.
9. Falls es gelingt, Brennstoffzellen mit konditioniertem Biogas zu betreiben, ist dies der Einstieg in dezentrale Kleinkraftwerke mit Gas von einheimischen Rohstoffen. Zeitbedarf ca. 10 Jahre.
10. Moderne Kraftwerkstechnik im Kohlebereich. Es wird eine Wirkungsgradsteigerung von 20 % erwartet in einem Zeitraum von 10-15 Jahren. Die Testanlage Comtess 700 in Gelsenkirchen ist seit 2005 in Betrieb.
11. Clean-Coal-Technik zur CO2-Emmissions-Minderung für effiziente und schadstoffarme Kraftwerke. Soll bis in ca. 20 Jahren verfügbar sein, evtl. vorher, je nach Einsatz von Forschungsmitteln.
12. Kohle: Oxyfuel-Technologie zur Verbrennung von Kohle mit reinem Sauerstoff in einem stickstoffarmen Prozeß. Die Pilotanlage geht im Ruhrgebiet demnächst in Bau. Die Marktverfügbarkeit ist projektiert auf 2015.
13. Würth-Solar, Solarfabrik in Marbach für Dünnschichtmodule (CIS-Technik) gut in der Zeit. Produktionsstart geplant für 2007. Erschwingliches Preisniveau durch hohe Mengen in ca. 10 Jahren zu erwarten.
14. Energiesparen: die EnEV (Energieeinsparungs-Verordnung) wird einen Schub geben beim Sparen von Wärme (Dämmung, neue Dämm-Materialien) und beim Strom (Licht, Heizung, Kühlung, Elektrogeräte). Die Sanierung von Gebäuden ist ein mittelfristiger Prozeß. Bis in 10 Jahren sollten gute Ergebnisse da sein.
Dies zeigt, daß die Landesregierung und die CDU auch das Thema "Erneuerbare Energien" keineswegs vernachlässigt, sondern dass in allen denkbaren und interessanten Bereichen geforscht wird. Ziel ist der Ersatz von Importrohstoffen (Öl, Gas, Uran) und verstärkter Einsatz einheimischer Rohstoffe. Forschung, Demonstration und Investition dauern im Schnitt 10 Jahre. Dies ist der Zeitraum für eine Laufzeitverlängerung.
Mit freundlichen Grüßen
Andrea Krueger