(Teil 1)

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

Als fleißiger Student war ich an guter und freier Bildung für alle interessiert. Bildung darf sich aber nicht solchen ökonomischen Rechnungen unterwerfen, wie Sie sie formulieren.

Mit Studiengebühren wird Ihr Anspruch nur einigen wenigen eröffnet – nämlich jenen, denen Schulden jeglicher Art, jeglicher Höhe, jeglicher Zinshöhe nichts ausmachen. Für Verbesserungen, die Studierenden, der Gesellschaft zu gute kommen, sind Studiengebühren kontraproduktiv. Denn in dem Maße, wie diese eingenommen werden, zieht sich das Land aus der Finanzierung zurück und belasten die Betroffenen.

Bisherige Studiendarlehenmodelle lassen meines Wissens ein Jahr Zeit, um sie zu tilgen. Ich könnte dieses noch nicht – selbst wenn ich wollte und bis seit 2 Jahre fertig.

Halten Sie es für gerecht, dass Studierende aus begüterten Haushalten schneller zahlen können als finanzschwache Kommilitonen? Letztere sitzen nämlich länger auf ihren Schulden.

Und was wollen Sie verbessern? Wie wollen Sie ein verschultes System verbessern? Zudem sind seit der Einführung von BA/ MA sind wenig bis keine positiven Änderungen mehr möglich.

Ein schnellerer Abschluß? Meinen Sie nicht, dass dies auf Kosten wirklicher Bildung, moralischer Urteilsfähigkeit, demokratischer Entwicklung geht? Die Korrelation zwischen längerer Bildungszeit und diesen Faktoren sind enorm.

Kein Schuldenberg aufgebaut? Wenn man wenig Geld hat, dann sind auch max. 6.000€ eine enorme Belastung. Meinen Sie wirklich, jeder Studierenden kann und will sich dies leisten? Meinen Sie nicht, dass 6.000€ abschreckend wirken? Dass der ökonomische Primat höher gewichtet wird? Was ist wenn sich der Anteil finanzstarker Hochschüler erhöht, jener der finanzschwachen weiter sinkt, weil sie mehr einen Schuldenberg sehen? Das ist die Bildung, die Bildungsgesellschaft, die Sie wollen?