Frage an Andy Grote bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Andy Grote
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Frage an Andy Grote von Tom V. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Grote -

Auf Ihren Wahlplaketen hier in St. Pauli steht derzeit der Slogan "Was für einen Stadtteil wollen sie haben?"

Einen, in dem ich Nachts schlafen kann, ist meine einfache Antwort. Das ist aber hier auf St. Pauli nicht mehr möglich seit das Viertel vom Rotlichtviertel zur Amüsiermeile umgestaltet wird. Für uns Anwohner die seit 10, 20 oder 30 Jahren hier wohnen ist die Veränderung sehr deutlich. Erst heute Nacht - mitten in der Woche - wurde ich durch lautstark gröhlende, randalierende Betrunkene geweckt. Und ich wohne nicht etwa direkt an der Reeperbahn, sondern in einer Seitenstraße im 3. OG.
Sowohl Behörde als auch Polizei haben in Gesprächen bereits zugegeben, die Situation nicht kontrollieren zu können und aus der Politik keinen Rückhalt zu bekommen.

Sind Sie und Ihre Partei gewillt, anzuerkennen daß es nicht nur Gewerbetreibende, Unternehmen und Vergnügungssüchtige auf St. Pauli gibt, sondern auch Menschen, die hier wohnen und leben? In welcher Weise gedenken Sie mit dem Konflikt zwischen Amüsiermeile => Steuereinnahmen und alteingesessenes Wohnviertel => Wohnen und Leben umzugehen?

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SPD

Sehr geehrter Herr Vogt,

danke für Ihre Frage! Ich kenne die Belastungen, die Sie ansprechen genau, denn ich wohne selbst seit mehr als 10 Jahren in der Talstraße (im unteren Abschnitt zur Reeperbahn hin, mit Schlafzimmer zur Straße). Der Konflikt zwischen Amüsierbetrieb und Wohnbevölkerung gibt es auf St. Pauli seit jeher, aber es ist schlimmer geworden. Ich habe mich in den vergangenen Jahren an vielen Stellen für den Schutz der Anwohner vor Lärmbelastungen eingesetzt. Wir konnten erreichen, dass die Harley-Days nicht mehr auf St. Pauli als Veranstaltungsort stattfinden. Die - häufig versuchte - gastronomische Nutzung der Innenhöfe konnten wir verhindern. Zahlreiche Anwohner konnten wir bei individuellen Beschwerden gegen Gastronomen z.B. am Hamburger Berg oder in der Friedrichstraße erfolgreich unterstützen. Auf dem Spielbudenplatz konnte die Lärmbelastung durch eine neue Tontechnik reduziert werden. Außerdem werden neue geschützte Wohnsituationen geschaffen, durch das Pestalozzi-Quartier oder auf dem Esso-Gelände. Nördlich der Simon-von-Utrecht-Straße werden keine Diskotheken oder Clubs zugelassen. Insoweit stimmt es nicht, dass Polizei und Behörden aus der Politik keinen Rückhalt bekämen, im Gegenteil, die Politik transportiert die Beschwerden häufig erst zu den zuständigen Behörden. Wenn Sie hier tatsächlich andere Auskünfte bekommen haben sollten, würde mich sehr interessieren, von welcher Stelle.

Ein Problem ist allerdings schwer zu lösen: durch die große Zahl von Menschen, die mittlerweile im Bereich Schulterblatt / Schanze unterwegs sind, hat sich ein reger Fußgängerverkehr zwischen Schulterblatt und Reeperbahn entwickelt, der vielfach durch früher relativ ruhige Wohnstraßen führt. Hier sehe ich eigentlich nur die Möglichkeit, die Clubs, Bars und Kneipen so stark wie möglich in den Kernbereichen des Vergnügungsviertels zu konzentrieren und in den Wohnstraßen über einen Zulassungsstopp für Kneipen etc. nachzudenken.

Mit freundlichen Grüßen

Andy Grote