Frage an Angelika Graf bezüglich Gesundheit

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Frage von Maximilian P. •

Frage an Angelika Graf von Maximilian P. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Graf,

mit großem Interesse habe ich ihre Rede zum grünen Antrag "Eigengebrauch von Cannabis wirksam entkriminalisieren – nationale und internationale Drogenpolitik evaluieren" gelesen. Sie sagten "Sowohl die Frage, inwiefern Cannabiskonsum die Wahrscheinlichkeit für einen späteren Konsum härterer Drogen erhöht [...] mitnichten so eindeutig widerlegt worden, wie die Grünen in ihrem Antrag behaupten."

Ich würde gerne wissen, wieso sie denken Cannabis könne vielleicht doch eine Einstiegsdroge sein und auf welche wissenschaftlichen Quellen sie diese Aussage stützen.

Alle mir zur Verfügung stehenden seriösen Quellen verneinen diese Frage eindeutig, hierzu zählen das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil von 1994, die Studie von Kleiber im Auftrag des damaligen Bundesgesundheitsminister Seehofer (CSU) 1998 sowie die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen.

Die Cannabisexperten Prof. Dieter Kleiber und Prof. Renate Soellner schreiben in “Cannabis – Neue Beiträge zu einer alten Diskussion”, Herausgeber Raphael Gaßmann (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen): "Die Einstiegsthese wird gern im politischen Raum vorgetragen, um die Gefährlichkeit von Cannabisprodukten nachvollziehbar zu machen und dies gilt, obwohl sie mehr als dreißig Jahren in der Fachwelt kritisiert und heute von Fachleuten einhellig als empirisch unbestätigt zurückgewiesen wird."

Das BKA schrieb 1993 "Anlaß für eine Mythenbildung sind jedoch nicht nur Forschungsdefizite, sondern auch das Ignorieren vorhandener Forschungsergebnisse bei der eigenen Meinungsbildung." und führte die sog. "Einstiegstheorie" als gutes Beispiel an.

Nicht ernst zu nehmen ist in diesem Fall die Stellungnahme von Prof. Thomasius zur Cannabis-Anhörung 2012: „Im Antrag wird behauptet, dass sich die Hypothese, Cannabis sei eine Einstiegsdroge, als haltlos herausgestellt habe. Dies ist nicht der Fall.“, der hierzu lediglich eine Ansammlung von Korrelationen nennen kann, aber keine kausalen Belege.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Plenert,

vielen Dank für Ihre Abgeordnetenwatch-E-Mail vom 18. Juli 2012 zum Thema Cannabis.

Ich empfehle einen guten Artikel auf dem Portal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Dieser macht deutlich, dass der Sachstand wesentlich differenzierter ist als eine Behauptung nach dem Motto, es gebe keinen Zusammenhang. In dem Artikel wird auch darauf hingewiesen, dass viele Fragen in diesem Bereich noch offen und überhaupt nicht geklärt sind. Darauf habe ich hingewiesen, als ich gesagt habe, dass der Sachverhalt mitnichten so eindeutig widerlegt sei, wie die Grünen es in ihrem Antrag behaupten. Allerdings geht es ja ohnehin nicht allein um die Frage, ob Cannabis eine Einstiegsdroge für härtere Drogen ist, sondern um die Frage, ob es im Sinne der Suchtprävention sinnvoll ist, die Verfügbarkeit von Cannabis auszuweiten und zu erleichtern. Die unterschiedlichen Expertenmeinungen dazu finden Sie als Hintergrund unter einem weiteren Link zu den Stellungnahmen von Sachverständigen anlässlich einer Anhörung des Gesundheitsausschusses.

http://www.drugcom.de/topthema/mai-2011-vom-kiffen-zum-heroin/
http://www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse17/a14/anhoerungen/Archiv/p_Cannabis/stellungnahmen/index.html

Mit freundlichen Grüßen
Angelika Graf