Frage an Anja Grabs von Martin P. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Grabs,
was sind Ihrer Meinung nach derzeit die drei größten und dringendsten Probleme/Herausforderungen in Brandenburg? Wie möchten Sie denen begegnen bzw. wie versuchen Sie diese zu lösen?
Über eine Antwort würde ich mich freuen!
Sehr geehrter Herr P.,
vielen Dank für Ihre Fragen!
Das Land Brandenburg steht vor diesen drei Herausforderungen:
1. Die KlimakriseDas Land Brandenburg gehört zu den Bundesländern in Deutschland mit den wenigsten Niederschlägen. Der Dürresommer letztes Jahr hat gezeigt, dass die von Monokulturen geprägte Landwirtschaft sowie die Forstwirtschaft mit ihren vielen Waldbränden an ihre Grenzen kommen. Wir müssen weg von einer "So haben wir es immer gemacht" - Mentalität, hin zu einer ökologischen Umstrukturierung auf allen Gebieten. Das heißt: Weg von Subventionen für Monokulturen und hin zur Förderung von ökologisch wirtschaftenden Betrieben. Weil Kiefern besonders gut brennen, passen sie in Zukunft nicht mehr als Monokulturen in unsere Forstwirtschaft. Wir benötigen eine Umwandlung zu Mischwäldern mit einheimischen Baumarten und Fokussierung auf besonders gefährdete Rote-Liste-Arten. Zur Bewältigung der Klimakrise muss die Landesregierung Klimaziele formulieren, die sie konsequent befolgt. Das sind Maßnahmen mit dem Ziel möglichst CO2 neutral zu werden, so wie es die Stadt Kopenhagen schon vormacht.
2. MassentierhaltungMan mag sich gar nicht ausmalen, was hinter den geschlossenen Stalltüren vorgeht. Eine Tierquälerei, die auch noch gefördert wird! Damit muss Schluss sein. Wir Brandenburgerinnen benötigen kein Billig-Exportfleisch. Was wir benötigen sind regionale Angebote aus artgerechter Tierhaltung.
3. ArtenschutzBrandenburg hat die Aufgabe seine wildlebenden Tiere und Pflanzen so zu schützen, dass sie in ihrer Population nicht beeinträchtigt werden. Das aktuelle Management der FFH-Gebiete lässt diesbezüglich viele Fragen offen. Die Alleenkonzeption gehört so schnell es geht evaluiert. Mit ihr verbietet sich das Land selbst seine eigenen Flächen, so dass es seit fast 10 Jahren nicht gelingt, die selbstgesteckten Ziele von 30 km neu bepflanzten Alleen einzuhalten. So werden keine Alleen in Waldlagen gepflanzt, obwohl angesichts der Klimakrise jeder einzelne Baum zählt. Auch Lückenbepflanzungen werden nicht so durchgeführt, wie es sinnvoll wäre, um die Ziele zu erreichen, weiterhin Alleenland zu bleiben. Die Roten Listen sind extrem veraltet und müssen schnellstmöglich aktualisiert werden. Es existiert bisher keine Rote-Liste zu den Säugetieren, obwohl Säugetiere wie Fledermausarten und ihre Beeinträchtigung durch Windkraft und auch Wölfe, Dauerthemen in den Medien sind. Ohne Rote Listen kann man keine ordentlichen Angaben zu Veränderungen der Populationen machen. Um das Artensterben der Insekten nicht weiter voranzutreiben, müssen wir auch uns Menschen zu liebe, weg von Pestiziden in der Landwirtschaft.
Viele Grüße aus dem Nachbarort Gosen sendet Ihnen
Anja Grabs