Es gibt jetzt ein in der EU zugelassenes Medikament gegen Corona. Es gilt als sehr effektiv. Impfpflichtdebatte abblasen?

Dr. Ann-Veruschka Jurisch in der Kuppel
Ann-Veruschka Jurisch
FDP
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Frage von Tamara F. •

Es gibt jetzt ein in der EU zugelassenes Medikament gegen Corona. Es gilt als sehr effektiv. Impfpflichtdebatte abblasen?

Omikron ist die bislang harmloseste Corona-Variante. Die Impfstoffe wirken nicht mehr gut, da sie nicht auf Omikron angepasst sind. Länder mit hohen Impfquoten haben auch hohe Inzidenzen (Portugal, Bremen). Länder mit niedrigen Impfquoten ( Sachsen, Thüringen) haben teilweise niedrige Inzidenzen. Deutsche Nachbarländer sperren auf (Großbritannien, Dänemark). Und jetzt gibt es sogar noch ein von der EMA zugelassenes Medikament.

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ema-empfehlung-paxlovid-101.html

Tagesschau schreibt:
""Nach der Zulassung ist Paxlovid das erste Mittel, das mit Corona infizierte Patienten zu Hause oral einnehmen können. Die Covid-Pille des US-Herstellers Pfizer gilt als sehr effektiv.""

Ist die Impfpflicht nicht ein toter Gaul, von dem man absteigen müsste?

Dr. Ann-Veruschka Jurisch in der Kuppel
Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau F.,

eine hohe Impfquote, bzw. eine darauf ausgerichtete eventuelle Impfpflicht, darf kein Selbstzweck sein. Als Ziel muss der Schutz unseres Gesundheitssystems vor Überlastung im Vordergrund stehen. Omikron hat die Lage insofern verändert, dass derzeit durch mildere Krankheitsverläufe die Intensivauslastungen auch bei höheren Infektionsquoten geringer sind. Die zugelassenen Medikamente tragen hierzu auch in gegebenem Maß bei. Gleichwohl laufen wir durch die hohen und möglicherweise weiter steigenden Zahlen in die Gefahr, dass große Teile des Personals in kritischer Infrastruktur (Polizei, Feuerwehr, etc.) gleichzeitig ausfallen kann, auch hier vor müssen wir uns schützen. Auch wissen wir nicht, wie die Pandemie sich nach Omikron weiterentwickeln wird.

Ich halte es insofern für richtig, dass wir über eine Impflicht diskutieren und die Diskussion auch jetzt führen, denn ad hoc, wenn kurzfristig höhere Impfquoten geboten wären, lässt sich das nur schwer einführen. Ich bin aber der Auffassung, dass eine Impflicht an klare Kennzahlen geknüpft und in eine gesamthafte Corona-Strategie eingebettet sein muss. Diese muss den Schutz von Gesundheitssystems und kritischer Infrastruktur im Fokus haben, und eine Impfpflicht darf insofern nur eine Ultima Ratio darstellen. Sollte eine Impfpflicht eingeführt werden, so müssen also zunächst mildere Mittel zum Einsatz kommen - hier denke ich bspw. an ein verpflichtendes Beratungsgespräch und an eine stufenweise (nach Alter) eingeführte Impflicht.

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