Liebe Frau Christmann, inwiefern setzen Sie persönlich sich für eine zukünftig bessere medizinische und pflegerische Versorgung schwerst MECFS-Erkrankter ein?

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Anna Christmann
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Monica H. •

Liebe Frau Christmann, inwiefern setzen Sie persönlich sich für eine zukünftig bessere medizinische und pflegerische Versorgung schwerst MECFS-Erkrankter ein?

Liebe Frau Christmann,
ca. 400.000 Menschen in der Bundesrepublik haben die schwere neuroimmunologische Erkrankung ME/CFS (Infos dazu: https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/). Der Bundestag debattiert am 19.01. über einen entsprechenden Antrag der CDU/CSU.
Die Erkrankung ist nicht selten, wird aber bis heute medizinisch kaum bis gar nicht therapiert und adäquat behandelt. Die meisten Hausärzte_innen und Neurologen_innen können mangels Expertise diese Erkrankung bis heute nicht korrekt diagnostizieren, geschweige denn behandeln, dabei wird sie von der WHO seit 1969 als neurologische Erkrankung eingestuft. Auch Kinderarzt_innen zeigen sich zum Schaden der jungen Patient_innen von diesem Krankheitsbild überfordert.
Die Folgen sind: Unbehandelte Betroffene, die zu pflegebedürftigen Frührentner_innen werden!
Bitte setzen Sie sich für mehr Forschung, Diagnostik und Therapie in diesem Bereich ein! Ärzt_innen müssen fortgebildet werden!
Mit freundlichen Grüßen, M. H.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Liebe Frau H.,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir wissen um die großen Einschnitte und die schwierige Lage, in der ME/CFS erkrankten Patient*innen und ihre Angehörigen sind, durch Ihre Einschränkungen im Alltag und zum Teil den dauerhaften Pflegebedarf.

Die mangelnde Forschung und Versorgung von Long-Covid/ME-CFS-Patient*innen ist ein großes Problem, das bei Bündnis 90/Die Grünen und auch innerhalb der Ampelkoalitionspartner*innen als solches erkannt wurde. Als eines von ganz wenigen Krankheitsbildern hat es daher auch explizit Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden. Hierbei haben wir uns auf die Verbesserung der Forschung und der Versorgung verständigt.

Zur Forschungsförderung sind Haushaltsmittel in Höhe von 22,5 Millionen Euro für 2022 und 2023 bewilligt und werden bereits bewirtschaftet. Im Vergleich zu anderen Forschungsfeldern gibt es eine hohe Bewilligungsquote von Forschungsanträgen (etwa 1/3 der Summe aller beim BMBF eingegangenen Anträge wurden bewilligt). Dazu gehört beispielweise eine klinische Studie an der Charité Berlin, in deren Rahmen aktuell die Wirksamkeit von vier Gruppen von bereits bekannten Medikamenten für die Behandlung von Patient*innen mit Long-Covid und Chronischem Fatigue Syndrom erforscht wird. Dies ist sehr wichtig, um potenzielle Behandlungsmöglichkeiten auf verschiedene Wirkstoffe auszuweiten.

Wir Grüne wollen gemeinsam mit den Ampel-Partner*innen auch die Versorgungssituation durch Spezialambulanzen verbessern. Damit mehr Menschen schneller eine Diagnose bekommen, aufgrund derer sie adäquat behandelt werden können. Dazu wurde nun der Gemeinsame Bundesausschuss, der die inhaltlichen Vorgaben der gesundheitlichen Versorgung macht, per Gesetz beauftragt. Er soll bis Ende 2023 eine Richtlinie für die interdisziplinäre und standardisierte Diagnostik von Long-Covid und ähnlichen Krankheitsbildern wie etwa ME/CFS erarbeiten. Gleichzeitig wird dadurch festgelegt, wie den Versicherten ein zeitnaher Zugang zu einem multimodalen Therapieangebot gesichert werden kann.

Zwischenzeitlich wurde ein Informations- und Beratungsangebot geschaffen. An die Webseite longcovid-info.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung können sich Betroffene wenden und auch telefonisch Hilfestellung und Orientierung bei Fragen rund um die Themen Arztsuche, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten erhalten. Insgesamt muss die Informationsqualität innerhalb der Ärzt*innenschaft verbessert werden – das ist uns sehr bewusst. Hier sind die Kassenärztlichen Vereinigungen gefragt.

Vielen Dank, dass Sie sich mit diesem wichtigen Thema an mich gewendet haben. Ich wünsche Ihnen alles Gute.

Beste Grüße

Anna Christmann

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