Frage an Anna Lührmann bezüglich Finanzen

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Anna Lührmann
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Christian K. •

Frage an Anna Lührmann von Christian K. bezüglich Finanzen

Sehr geehrte Frau Lührmann!

Warum sehen die Politiker nicht das tatsächliche Problem, das hinter den Sozialen Ungleichheiten in unserem Lande steckt? Warum reden und behandeln Sie und Ihre Mit-Gewählten immer nur die Symptome anstatt gegen das Geld- und Zins- und Zinseszinsproblem in unserer Wirtschaftsordnung zu nennen und anzugehen? Sehen Sie die Dramatik dieses Problems nicht? Die Verschuldung wächst, ebenso wie der Zins exponentiell. Dem kann mit einer Umlaufsicherung des Geldes (Bar- und Giralgeld) in Form einer "Geldsteuer" abgeholfen werden. Bitte informieren Sie Sich auch unter www.inwo.de und www.geldreform.de

Mit freundlichen Grüßen
Christian Kühnert

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Herr Kühnert,

vielen Dank für Ihre Frage, die Sie an mich gerichtet haben. Zunächst möchte ich mich dafür entschuldigen, dass Sie erst heute eine Antwort von mir erhalten.

In Ihrer Email an mich haben Sie die Meinung vertreten, dass soziale Ungleichheiten in der Bundesrepublik Deutschland vor allem auf ein Geld-, Zins- und Zinseszinsproblem zurückzuführen wären. Als Beispiel führen Sie die wachsende (Staats-)Verschuldung an und plädieren für eine zeitabhängige Nutzungsgebühr respektive „Geldsteuer“ sowohl auf Bar- als auch auf Giralgeld, um diesem Problem zu begegnen.

Ihre Einschätzung diesbezüglich kann ich leider nicht teilen. Die hohe Staatsverschuldung ist sicher ein drängendes Problem, dem sich auch die Große Koalition zu stellen hat. Jedoch würde die Einführung einer Umlaufgebühr auf Bar- und Giralgeld mehrere Probleme mit sich bringen.

Zu nennen wäre sicherlich zunächst der Aspekt des Grundbesitzes, der eine Eigentumsform darstellt, die nicht automatisch mit der Zeit an Wert verliert. Mit der Einführung einer „Geldsteuer“ und der damit einhergehenden Abschaffung eines „Geldbesitzervorteiles“ würde dieser jedoch eingetauscht durch einen „Grundstücksbesitzervorteil“; dies liefe meiner Meinung nach dem Abbau von sozialen Ungleichheiten diametral zuwider.
Darüber hinaus wäre auch der für jeden Bürger/jede Bürgerin entstehende Drang zur ständigen Reinvestition seines/ihres Vermögens in Form von Bar- und Giralgeld, um der steuerbedingten Wertminderung zu entgehen, schwer mit einer nachhaltigen Altersvorsorge vereinbar. Eine Funktion von nicht-umlaufgesichertem Geld, auch als Wertaufbewahrung dienen zu können, würde somit reduziert und die/den Einzelne(n) in seiner Handlungsfreiheit einschränken.

Insgesamt fällt es mir schwer, die Einführung einer Umlaufsicherung für Bar- und Giralgeld als wirksames Mittel gegen soziale Ungleichheiten zu identifizieren. Stattdessen stehe ich weiter dafür ein, u.a. einen konsequenten Schuldenabbau zu verfolgen und die Vereinfachung unseres Steuersystems ebenso voranzutreiben wie den Abbau von Steuervergünstigungen und -subventionen.

Weitere Informationen hierzu finden sie auf meiner Homepage im Internet unter www.anna-luehrmann.de

Mit freundlichen Grüßen,

Anna Lührmann

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