Frage an Antje Blumenthal von Bernd L. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrte Frau Blumenthal,
vielen Dank für Ihre schnelle Antwort gestern. -
Allerdings verstehen Sie das Biedenkopf-Zitat als Anspielung auf das Haushaltsdefizit unseres Landes. Ihr Parteikollege meinte aber die die verheerenden Folgen des jetzigen exponentiellen Wirtschaftswachstums. Wenn er einen Richtungswechsel vergleichbar einer weltlichen Reformation oder kopernikanischen Wende fordert, würden Sie ihm in dieser wertkonservativen Ansicht vermutlich widersprechen...? Schließlich steht davon auch nichts im Parteiprogramm der CDU (übrigens korrigiere ich meine Quellenangabe: ZEIT 49/04).
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Liefke,
ich verstehe das Biedenkopf Zitat nicht unbedingt als Anspielung auf das Haushaltsdefizit. Ich kann allerdings nicht die verheerenden Folgen des "exponentiellen" Wachstums nicht erkennen, wie sie Herr Biedenkopf ihrer Interpretation zufolge sieht.
Wenn Sie sich die Zeitreiehn des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Zusammenhang mit den Kennzahlen der Bundesagentur für Arbeit ansehen, werden Sie sehr wohl einen positiven empirischen Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und der Zahl der Beschäftigten feststellen, so dass Okuns Gesetz auch nach wie vor für Deutschland zutrifft, vorausgesetzt es liegen keine massiven Veränderungen auf der Arbeitsangebotsseite vor, demografische Veränderungen oder Änderungen in der Erwerbsneigung der Bevölkerung.
Im übrigen kann ich die Zusammenhänge, die Herr Biedenkopf zwischen der Zinsrechnung und dem Wirtschaftswachstum herstellt - nämlich dass beide notwendigerweise exponentiell verlaufen - nicht nachvollziehen. Es gibt keinen Grund, warum das Wirtschaftswachstum exponentiell verlaufen *muss*. Dass mitunter der *Wunsch* nach exponentiellem Wachstum besteht, will ich nicht in Abrede stellen. Aber auch ich halte exponentielles Wachstum, d.h. konstantes relatives Wachstum, auf Dauer nicht für realistisch. Stattdessen wird aber zumeist ein "stetiges und angemessenes Wachstum" gefordert, das also auch durchaus linear, d.h. konstatnt absolut, sein darf und das ich durchaus für umsetzbar halte.
Mit freundlichen Grüßen
Antje Blumenthal