Frage an Astrid Dahaba bezüglich Familie

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Astrid Dahaba
DIE LINKE
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Frage von Nina S. •

Frage an Astrid Dahaba von Nina S. bezüglich Familie

Liebe Frau Dahaba,

wie möchten Sie sich in der Kinder und -Jugendkulturarbeit einbringen?
Gerade im Hinblick auf die Jugendkriminalität.
Wie möchten Sie dem begegnen?

Portrait von Astrid Dahaba
Antwort von
DIE LINKE

Liebe Frau Schütte,

die Beantwortung Ihrer Fragen liegen mir sehr am Herzen. Als Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Kultur DER LINKEN war ich maßgeblich an dem Wahlprogramm Kultur beteiligt (nachzulesen auf unserer website: www.hier-ist-die-linke-hamburg.de). Dort haben wir als Schwerpunktthema die kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen in den Fokus gesetzt. Unsere konkreten Forderungen können Sie im Programm nachlesen.

DIE LINKE verfolgt ein ganzheitliches Konzept. Angefangen in den Kitas und Schulen soll der künstlerisch-kreative Unterricht weiter gefördert werden. Durch unsere Forderungen „Eine Schule für Alle“ soll und muss die „Kultur für Alle“ mit integriert werden. Jedes Kind und jeder Jugendliche soll befähigt werden, sich mit kulturellen Prozessen und ihrer Widerspiegelung in Kunst und Alltag fantasievoll auseinderzusetzen. Dafür brauchen wir Ganztagsschulen, damit Unterrichtsfächer wie Kunst, Musik, Schauspiel, Tanz, Malerei usw. angeboten werden können. Es gibt ein Netzwerk von Künstlern und Künstlerinnen, die gern ihre Professionen weitergeben und davon leben möchten.

Kinder und Jugendliche sollten in der Lage sein, ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen zu artikulieren – das fördert auch die demokratische Willensbildung sowie die eigene Selbstbewusstheit und Wertschätzung gegenüber dem anderen. Genauso wichtig ist das Vermitteln von gesellschaftlichen Zusammenhängen und deren Wahrnehmung, damit Kinder und Jungendliche die Fähigkeit entwickeln, beispielsweise die ihnen vorgesetzte Medien- und Markenwelt kritisch zu durchleuchten und das übertriebene Konsumverhalten zu durchbrechen.

DIE LINKE fordert nicht nur eine soziale Gerechtigkeit, sondern auch eine kulturelle Gerechtigkeit, die sich in der aktiven Teilhabe der Gesellschaft ausdrückt. Kinder und Jugendliche aus armen Familien haben keinen Zugang zur Kultur. Deshalb fordern wir den kostenlosen Zugang zu Sportvereinen und Schwimmbädern sowie die unentgeltliche Ausleihe in den Bücherhallen. Das Personal in den Jugendkulturzentren sollte aufgestockt werden, damit die Angebote auch an den Wochenenden erweitert werden können. Denn gerade das Wochenende bietet den Jugendlichen kaum Möglichkeiten, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten.

Unsere Angebote der kulturellen Bildung sind ganzheitlich angelegt, das heißt, sie unterstützen den gesamten Menschen mit seinen ästhetischen, kognitiven, sinnlichen, sozialen und emotionalen Kräften. Fehlen diese Aspekte in maßgeblicher Weise, werden sie durch Egoismus, Dumpfheit, Gefühllosigkeit und Aggressivität ersetzt.

Wir sehen oftmals die Jugendlichen auf den Straßen herumstromern. Nicht richtig wissend, was sie mit sich anfangen sollen und wollen. Es kommt zur Gewalt – nicht selten unter Einfluss von Alkohol. Wir sollten aber vorsichtig sein, mit Verurteilungen, sondern auch hierfür die Gründe suchen. Meist haben diese Jugendlichen keine Perspektive, kommen aus sozial schwachen Familien und kaum jemand fängt sie auf. Ein riesiges Problem ist auch, dass so viele Jugendliche keinen Ausbildungsplatz bekommen. Nur 15 Prozent der Unternehmen bilden aus. DIE LINKE wird in der Bürgerschaft als erstes eine Ausbildungsplatzabgabe einfordern. Besser wäre es, wenn Ausbildungsplätze geschaffen werden und gerade Jugendliche mit Migrationshintergrund eine Lehrstelle erhalten. Prävention ist gefragt und keine Anwendung des Jugendstrafrechts für 14-jährige Kinder - wie jüngst der Spitzenkandidat der Hessen-CDU Roland Koch gefordert hat.
Eine weitere elementare Ursache der Jugendkriminalität ist meiner Meinung nach die Armut der Betroffenen. Jedes 4. Kind in Hamburg lebt vom Sozialgeld/Hartz-IV. Die reiche Hansestadt Hamburg stellt sich hier ein Armutszeugnis aus. Menschen, die immer nur am Existenzminimum darben, die sich nichts mehr leisten können, werden unzufrieden und richten ihren Frustration gegen andere. In Hamburg beträgt die Jugendarbeitslosenquote 12,8 Prozent.

11,5 Prozent der Schulabgänger des Jahres 2006 blieben in Hamburg ohne Schulabschluss. 22,6 Prozent der Jugendlichen verließen 2006 die Schule mit einem Hauptschulabschluss. Hier muss auf jedenfall nachgebessert werden. Mit der „Schule für Alle“ und der Schaffung von 1500 neuen Lehrerstellen, die die DIE LINKE fordert, könnten wir schon einiges bewirken, da ich einen ursächlichen Zusammenhang zwischen mangelnder Bildung und Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen sehe.

Ebenso wie eine fehlende oder geringe Schulausbildung trägt eine nicht vorhandene Berufsausbildung erheblich zum Risiko bei, gesellschaftlich ausgegrenzt und auffällig zu werden. Perpektivenlosigkeit führt oftmals zur Depression oder eben zur Gewalt. Prävention ist gefragt. Die Streitschlichterprojekte beispielsweise an den Schulen sind hier vorbildlich zu nennen, besonders an der Gesamtschule Eidelstedt. Liebe Frau Schütte, ich hoffe, es ist deutlich geworden, dass meiner Auffassung nach das Heranführen der Kinder und Jugendlichen an Kultur, Bildung und Beruf zu den elementaren Bestandteilen gehören, um Menschen eine Chance zu geben, in der Gesellschaft einen Weg zu finden. Auch ein Einkommen, von dem man Leben kann sowie eine entsprechende Grundsicherung tragen dazu bei. Als Politiker müssen wir den Bürgern und Bürgerinnen die Rahmenbedingungen schaffen. Dafür setzt sich DIE LINKE ein. Nichts ist schlimmer, als wenn Jugendliche den Eindruck haben, dass sie nicht gebraucht und Kinder nicht gewollt werden.

Herzliche Grüße aus Eidelstedt

Astrid Dahaba