Wie möchte die CDU den Fachkräftemangel angehen, während man bei der Migrationsdebatte in der Kerbe der extremen Rechte schlägt? 

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Axel Knoerig
CDU
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Frage von Michael B. •

Wie möchte die CDU den Fachkräftemangel angehen, während man bei der Migrationsdebatte in der Kerbe der extremen Rechte schlägt? 

Sehr geehrter Herr Knoerig,

bis 2035 werden voraussichtlich 68.000 Lehrkräfte fehlen, im ÖPNV droht ein Personalmangel, bis 2049 fehlen der Pflege 690.000 Kräfte und in Kitas fehlen 430.000 Arbeitnehmer. 

All das sind Zahlen aus der Presse in diesem Jahr und des sind bei weitem nicht alle.

Uns fehlt eine Riesenmenge an Personal und unsere Geburtenrate liegt nach wie vor unter 1,6.

Gleichzeitig führen wir gerade öffentlich eine Debatte, die nicht mehr zwischen Asyl, gewollter und ungewollter Migration unterscheidet. Und fast alle Parteien schlagen gerade in der Kerbe der NPD/AFD.

Wie gedenkt die CDU diesen Missstand zu ändern, während wir gerade der Welt zeigen, bei uns ist man nicht willkommen? 

Warum beteiligt sich die CDU an dieser vergifteten Debatte und lässt sich von den Extremisten vor sich her treiben?

Mit freundlichen Grüßen

Michael B.

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Sehr geehrter Herr B.,

vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre kritischen Anmerkungen zur aktuellen Diskussion um den Fachkräftemangel und die Migrationsdebatte.

Sie haben vollkommen recht: Deutschland steht vor enormen Herausforderungen im Bereich der Personalversorgung. Die Zahlen, die Sie nennen – ob bei Lehrkräften, im Pflegebereich oder im ÖPNV – verdeutlichen, wie drängend dieses Problem ist. Gleichzeitig müssen wir anerkennen, dass unsere Geburtenrate seit Jahren zu niedrig ist, um diese Lücken aus eigener Kraft zu schließen.

Die CDU ist sich bewusst, dass wir dringend gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland benötigen, um diese Lücken zu füllen. Deshalb setzen wir uns für eine zielgerichtete, qualifizierte Zuwanderung ein, wie sie auch andere erfolgreiche Industrienationen und unsere europäischen Nachbarn praktizieren. Denn die meisten offenen Stellen richten sich nach wie vor an Fachkräfte. Ich warne deshalb davor, Asyl- und Fachkräftemigration zu vermengen. Es kann uns nicht darum gehen, pauschal Migration zu fördern, sondern wir müssen sicherstellen, dass Fachkräfte, die wir wirklich benötigen, nach Deutschland kommen und hier gute Chancen haben, sich erfolgreich in den Arbeitsmarkt und unsere Gesellschaft zu integrieren.

Um dies zu erreichen, fordern wir u.a. die Schaffung einer zentralen Bundesagentur für Einwanderung, die diese Prozesse deutlich beschleunigt und von Anfang an digitalisiert. Derzeit warten viele Fachkräfte zu lange auf ein Visum, was dazu führt, dass sie sich für andere Länder entscheiden. Wir brauchen auch mehr Vermittlungsabsprachen mit der Bundesagentur für Arbeit. Und vor allem im Bereich der geringqualifizierten Tätigkeiten sehen wir große Chancen, Langzeitarbeitslose und das vorhandene Arbeitskräftepotenzial hierzulande stärker einzubinden, bevor wir hier zusätzliche Zuwanderung fördern.

Die aktuelle Debatte, wie Sie sie beschreiben, ist in der Tat oft zugespitzt und stark polarisiert. Doch unser Ziel ist es, pragmatische Lösungen zu finden, die den Fachkräftemangel angehen, ohne in Extreme zu verfallen. Eine gezielte Steuerung der Zuwanderung ist unerlässlich, um unsere sozialen und wirtschaftlichen Strukturen nicht zu überlasten. Wir müssen klar zwischen verschiedenen Formen der Migration unterscheiden und die Einwanderung von Fachkräften gezielt fördern, während wir gleichzeitig unsere Verpflichtungen im Asylrecht einhalten.

Es ist nicht unser Anliegen, uns von extremen Positionen treiben zu lassen. Vielmehr setzen wir auf eine ausgewogene, lösungsorientierte Politik, die den Fachkräftemangel angeht, ohne die Herausforderungen, vor denen unsere Infrastruktur steht, zu ignorieren.

Mit freundlichen Grüßen 

Axel Knoerig MdB

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