Frage an Bärbel Höhn bezüglich Umwelt

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Bärbel Höhn
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Susanne G. •

Frage an Bärbel Höhn von Susanne G. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Höhn,
in einem Interview, das Herr Ortmüller (WDSF) vor kurzem mit Ihnen über
die Delfinhaltung führte und das von Herrn Ortmüllers Sohn gefilmt wurde,
haben Sie deutlich gemacht, dass Sie gegen die Delfinhaltung in Zoos sind.

Kennen Sie sich mit der Zootierhaltung allgemein aus? Nach meinen
Beobachtungen (ich befasse mich seit einer wissenschaftlichen
Abschlussarbeit in den 1970er-Jahren mit Großen Tümmlern) hat sich die
Delfinhaltung enorm verbessert und wird auch weiter optimiert werden.
Auch kam ich im Lauf der Zeit, in der ich mich mit Delfinen befasst habe,
zu dem Schluss, dass Große Tümmler sich mit am besten dafür eignen, in
einem wissenschaftlich geführten Zoo gehalten zu werden. Sie zeigen eine
große Kooperationsbereitschaft, sind sehr neugierig und anpassungsfähig,
was man z.B. bei Fluchttieren (Antilopen) oder Landraubtieren (z.B. Tiger)
nicht voraussetzen kann.

Die 17 Tiere in Nürnberg und Duisburg erfahren enorm viel Zuwendung und
Beschäftigung, von der so mancher Senior im Altenheim nur träumen kann.
Warum ignorieren Sie die enormen Verbesserungen, die die Delfinhaltung seit
den 1960er-Jahren europaweit erfahren hat?

Im Voraus vielen Dank für Ihre Beantwortung!
Susanne Gugeler

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Gugeler,

Seit langer Zeit, schon als ich von 1995 - 2005 Landesministerin in NRW war, habe ich mich mit der Haltung der Tiere in Zoos beschäftigt, auch mit der Frage der Delfinhaltung. Natürlich haben wir in den letzten 20 Jahren und erst recht seit 1960, wie sie schreiben, Verbesserungen erreicht.
Die Frage muss aber doch sein: kann es eine artgerechte Haltung von Delfinen in Zoos geben und wenn ja, wie muss sie aussehen? Für viele Tierarten ist das möglich, ich besuche mit meinen Enkelkindern auch Zoos, weil sie dort Tiere sehen, die ihnen sonst nie begegnen würden und ein Verständnis und auch eine Begeisterung entwickeln, die nötig sind, um sich vielleicht auch später im Leben für den Tier- und Artenschutz zu engagieren. Noch toller ist natürlich die Begegnung mit Tieren in der freien Wildbahn, aber das ist bei vielen Tierarten in der Regel nicht möglich oder auch nicht sinnvoll. Insofern haben Zoos für mich durchaus eine Berechtigung.
In Deutschland versuchen wir jetzt seit 5 Jahren, die Haltungsanforderungen für alle Tierarten im Säugetiergutachten so zu definieren, dass sie artgerecht erfolgt. Ausgerechnet für Delfine haben aber die notwendigen Anpassungen an die neuesten Erkenntnisse, auch unter Berücksichtigung verschiedener wissenschaftlicher Expertisen, nicht stattgefunden. Die Nachbesserung dieses Gutachtens fordern wir als Grüne von der Bundesregierung ein. Hiervon wird dann auch die Zukunft der Delfinhaltung im Duisburger und im Nürnberger Zoo abhängen. Die Frage, wie wir die Haltung dort, wo wir sie noch haben, graduell besser machen können, greift aus meiner Sicht zu kurz. Vielmehr muss die Frage sein: kann es eine artgerechte Haltung geben und wenn ja, wie muss diese aussehen, um den Tieren und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Wenn wir das definiert haben, können die Zoos dann selbst entscheiden, ob sie dies umsetzen können und wollen.

Mit freundlichen Grüßen,

Bärbel Höhn