Frage an Bärbl Mielich bezüglich digitale Infrastruktur

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Bärbl Mielich
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Thomas H. •

Frage an Bärbl Mielich von Thomas H. bezüglich digitale Infrastruktur

Hallo,
mich beschäftigt die Frage, wie der digitale Ausbau des Schulbetriebes besser vorrangetrieben werden kann. Es kann doch nicht sein, dass wir uns über Gaststätten Schliessungen aufregen aber der Schulunterricht immer noch nicht durchgängig gewährleistet werden kann. Im Jahre 2020 sollte es allen Schulen, Schüler(innen) und Lehrer(innen) möglich sein virtuellen Unterricht anzubieten und eine entsprechende Weiterbildung wahrzunehmen. Ich habe kein Verständnis dafür, dass die Schulen mit dem jeweiligen Schulträger damit alleine gelassen werden. Warum gibt es nicht landesspezifische Blueprints, die von den Schulen adaptiert werden können? In grossen Betrieben wird schon sehr lange auf Trainingsplatformen gesetzt, in denen die Mitarbeiter sich nach Bedarf in verschiedenen Themen schulen können. Ausserdem nutzen die privaten Betreibe schon seit geraumer Zeit die Möglichkeit kollaborativer Platformen zu Videokonferenzen, Schulungen etc. Es kann doch einfach nicht sein, dass wir die Ausbildung unseres Nachwuchs in der Krise komplett ignorieren.
Warum wird die Politik hier nicht tätig?

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Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Hein,

vielen Dank für Ihre Frage, mit der Sie ein drängendes Problemfeld ansprechen, denn im Zuge der Corona-Pandemie ist die Dringlichkeit einer durchdachten Digitalisierungsstrategie unmißverständlich klar geworden. Dabei muss an verschiedenen Stellen angesetzt werden.

Unsere Schulen brauchen zügig eine funktionsfähige und leistungsstarke digitale Bildungsplattform. Der Aufbau der elektronischen Lehr- und Lernassistenz, die den Lehrkräften ermöglicht, innerhalb ihrer Schule und landesweit mit Kolleginnen und Kollegen Wissen zu teilen, Unterrichtsmaterial auszutauschen und auf digitale Medien auf dem gemeinsamen Speicher im Netz - einer Cloud – zuzugreifen, hat für uns eine hohe Priorität. Wir bedauern, dass sich der geplante Aufbau und die Umsetzung der digitalen Bildungsplattform aufgrund von technischen Schwierigkeiten verzögert und das Kultusministerium nun das Projekt neu ausgeschrieben hat. Um den Bedarf der Schulen zielgenau zu ermitteln, braucht es unseres Erachtens nach darüber hinaus einen Beteiligungsprozess von Schulen, Schulträgern und Verwaltung. Wir haben bereits Schulen im Land, die eigene Lernplattformen für Ihre Schulen eingerichtet haben und damit positive Erfahrungen gemacht haben. Die Erfahrungen dieser Schulen müssen wir bei der Digitalisierung unserer Schulen stärker einbeziehen, denn hier steckt sehr viel Potential.

Um digitale Bildung im Unterricht zu gestalten, braucht es zudem eine entsprechende digitale Ausstattung. Obgleich dies eine originäre Aufgabe des Schulträgers ist, unterstützt das Land die Kommunen finanziell, um die Schulen für die digitale Zukunft fit zu machen. So haben wir im Haushalt ein Zukunftspaket geschnürt, bei dem die Digitalisierung der Schulen einen großen Raum einnimmt. Wir werden in den nächsten Jahren im Rahmen der Digitalisierungsstrategie des Landes gemeinsam mit den Kommunen 150 Millionen Euro investieren. Insgesamt wir das Land für den Breitbandausbau und die Digitalisierung eine Milliarde Euro zur Verfügung stellen.

Auf Seite der Schülerinnen und Schüler setzt funktionierende Digitalisierung Medienkompetenz und technisches Know-how voraus, die von den Schulen oft erst vermittelt werden müssen. Mit dem neuen Bildungsplan und der fächerübergreifenden Leitperspektive "Medienbildung" haben wir dafür eine wichtige Grundlage geschaffen. Dem dient auch der Ausbau der Informatik in der Sekundarstufe. Weitere wichtige Instrumente, um den pädagogischen Mehrwert beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht zu überprüfen und weiterzuentwickeln, sind der Tablet-Schulversuch und die Lernfabriken 4.0. Um die digitale Ausstattung für bedürftige Schüler*innen zu verbessern hat das Land das „Sofortausstattungsprogramm“ des Bundes auf rd. 130 Millionen Euro verdoppelt. Mit den Mitteln sollen die Schulträger primär mobile Endgeräte anschaffen. Diese sollen dann über die Schulen an Schüler*innen zeitlich befristet ausgeliehen werden, die zuhause nicht auf eine entsprechende Ausstattung zurückgreifen können.

Eine erfolgreiche Umsetzung der Digitalisierung hängt letztlich ganz entscheidend davon ab, dass die Lehre*rinnen kontinuierlich für den digitalen Unterricht aus- und fortgebildet werden. Das gilt für den Einsatz von digitalen Geräten ebenso wie für die pädagogischen Möglichkeiten von digitalem Lernen. Auch dazu sollten Schulen auf Best-Practice-Beispiele zurückgreifen können. Zudem müssen die Institute wie das ZSL (Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung) Unterstützung bei der Umsetzung bieten.

Wir haben immer betont, dass die Schulen professionelle Unterstützung benötigen, um die digitale Lehr- und Lernausstattung am Laufen zu halten. Die Administration der unterschiedlichen digitalen Geräte können die Lehrkräfte nicht einfach nebenbei stemmen. Sie sollen sich aufs unterrichten konzentrieren. Die Schulen brauchen IT-Profis, die für Verwaltung, Überwachung und Weiterentwicklung der digitalen Strukturen verantwortlich sind. Es ist gut, dass der Bund dies anerkennt und den Ländern und Kommunen bei der Finanzierung der IT-Administration unter die Arme greift.

Ich hoffe, Ihre Fragen damit umfassend beantwortet zu haben und sende Ihnen freundliche Grüße,

Bärbl Mielich