Frage an Christa P. Meist bezüglich Soziale Sicherung

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Christa P. Meist
DIE LINKE
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Frage von Armin W. •

Frage an Christa P. Meist von Armin W. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Meist,

finden Sie es richtig, dass der Feiertag Mariä Himmelfahrt in 80% Bayerns als arbeitsfreier und bezahlter Tag gilt, während 20% in Bayern arbeiten müssen und Aufwendungen für Fahrtkosten haben, nur weil wir überwiegend evangelisch hier sind?
Ich fühle mich deshalb an diesem Tag wegen meiner Religion in Bayern benachteiligt. Verwandenbesuche in Niederbayern wären heuer wegen des verlängerten Wochenendes möglich gewesen, wenn Bayern an diesem Tag kein zweigeteiltes Land wäre.
Laut Auskunft der Staatsregierung auf meine Anfrage will man die Anzahl der Feiertage nicht ausweiten (??), es muss die tief-religiöse Verwurzlung genauso berücksichtigt werden wie das Interesse der Wirtschaft. Nur - ob tief religiös oder wirtschaftlich unabdingbar - das wird nur mathematisch bestimmt.
Sinnvoller wäre doch die Ausweitung dieses Feiertags auf ganz Bayern, denn auch hier leben Katholiken! Anderenfalls gibt es da noch den Reformationstag (den das bayerische Staatsministerium nicht kennt und mit dem Buß- und Bettag verwechselte), der könnte dann für die überwiegend evangelischen Gebiete gelten - in Sachsen ist er gesetzlicher Feiertag.
Wie ist Ihre Meinung dazu?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Wölfel,
die Anerkennung religiöser Feiertage als gesetzlicher Feiertage ist immer wieder ein Stein des Anstoßes. Zum Ersten aus symbolischen Gründen für die Kirchen, zum Zweiten wegen der Ungleichheiten zwischen der Zahl der gesetzlichen und damit bezahlten Feiertage zwischen den einzelnen Bundesländern oder Regionen und zum Dritten wegen der damit verbundenen Folgen für den Einzelnen und seine Familie.
Eine für alle Beteiligten annehmbare Lösung zu finden käme der Quadratur des Kreises nahe.
Sie sprechen jedoch in Ihrer Frage einen sehr wichtigen Gesichtspunkt an, nämlich die Bedeutung gemeinsamer Feiertage für die sozialen Beziehungen der Menschen. Vor dem Hintergrund, dass - ohne Not - für immer mehr Menschen allein aus sog. wirtschaftlichen Gründen, sogar der gemeinsame Sonntag zur Disposition steht, halte ich es für unwahrscheinlich, dass eine Lösung, die mit einer Ausweitung der Feiertage verbunden wäre, in naher Zukunft durchsetzbar ist.
Es zeichnet sich ab, dass unserer Gesellschaft zunehmend mehr Menschen der unterschiedlichsten Konfessionen oder Religionen angehören, und auch die Zahl der Bekenntnislosen nimmt zu. Deshalb könnte ich mir für einen fernen Tag eine Lösung vorstellen, die jedem religiös orientierten Menschen einen (unbezahlten) Urlaubsanspruch für die religiösen Feiertage zuerkennt, die ihn angehen. Unabhängig von der Religion müsste es aber dann z.B. einmal monatlich einen zusätzlichen freien, bezahlten Tag geben für ein `verlängertes Wochenende´ für alle. Es gibt einige, eher laizistisch orientierte Länder, wo dies so gehandhabt wird.
Im Moment wäre ich schon froh, wenn wir in dem aktuellen Konflikt zwischen Wirtschaftsinteressen und sozialen Bedürfnissen der Menschen den Sonntag als allgemeinen, freien Tag für alle gewährleisten könnten.
Näheres dazu unter www.sonntagsallianz-bayern.de