Frage an Christina Stuntz bezüglich Bildung und Erziehung

Christina Stuntz
FREIE WÄHLER
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Frage von Torsten E. •

Frage an Christina Stuntz von Torsten E. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Stuntz,

die Probleme unseres Bildungssystemes, z.B. G8, sind leider allzu offensichtlich! Allerdings sehe ich die Missstände nicht alleine im Bereich der Schulen. In meinen Augen stellen besonders die gestiegenen Anforderungen der Unternehmen ein Problem dar. Sie veranlassen Eltern mit allen Mitteln zu versuchen den höchstmöglichen Bildungsabschluss für ihre Kinder erreichbar zu machen, aus Angst ihrem Kind sonst keine berufliche Perspektive bieten zu können. Selbst für viele handwerkliche Berufe erwarten die Unternehmen mittlerweile eine Realschulabschluss oder sogar Abitur. Dies führt doch zu einem absoluten Wertigkeitsverlust für den Hauptschulabschluss, obwohl dieser in meinen Augen bei weitem nicht so schlecht ist wie sein derzeitiger Ruf. Wie stehen Sie zu diesem Thema?

Mit freundlichen Grüßen

torsten Erhard

Antwort von
FREIE WÄHLER

Sehr geehrter Herr Erhard,

das ist nicht das einzige, aber ohne Zweifel ein Hauptproblem der Hauptschule. Man sagt ihr mittlerweile nach, sie sei zur „Restschule“ verkommen. Die Unternehmen erwarten nicht deswegen den Realschulabschluss, weil Hauptschüler schlechter geeignet sind, sondern weil der heutige Bewerberpool eine große Auswahl bietet, und zwar zu einem geringsten Teil an Hauptschülern.

Das wiederum veranlasst Eltern dazu, dieser Schulform den Rücken zu kehren, nachvollziehbar aus Sorge um die berufliche Zukunft ihrer Kinder. Die Akzeptanz dieser Schule sinkt immer weiter und diese Entwicklung wird wohl nicht mehr rückkehrbar sein. Auch meiner Meinung nach ist diese Sichtweise über die Hauptschule nicht gerechtfertigt: Mir wird häufig von Unternehmern berichtet, dass etwa in Berufspraktika sich häufig gerade nicht der Realschüler oder Gymnasiast als qualifizierter erwiesen hat, wie man vielleicht zunächst erwartet, sondern der Hauptschüler. Nichts desto trotz ist das negative Meinungsbild wohl kaum mehr umzukehren.

Auch wegen der mangelnden Akzeptanz dieser Schulform macht das Festhalten an ihr heute keinen Sinn mehr. Fakt ist, dass die Hauptschule ausstirbt. Das zeigen die Übertrittsquoten ebenso deutlich wie die demographische Entwicklung. Es gibt kaum mehr Hauptschulen, gerade im ländlichen Bereich, die nicht ums Überleben kämpfen. Wir kommen deshalb um eine neue Schulform nicht herum. Die Hauptschule muss zwangsläufig in eine gemeinsame Mittelstufe eingegliedert werden, in der verschiedene Ausbildungsrichtungen ebenso wie verschiedene Abschlussmöglichkeiten angeboten werden. Die 29 größten Wirtschaftsnationen der Welt fordern schon lange von Deutschland, Haupt- und Realschulen zusammenzulegen – aus mir unerklärlichen Gründen hält die bayerische Staatsregierung aber immer noch krampfhaft am dreigliedrigen Schulsystem fest. Man kann nur hoffen, dass diese politische Auffassung sich bald ändern wird.

Mit herzlichen Grüßen

Christina Stuntz