Welche konkreten Pläne hat die Landesregierung MV die Versorgungsfähigkeit in der Akutmedizin der Unimedizin Greifswald und Rostock aufrecht zu erhalten?

Christine Klingohr
Christine Klingohr
SPD
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Frage von Christopher W. •

Welche konkreten Pläne hat die Landesregierung MV die Versorgungsfähigkeit in der Akutmedizin der Unimedizin Greifswald und Rostock aufrecht zu erhalten?

Sehr geehrte Frau Klingohr,
obwohl es in den letzten Wochen heißt, dass die Kliniken nicht mehr überlastungsgefährdet wären, ist die Situation insbesondere in den Unikliniken des Landes MV mehr als dramatisch. Bedingt durch den hohen Krankenstand sowohl im Arzt:innen- als auch im Pflegebereich sind die Bettenkapazitäten dauerhaft ausgelastet. Dennoch werden in den Kliniken (aufgrund des wirtschaftlichen Drucks) elektive Einbestellungen von Patient:innen vorgenommen. Das vorhandene Personal ist demnach körperlich und emotional überlastet und kann sich nicht ausreichend um Patient:innen (vor allem in der Akutmedizin der Notaufnahmen) kümmern. Patient:innen werden auf diese Weise akut gefährdet.
Weiterhin können junge Ärzt:innen in dieser SItuation nur unzureichend ausgebildet werden.
Für die in Verantwortung stehenden Klinikleitungen folgen bisher keine für das Personal spürbaren Konsequenzen.
Welche Maßnahmen plant die Landesregierung um dieser dramatischen Situation entgegenzuwirken?

Christine Klingohr
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr W.,

vielen Dank für Ihre Frage zu den Universitätskliniken in Rostock und Greifswald. Das vergangene Jahr war in der Tat für alle Krankenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern und in ganz Deutschland sehr herausfordernd. Neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie und zeitweise sehr hohen Krankenständen beobachten wir nach wie vor einen teilweise ungedeckten Fachkräftebedarf; hinzu kommen die deutlich gestiegenen Energiekosten.

Als SPD-Landtagsfraktion setzen wir uns für eine qualitativ hochwertige und gleichzeitig erreichbare sowie nachhaltig finanzierbare Gesundheitsversorgung für alle Menschen in allen Landesteilen ein. Ich möchte Ihnen unsere konkreten Bemühungen des vergangen Jahres zusammenfassen, mit denen wir den geschilderten Herausforderungen begegnet sind.

Um die Bewältigung der Corona-Pandemie zu beschleunigen und um die Kapazitäten für Behandlung und Beratung von Long Covid Patienten auszubauen, hat der Landtag im November 2022 beschlossen, den Universitätskliniken in Rostock und Greifswald insgesamt 2,5 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen (Landtagsdrucksache 8/1453). Darüber hinaus unterstützen wir die Gründung eines Instituts für Long Covid in Rostock mittels einer Anschubfinanzierung. Bisher gibt es kein spezialisiertes Institut in Deutschland, das sich vorrangig der Therapie und Erforschung der Long Covid Erkrankungen widmet. Mecklenburg-Vorpommern wird hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Neben der Patientenberatung soll das Institut den interprofessionellen Austausch zum Thema Long Covid befördern. Die Arbeit des Instituts wird dadurch zur Verbesserung des diagnostischen und therapeutischen Umgangs mit Long Covid sowohl in der hausärztlichen Versorgung in ländlicheren Gegenden, als auch in den Kliniken beitragen.

Um die Krankenhausstruktur in Deutschland langfristig und spürbar weiter zu entwickeln, hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Mai des vergangenen Jahres das Expertengremium vorgestellt, welches die wichtigsten Empfehlungen für die anstehende Krankenhausreform entwickelt. Für einige Aspekte dieser Reform setzen sich unsere Ministerpräsidentin und unsere Sozialministerin seit Jahren ein. Umso positiver sehen wir die Reformpläne. Konkret hat die Expertenkommission vorgeschlagen, den Krankenhäusern eine Basisfinanzierung zur Verfügung zu stellen, die sie unabhängiger von wirtschaftlichen Zwängen macht. Damit kann Personal und Technik vorgehalten werden und besonders in der Geburtshilfe und in der Kinder- und Jugendmedizin können bessere Ausstattungen finanziert werden. Auch die Notfall- und Akutmedizin profitieren hiervon. Die Krankenhausreform soll daher bessere medizinische Versorgung und weniger ökonomischen Druck bringen. Zur Gestaltung der Krankenhausreform nach den strukturellen Bedürfnissen Mecklenburg-Vorpommerns hat der Landtag im Januar 2023 einen Antrag (Landtagsdrucksache 8/1754) verabschiedet.

Um neben der Krankenhausreform die Erarbeitung zukunftsfester Zielbilder für die wichtigsten Schlüsselbereiche unseres Gesundheitswesens voran zu bringen, hat der Landtag im April 2022 eine Gesundheitskommission zur Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern eingesetzt (Landtagsdrucksache 8/523). Die Kommission entwickelt zunächst Umsetzungsvorschläge für die Aufstellung der Geburtshilfe in MV und für Programme der gesundheitlichen Prävention.

Um die Energiekrise mit ihren Energiepreissteigerungen gemeinsam zu bewältigen, erhalten die Krankenhäuser für den Zeitraum vom 1. Oktober 2022 bis zum 30. April 2024 aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds krankenhausindividuelle Erstattungsbeträge zum Ausgleich ihrer gestiegenen Kosten für den Bezug von Erdgas, Fernwärme und Strom. Der Bund stellt hierfür für das Jahr 2023 und 2024 insgesamt einen Betrag in Höhe von bis 4,5 Milliarden Euro für alle Krankenhäuser zur Verfügung.

Eine der wichtigsten Aufgaben für die gute, integrierte medizinische Versorgung der Zukunft ist die Gewinnung von Ärztinnen und Ärzten sowie von medizinischen Fachangestellten, besonders in ländlich geprägten Regionen. Rechnung tragen müssen wir dabei sich verändernden Arbeitsmodellen, gewandelten Ansprüchen an die Rahmenbedingungen für Aus- und Fortbildung sowie den Möglichkeiten des digitalen Fortschritts. Dafür müssen wir moderne, zeitgemäße und flexiblere Strukturen entwickeln, die den Bedürfnissen einer neuen Generation der Ärzteschaft entsprechen und den Erfordernissen unseres Bundelandes gerecht werden. Hierfür gilt es, verstärkt auch die Möglichkeiten der Telemedizin zu nutzen und die medizinischen Versorger zu vernetzen. Unser Ziel ist es, die Attraktivität Mecklenburg-Vorpommerns für Beschäftigte aller Berufsgruppen der medizinischen Versorgung weiter zu steigern, um dadurch eine sichere und gute Versorgung auch in der Fläche zu gewährleisten.

Herzliche Grüße

Christine Klingohr

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