Sehr geehrter Herr Steinkamp,

leider habe ich es vor der Bundestagswahl nicht mehr geschafft, Ihre Frage zu beantworten und hatte auch nach der Wahl einen vollen Terminkalender. Nichtsdestotrotz soll Ihre Frage nicht unbeantwortet bleiben. Hier kommt meine Antwort.

Ich denke, dass die Frage der Integration keine Frage des richtigen Passes ist. Viele Menschen, die in einem anderen Land geboren sind, inzwischen aber jahrelang hier leben, möchten einfach nicht ihre Verbindung zum Heimatland kappen, obwohl sie hier integriert leben und arbeiten. Junge Menschen werden durch den Zwang, sich für eine Staatsbürgerschaft entscheiden zu müssen, ohne Not in einen Konflikt gebracht. Wir stellen sie dabei vor die Wahl, sich zwischen ihrer Familie, ihren Eltern und Großeltern und ihrer deutschen Identität entscheiden zu müssen. Diesen Menschen wollen wir die Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft geben. Notwendig ist eine Erleichterung der Erlangung der deutschen Staatsangehörigkeit für diese Menschen und keine kommentarlose Ausbürgerung, falls sie sich gegen die deutsche Staatsbürgerschaft entscheiden.

Schon jetzt gibt es die Möglichkeit für EU-Bürger und Schweizer zur Einbürgerung ohne Aufgabe ihrer bisherigen Staatsbürgerschaft. Diese Mehrstaatigkeit wollen wir häufiger zulassen, indem wir die Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft ausweiten und damit Talente in unserem Land halten können. Ich bezweifele auch nicht, dass sich Menschen mit zwei Staatsbürgerschaften weniger mit Deutschland identifizieren, als jemand, der nur eine Staatsbürgerschaft besitzt. In einer globalisierten Welt brauchen wir eine zeitgemäße Einbürgerungs- und Integrationspolitik, wozu auch eine Reform des Staatsbürgerschaftsrechts gehört. Integration bedeutet Teilhabe durch gleiche Rechte und Pflichten.

Mit freundlichen Grüßen

Dorothea Steiner