Frage an Erdmute Scheufele bezüglich Bildung und Erziehung

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Erdmute Scheufele
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Uwe Steffen P. •

Frage an Erdmute Scheufele von Uwe Steffen P. bezüglich Bildung und Erziehung

Wie haben Sie sich für Kreativität und innovative Projekte an unseren Schulen eingesetzt?
Wie stellen Sie sich wirksame Medienbildung vor?
Werden Sie sich wie für Gewaltprävention engagieren -> Mobbing, Bossing, Stuffing ?

Welche Veränderungen werden Sie in den Kontexten Schulaufsicht, „Testeritis“, Schulvisitation, …, Schulrecht, sogenannte überregionale Rechtsangelegenheiten
bis hin zu Zweigstellen der Schulämter und ggf. des LISUM politisch auf den Weg bringen?

Portrait von Erdmute Scheufele
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr P.,

kreative und innovative Wege in unserer Brandenburger Bildungslandschaft liegen mir sehr am Herzen. Ich bin eine heiße Verfechterin des "Lernens am anderen Ort". Immer wieder höre ich Kommentare zu Fridays for Future à la "Dafür ist doch am Samstag Zeit, die Kinder müssen auch mal was lernen". Schade, dass das Konzept des Lernens oft so wenig ganzheitlich verstanden wird! Wir wollen jungen Menschen schon früh die Möglichkeit geben, sich kreativ zu entfalten, eigene Ideen zu
entwickeln und handwerkliche Fähigkeiten zu erwerben. Wir wollen deshalb in unseren Schulen mehr Freiräume für kreative und offene Projekte. Dazu soll das Land an allen weiterführenden Schulen Schritt für Schritt offene Werkstätten („Fablabs“) einrichten, um Schüler*innen Räume zur kreativen Entfaltung zu geben. Unser Ziel ist es, dass ähnlich wie in Dänemark alle Schüler*innen frühzeitig handwerkliches Geschick und Erfindergeist entwickeln. Sie sollen Vertrauen seitens der Lehrkräfte und der Schulverwaltung bekommen und diese Räume selbstverwaltet organisieren. Die „Fablabs“ bieten außerdem die Möglichkeit, Nachhaltigkeit zu „lernen“. So
sollen sie auch Raum für die Reparatur defekter Geräte, Fahrräder oder sonstiger Dinge bieten. Bei künstlerischen Projekten kann der Fokus auf der Wiederverwendung gebrauchter Gegenstände liegen. Für Personal und Ausstattung wollen wir im Landeshaushalt ein eigenes Budget bereitstellen. Ebenso sollen an
allen Schulen wieder Schulgärten angelegt werden.

Zum Thema Medienbildung: Ich sehe Medienbildung als Querschnittsaufgabe jeden Unterrichts. Die neuen Medien bieten große Chancen, aber auch große Risiken. Sie verändern Kommunikation und Alltag, auch Lernen und Lehren in Schule, Uni und Freizeit ändern sich. Wir Bündnisgrüne wollen mit einem integrierten Konzept gemeinsam mit Bund und Kommunen die technische Ausstattung an allen Brandenburger Schulen für innovativen, digital gestützten Unterricht auf den erforderlichen Stand bringen. Dazu gehören ein schneller Breitbandanschluss und WLAN sowie ausreichend Computer, Laptops oder Tablets.
Kinder und Jugendliche müssen frühzeitig den verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien lernen. Neben technischen Fähigkeiten gehören dazu ergänzend zur fachübergreifenden Medienbildung auch essentielle Kenntnisse zu ethischen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen unseres technischen Lebensumfelds. An allen weiterführenden Schulen wollen wir Informatik oder das neue Fach "Digitale Welten" als Wahlpflichtfach etablieren. Auf einer landesweiten Plattform wollen wir freie Lernangebote (Open Educational Resources) zugänglich machen und so den Austausch zwischen Lehrer*innen unterstützen. Wir wollen einen Runden Tisch Medienbildung etablieren, um alle beteiligten Akteur*innen besser zu vernetzen.

Gewaltprävention ist ein Schlüssel zu konstruktivem Miteinander und somit zu gelebter Demokratie. Handreichungen wie der Orientierungs- und Handlungsrahmen, der 2018 von der Berliner Senatsverwaltung für Berlin und Brandenburg herausgegeben wurde, sind gut - dann sind wir aber immer noch meilenweit von der Umsetzung im Schulalltag entfernt. Es bedarf einer verbindlichen Verankerung im Lehrplan. Mein Sohn hat dieses Jahr z.B. "Soziales Lernen" auf dem Stundenplan. So etwas flächendeckend umzusetzen, dafür werde ich mich einsetzen, sodass die Grundsätze gewaltfreier Kommunikation bereits in der Kindheit beachtet und angewandt werden.

Mit herzlichen Grüßen und großer Gestaltungslust,

Erdmute Scheufele