Frage an Friederike Föcking bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Friederike Föcking
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Frage von Melanie S. •

Frage an Friederike Föcking von Melanie S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Föcking,

auch wenn Sie schon sehr viele Interessante Antworten zum Thema Hundegesetzt gegeben haben, möchte ich doch noch einige Anmerkungen machen.
Seit einem Einbruch hatte ich große Angst, alleine zu sein und hatte ich mich zur Anschaffung eines Hundes aus dem Tierheim entschlossen. Ich hatte mich in eine ruhige, süße Rottweiler-Hündin entschieden, da diese nicht auf der Liste standen. Sie war ängstlich, war Menschen und Tieren gegenüber aber sehr lieb.

Die Wende kam, als der Rottweiler auf die Liste kam und die Presse nur noch über den Kamphund Rottweiler berichtete.
Ich wurde von bepöbelt, Mütter haben panisch ihre Kinder weggerissen und die Straßenseite gewechselt. Als Schülerin konnte ich weder die 350 € für den Test noch die 180€ Gebühren bezahlen. Ich habe fast ein Jahr gespart, mir Gelder von anderen geliehen um Wesenstest und Leinenbefreiung doch noch machen zu können.
Weder mein Hund noch ich haben jemals etwas schlimmes getan und doch fühle ich mich von der Gesellschaft ausgegrenzt.

Ich finde es in Ordnung, das etwas gemacht wird, der Ansatz ist aber der falsche. Rasselisten sind unsinnig, jeder Hund kann durch die falsch Erziehung agressiv werden. So weit ich weiß, sind Zwischenfälle mit Schäferhunden öfter als mit Rottweilern, warum steht nur der eine auf der Liste?
Warum können bestimmte Rassen auch mit Wesenstest nicht vom Maulkorb befreit werden?
Hunde können das Leben lebenswert machen, Kinder in Ihrer Entwicklung unterstützen -müssen diese Tier aus unserem Altag verband werden, weil einige Halter nicht in der Lage sind ihr Tier artgerecht zu Halten?
Mein Hund lebt zur Zeit in Niedersachsen in einem kleinen Ort, die Hunde dort laufen frei herum spielen miteinander, es gibt dort keine Zwischenfälle!
Hamburg Hunde sind oft wesensgestört, da eine artgerechte Haltung nicht möglich ist! Das Problem Hund wird in Zukunft nur schlimmer!

Mit freundlichen Grüßen
Melanie Stahl

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Sehr geehrte Frau Stahl,

gerade habe ich Ihre Anmerkungen gelesen. Da ich über meine Antwort noch etwas nachdenken muss, heute aber noch viel zu tun habe (Fahrdienst zu Wahllokalen usw.), bitte ich um Ihr Verständnis, wenn ich mich erst im Laufe der Woche bei Ihnen melde.

Viele Grüße

Friederike Föcking

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Stahl,

hier nun die versprochene Antwort auf Ihre Fragen zu den Bestimmungen des Hamburger Hundegesetzes über "gefährliche Hunde". Wie die alte Hundeverordnung benennt auch das Hundegesetz bestimmte Rassen, die automatisch als gefährlich gelten und für die keine Befreiung von den entsprechenden Halterpflichten (Sterilisation, Maulkorb usw.) vorgesehen ist. Diese Hamburger Liste umfasst all die Hunde, für die bundesweit gilt, dass sie nicht nach Deutschland eingeführt werden dürfen. Neu aufgenommen wurde der Bullterrier. In der Fachliteratur wird nämlich davon ausgegangen, dass nicht allein falsche Erziehung durch den Halter Tiere dieser Rassen aggressiv und für den Menschen gefährlich macht, sondern dass durch die teilweise jahrhundertelange Zuchtpraxis diese Tiere bereits mit einer genetisch bedingten angeborenen Aggressivität auf die Welt kommen.. So seien etwa Bullterrier durch genetisch bedingte Verhaltensstörungen geprägt, zu denen u. a. der Kampf ohne ritualisierte Ausdrucksbewegungen, ein gestörtes Paarungsverhalten und eine schwer gestörte Mutter-Welpen-Beziehung gehören. Das bedeutet nicht, dass diese Tiere "böse" sind, macht aber deutlich, dass der Mensch durch seine Zuchtauswahl hier ganz bewusst eigentlich widernatürliche Eigenschaften der Tiere dauerhaft installiert hat.

Neben dieser Liste gibt es eine zweite Liste mit Rassen, die so lange als gefährlich gelten, bis der Halter/die Halterin durch einen Wesenstest das Gegenteil bewiesen hat. Die Rottweiler wurden auf die Liste neu aufgenommen aufgrund ihrer Körpergestalt, ihres Wesens und da es eine Reihe von - darunter ein sehr schwerer - Bissvorfällen mit einem Rottweiler in Hamburg gegeben hatte. Nach dem internationalen Rassestandard des FCI (Fédération Cynologique Internationale) ist der Rottweiler ein kraftstrotzender, stämmiger Hund mit wuchtiger Gesamterscheinung. Schon allein wegen der Körpermasse sind Angriffe auf Menschen (insbesondere Kinder) bei diesen großen, kräftigen Hunden ein erhebliches Gefahrenpotenzial, das durch ihre schnell einsetzende Aggressions- und Wehrbereitschaft noch erhöht wird.

Sie haben für Ihre Rottweiler-Hündin ja nun offenbar durch einen Wesenstest nachgewiesen, dass sie ein freundliches und für Menschen nicht gefährliches Tier ist, das Sie auch entsprechend anleiten und halten können.

Ich denke, dass diese wohl überlegten Rasselisten die einzige praktische Möglichkeit sind, die Haltung gefährlicher Hunde in einer eng bewohnten Stadt wie Hamburg zu regeln: Einerseits kann und soll nicht jeder einzelne Hamburger Hund einen Wesenstest durchlaufen. Das wäre nicht sinnvoll und auch gar nicht zu machen. Zum anderen sind solche Listen auch ein guter Weg, Menschen, die Hunde bestimmter Rassen halten wollen, auf ihre besondere Verantwortung aufmerksam zu machen. Vor rund zehn Jahren waren sogenannte "Kampfhunde" ja eine regelrechte Mode, und viele Menschen haben ein solches Tier gekauft, ohne mit ihm umgehen zu können. Mit den bekannten, zum Teil entsetzlichen Folgen.

Mein Eindruck ist, dass durch das verantwortungsvolle Verhalten der meisten Hundehalter und infolge der Diskussionen im Zusammenhang mit dem Hundegesetz nun auf allen Seiten mehr Sachlichkeit und auch Wissen vorhanden sind. Ich hoffe daher, dass Sie mittlerweile keine Pöbeleien mehr erleben müssen, bitte Sie auch um Geduld mit ängstlichen Spaziergängern, wünsche Ihnen weiterhin Freude an Ihrer Hündin und verbleibe

mit besten Grüßen

Friederike Föcking