Frage an Gabriele Hiller-Ohm bezüglich Familie

Gabriele Hiller-Ohm
Gabriele Hiller-Ohm
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Gabriele Hiller-Ohm zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von André M. •

Frage an Gabriele Hiller-Ohm von André M. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Hiller-Ohm,

herzlichen Dank für die, wenn auch sehr späte, Antwort auf meine Frage vom 21.12.2014. Leider finde ich sie (wie auch die Antwort an Herrn P., auf die sie sich beziehen) alles andere als befriedigend. Sie beziehen Ihre gesamte Ablehnung des Betreuungsgeldes bzw. die Notwendigkeit frühstkindlicher Bildung auf Sonderfälle wie Migrantenfamilien. Die Mehrheit sind aber ganz normale einheimische Familien.

Sie geben ja in der Antwort an Herrn P. zu, dass unsere Generation, die im Westen keine Krippe durchlaufen hat, dadurch nicht ungebildeter ist. Wenn das aber so ist, warum konzentriert sich das gesamte Engegement der Bundesregierung darauf, Krippenplätze zu schaffen? Wenn die Erziehung durch die eigenen Eltern Kinder nicht - überspitzt formuliert - dumm hält oder macht, warum kann die Bundesregierung dann nicht akzeptieren, dass dies für die meisten Familien eine mindestens ebenso gute Betreuungsform wäre wie die Krippe?

Was wäre so schlimm daran, wenn man als Staat nicht Krippenplätze subventioniert, sondern Familien? Wenn also wie vorgeschlagen die 883 EUR, mit denen die Stadt Lübeck einen Krippenplatz monatlich subventioniert, den Eltern direkt ausgezahlt werden und diese dann selber entscheiden können, ob sie das Geld nutzen, um einen (dann teureren, weil nicht subventionierten) Krippenplatz zu bezahlen oder um einen Gehaltsausfall zu kompensieren und so einem Elternteil zu ermöglichen, das Kind selbst zu betreuen. Für die Sonderfälle, in denen eine professionelle frühkindliche Betreuung wirklich geboten ist (wie die von Ihnen immer wieder angeführten Kinder aus Migrantenfamilien), kann man ja Sonderregelungen treffen.

Mit freundlichen Grüßen,

André Meyer

Gabriele Hiller-Ohm
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Meyer,

ich habe in meinen Antworten an Herrn Parheim und an Sie begründet, warum ich sowohl aus pädagogischen als auch aus gesellschaftspolitischen Gründen für den Ausbau von Kitas bin, keinesfalls haben sich meine Antworten nur auf Migrantinnen und Migranten bezogen.

Die Forschung hat in den letzten Jahren belegt, dass viele Kinder mit oder ohne Migrationshintergrund vom Besuch einer Kita in ihrer Entwicklung enorm profitieren. Dies habe ich bereits in meiner Antwort vom 19.12.2014 an Herrn Parheim erläutert. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich hier nicht noch einmal die genannten Argumente aufzählen möchte.

Stattdessen möchte ich darauf hinweisen, dass die aktuellen Betreuungszahlen 2015 für Kinder unter drei Jahren in den einzelnen Bundesländern Zuwächse in allen Bundesländern zeigen, so sind beispielsweise die Zahlen in Schleswig-Holstein um 6,7 Prozent gestiegen. Das ist ein Zeichen dafür, dass immer mehr Eltern die Betreuungsangebote gerne annehmen und dafür ein Bedarf besteht. Einsehen können Sie die Zahlen unter folgendem Link: http://www.fruehe-chancen.de/themen/kinderbetreuung-in-deutschland/betreuungszahlen-2015/

Hinzu kommt, dass CDU, CSU und SPD gemeinsam im Koalitionsvertrag festgelegt haben, Kitas eine besondere Förderung zukommen zu lassen: „Bildung, Wissenschaft und Forschung sind Kernanliegen der Koalition. Sie sind die Grundlage, um Teilhabe, Integration und Bildungsgerechtigkeit zu verwirklichen und unseren Wohlstand auch für künftige Generationen zu erhalten. Deshalb wollen wir die Mittel für Bildung im Zusammenwirken von Bund und Ländern nochmals erhöhen. Ausbau und Qualität von Kitas und Ganztagsschulen verbessern den Bildungserfolg der Kinder." (Koalitionsvertrag, Präambel, Seite 8)
Die Bundesregierung hat nun den Auftrag, diese Vereinbarungen auch einzulösen.

Zu Ihrer Idee, einer staatlichen Förderung durch die Auszahlung der Kitasubventionen an Eltern, möchte ich zu bedenken geben, dass dann das Geld, welches die Eltern nicht mehr verdienen könnten, weil sie ihre Kinder hüten müssten, zwangsläufig im Steueraufkommen des Bundeshaushaltes fehlen würde. Die Auswirkungen auf die Höhe der Renten derjenigen Mütter und Väter, die zu Hause bleiben müssten und in der Zeit der Kinderbetreuung keiner Erwerbsarbeit nachgehen könnten, habe ich ebenfalls bereits erläutert.

Es besteht in Deutschland keine Kindergartenpflicht, Eltern, die ihre Kinder lieber bei sich zu Hause betreuen möchten, können dies gerne tun; jedoch ist es aus gesamtgesellschaftlicher Sicht sowohl im Hinblick auf die Entwicklung aller Kinder, als auch im Hinblick auf die angestrebte Gleichstellung von Frau und Mann nicht sinnvoll, für einen Kindergartenverzicht extra finanzielle Anreize vom Bund oder von den Ländern in Aussicht zu stellen.

Solch eine Entwicklung möchte übrigens keine der Bundestag vertretenen Parteien unterstützen. Schließlich, und dies haben auch andere Parteien im Blick, herrscht bei uns ein Fachkräftemangel, der sich nach den Prognosen eher noch ausweiten wird. Auch vor diesem Hintergrund sind hohe Subventionen von Müttern und Vätern, die lieber zu Hause bleiben, statt einer Erwerbsarbeit nachzugehen, kaum vorstellbar.

Mit freundlichen Grüßen

Gabriele Hiller-Ohm