Frage an Gerhard Zickenheiner bezüglich Umwelt

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Gerhard Zickenheiner
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Edgar F. •

Frage an Gerhard Zickenheiner von Edgar F. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Zickenheiner,

im „Pariser Klimaabkommen“ (Amtsblatt der EU: ABl L 282 vom 19.10.2016) wurde von fast allen UN-Mitgliedsländern beschlossen, die anthropogene Erderwärmung durch den CO2-Ausstoß auf unter 2 Grad Celsius (besser unter 1,5 Grad) zu begrenzen. National wurden die in diesem Abkommen festgelegten Ziele von der Bundesregierung im Klimaschutzplan 2050 konkretisiert.

Am Ende des Pleistozän (Jüngere Dryaszeit) kam es (wissenschaftlich nicht widersprochen) ca. 9640 v. Chr. zu einer extrem schnellen Wiedererwärmung zum Präboreal, dem ersten Abschnitt des Holozäns. Bedingt durch Veränderungen von Meeresströmungen stiegen die Durchschnittstemperaturen auf Teilen der Nord-halbkugel innerhalb von nur 20 bis 40 Jahren um sechs Grad Celsius, in Grönland sogar bis zu 10 Grad.
(Quelle: Wikipedia „Holozän“)

Meine Fragen an Sie:

Wie kann garantiert werden, dass die Erderwärmung gemäß Pariser Klimaabkommen unter 2 Grad C bleibt und nicht durch natürliche Klimaveränderung (s. u.) um ein Vielfaches gesteigert wird?

- Sonne
- Variabilität der Erdbahnparameter (Milankovíc-Zyklen)
- Plattentektonik
- Vulkanismus
- Weitere klimawirksame Faktoren (wie z. B. Meeresströmungen)

Zitat von Galileo Galilei (1564 - 1642): „Die Natur ist unerbittlich und unveränderlich, und es ist ihr gleich-gültig, ob die verborgenen Gründe und Arten ihres Handelns dem Menschen verständlich sind oder nicht!“

Sind die im Klimaschutzplan 2050 definierten Ziele mit variablen Randbedingungen versehen z. B. abhängig von der Entwicklung der Einwohnerzahl in der Bundesrepublik Deutschland?

Wenn nein:
Heißt das, dass der von Ihrer Partei gewünschter Zuzug weiterer Menschen nach Deutschland bewirkt, dass jeder der schon länger hier lebenden Menschen mehr CO2 einsparen (bzw. „bepreisen“!) muss als wenn der demografisch vorgegebene Rückgang der Einwohnerzahl ohne Gegensteuerung laufen würde?

Besten Dank im Voraus für die Beantwortung der Fragen.

Mit freundlichen Grüßen

E. F.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Frank,

vielen Dank für Ihre Frage.

Leider kann nicht garantiert werden, dass die Erderwärmung unter 2 Grad bleibt. Wir können selbstverständlich nur die menschlichen Einflüsse reduzieren, nicht die natürlich, wie Vulkaneruptionen. Im Gegenteil, es gibt ein paar Kipppunkte von denen wir nicht wissen, wie sie die Erwärmung der Erde weiter beeinflussen werden, wenn sie erreicht sind.

Kipppunkte beschleunigen den Klimawandel, einmal angestoßen lassen sie sich nicht mehr umkehren, nur verlangsamen. National Geopgraphic beschreibt beispielsweise einen Kipppunkt wie folgt: „Durch den Verlust des arktischen Meereises während der Sommermonate der letzten 40 Jahre liegt nun mehr wärmeabsorbierendes Meerwasser frei und es gibt 40 Prozent weniger Eis, welches die Sonnenstrahlen reflektiert. Dadurch verstärkt sich die Erwärmung in der Arktis, wodurch wiederum der arktische Permafrost schneller taut. Das setzt mehr CO2 und Methan frei, die in der Atmosphäre zur Erderwärmung beitragen.“ („Planetarer Notstand“: Kipppunkte des Erdklimas kommen eher als gedacht | National Geographic).

Für unseren Klimaschutzplan ist die genaue Einwohnerzahl Deutschlands nicht entscheidend. Sollten wir wider Erwarten aufgrund stark sinkender Einwohnerzahlen mehr erneuerbare Energien produzieren als wir verbrauchen, dann können wir die exportieren. Unsere Grünen Forderungen im Klimaschutzsofortprogramm können Sie gerne hier nachlesen: Höchster Anstieg der CO2-Emissionen seit 1990: Klimaschutz ist jetzt! – Gerhard Zickenheiner, MdB (gerhard-zickenheiner.de).

Mit der Migrationsfrage stoßen Sie ein weiteres wichtiges Thema an. Aufgrund des Fachkräftemangels in Handwerks- und Ingenieurberufen bräuchten wir bis 2035 ca. 800.000 zusätzliche Fachkräfte in Deutschland um die nötige Renovierungswelle, die Gebäudesanierung und den weiteren Ausbau von Solar- und Windenergie zu leisten. Fachkräfte – Gerhard Zickenheiner, MdB (gerhard-zickenheiner.de). Gemeinsam mit meinen Kollegen der Grünen Fraktion habe ich dazu eine Studie in Auftrag gegeben, die dieses zeigt (angehängt).