Frage an Gregor Gysi bezüglich Finanzen

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Gregor Gysi
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Frage von Alexander K. •

Frage an Gregor Gysi von Alexander K. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,

ich befasse mich in letzter Zeit verstärkt mit unserem Finanzsystem und habe einige konkrete Fragen, auf die m.E. in den gängigen Medien wenig bis gar nicht eingegangen wird.

1. Die systembedingte Umverteilung von Arm nach Reich ist nun nicht wirklich eine neue Erkenntnis, aber Ist Ihnen bewusst das durch Kreditvergabe der Banken Geld quasi aus dem Nichts und ohne Gegenwert entsteht, und wenn ja, wie stehen Sie dazu?

2. Warum kann der Staat nicht seine eigene Währung herausgeben, anstatt benötigtes Kapital gegen Zins und Zinseszins von Banken und vermögenden Privatleuten auszuleihen?

3. Um den permanent steigenden Zinslasten auch nur irgend etwas entgegensetzen zu können, ist ständiges Wirtschaftswachstum erforderlich. Mal davon abgesehen, dass es offensichtlich bisher nie genug war, wohin soll die Wirtschaft wachsen, und wer soll das bei begrenztem Platz auf dem Planeten alles konsumieren? Haben wir nicht bereits ausreichende Produktivität, Unternehmen, die sich im Absatzkrieg befinden, während sich immer weniger Menschen die Produkte leisten können?

4. Wie darf ich es verstehen, dass 4,2 Milliarden Euro aus dem Rettungsschirm an die mehrheitlich dem Multimilliardär Spiros Latsis gehörende griechische EFG Eurobank Ergasias geflossen sind, und weitere Milliarden folgen sollen?
Könnte ich mir nach Tilgung meiner Studienschulden jemals den Aufbau einer Unternehmung leisten, würde mir im Falle der Pleite sicherlich kein Rettungsschirm zur Verfügung stehen.

5. Glauben Sie, dass die Systempleite tatsächlich durch Maßnahmen wie Reichensteuer etc. zu verhindern ist? Wäre es selbst im unwahrscheinlichen Falle eines Schuldenschnitts für sämtliche "Problemstaaten", zu denen m.E. auch Deutschland gehört, durch den Zinseszins nicht spätestens in einigen Jahrzehnten wieder so weit?

Platzbedingt spare ich mir die Fragen zur Alternative Grundeinkommen, hoffe auf Veröffentlichung, und verbleibe mit Dank und freundlichen Grüßen.

A.Krug

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Krug,

vielen Dank für Ihre Fragen vom 9. Januar.
Wir haben vorgeschlagen, dass eine öffentlich-rechtliche Bank wie die europäische Zentralbank direkt zinsgünstig Kredite an Länder im Süden Europas vergeben soll. Die Privatbanken wären einfach auszulassen. Außerdem sind wir nicht verpflichtet, die Privatbanken Griechenlands zu bezahlen.

Wir verlangen doch nicht nur eine Vermögensabgabe und eine Steuer für die Millionäre in Europa, sondern auch eine strikte Regulierung des Finanzmarktes, die Direktvergabe von Krediten unter Auslassung der privaten Banken, eine Transformationssteuer, die Halbierung der Rüstung in Griechenland und anderen Ländern. Unsere Palette ist also breiter angelegt.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi

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