Ist ein bedingungsloses Grundeinkommen sozial gerecht?

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Frage von Mika C. •

Ist ein bedingungsloses Grundeinkommen sozial gerecht?

Sehr geehrter Herr Gysi,
Ich habe eine interessante Folge jung und naiv gesehen, in der Sie unter anderem auf ein bedingungsloses Grundeinkommen, kurz BGE, eingehen. Interessant fand ich dabei, dass Sie dabei nicht nur über die Finanzierbarkeit sondern auch über die grundsätzliche Frage gesprochen haben, ob es gerecht sei, Menschen, die weniger gearbeitet haben als andere, gleich stark von der Gesellschaft profitieren zu lassen.

Ich bin da aber noch nicht ganz aus der Antwort schlau geworden. Ich habe mich ein wenig mit dem Thema beschäftigt und Frage mich ob die Selbstverwirklichung jenes einzelnen nicht ein Menschenrecht sein sollte, welches durch ein BGE möglich gemacht werden könnte. Würden sie dennoch sagen, dass die Selbstverwirklichung eines einzelnen nicht so sehr wiegt wie der soziale Austausch in der Gesellschaft (Arbeiten füreinander usw.) oder mit anderen Worten:

Würden Sie denken, ein BGE sei sozial Gerecht? und warum?
Freundliche Grüße

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Hallo Mika C.,

Ihre Frage vom 10. März hat mich erreicht. Selbstverständlich muss jede und jeder über ein Entgelt verfügen, das ihr oder ihm eine Selbstverwirklichung erlaubt. Dennoch habe ich meine Bedenken, dass jemand, der 40 Jahre gearbeitet hat und jemand, der 10 Jahre gearbeitet hat, die gleiche Altersversorgung bekommt, sich also die dreißig Jahre längerdauernde Arbeitszeit bei der Altersversorgung überhaupt nicht auswirkt. Es gibt zu viele, die sich eine zusätzliche private Versicherung nicht leisten können. Wenn es aber das Bedingungslose Grundeinkommen je geben sollte, werden mit Sicherheit die Arbeitslosenversicherung und die gesetzliche Rentenversicherung abgeschafft werden.

Mit freundlichen Grüßen

Gregor Gysi

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