Frage an Günter Baaske bezüglich Lobbyismus & Transparenz

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Günter Baaske
SPD
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Frage von Mareen N. •

Frage an Günter Baaske von Mareen N. bezüglich Lobbyismus & Transparenz

Sehr geehrter Herr Baaske,

Wie begründen Sie die Maßnahmen? Die Kirchen (vom RKI als ‚Pandemietreiber’ beschrieben) bleiben uneingeschränkt offen, aber die Mama-Outdoor-Sportgruppe darf sich nicht im Freien treffen trotz gegebenen Abstand, ebenso der Rentner-Lauftreff. Die Risikogruppe Übergewicht darf keinen gelenkschonenden, gesundheitsfördernden Aquafitnesskurs besuchen, aber die Fußballer dürfen sich jubelnd umarmen? Würde man diese Gruppen also in Kirchen verlegen und als religiöse Veranstaltung deklarieren, dürfen sie dann stattfinden?
Das Restaurant muss schließen, aber die Kantine bleibt offen?
Der Sportunterricht findet in den Schulen statt, aber der Vereinssport wird geschlossen?
Die Haare darf man sich schön machen, aber sich am Fuß kein Tattoo stechen lassen?
In den ÖPNV darf gedrängelt und dicht gestanden werden, aber im Kino darf man keine 2m auseinandersitzen?

Mit freundlichen Grüßen
M. Nagy

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Antwort von
SPD

Es geht doch bei den Maßnahmen nicht darum irgendjemandem zu bestrafen, weil er in der Vergangenheit etwas falsch gemacht oder sich falsch verhalten hätte. Und ich will mich auch nicht über Friseur und Fußpflege unterhalten. Aber vielleicht den großen Zusammenhang erklären:

Die Infektionszahlen gehen nach oben, seit Ende Oktober so stark, dass schon Ende November die Intensivkapazitäten Deutschlands ausgereizt wären. Wenn sich dann auch noch des öfteren das Personal infiziert geht es noch wesentlich schneller. Wir haben das gerade leider in anderen Ländern Europas beobachten müssen.

Jedem, der in Mathematik die Exponentialfunktion halbwegs verinnerlicht hat muss das klar sein. Ich rechne das gern auf Wunsch auch selbst noch einmal vor.

Um das aber alles zu verhindern hilft es nur, dafür Sorge zu tragen, dass sich infizierte Personen mit noch nicht infizierten Personen möglichst wenig begegnen.

Bei den möglichen Begegnungen muss man nun unterscheiden.

1. Wo treffen sich dieselben Menschen fast täglich immer wieder? Wenn und solange nämlich von denen keiner infiziert ist, können die sich jeden Tag in den Armen liegen und es wird nichts passieren. Wo das ist: auf der Arbeit, in der Kita, der Schule, in der eigenen Familie im Haushalt.
2. Wo treffen sich täglich andere, neue, verschiedene Leute, also die, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben oder zu tun haben müssen: im Bus, der Bahn, auf der Straße ( aber nur sehr kurz), beim Einkauf, im Kino, beim Sport, im Klub, dem Restaurant, der Kneipe.

Wenn wir uns darüber einig sind, dass es wenig Sinn macht, Kontakte dort zu begrenzen, wo sich immer der gleiche Personenkreis trifft, also im wesentlichen Arbeit, Schule und Kita, dann müssen wir also in den anderen Bereich, zu 2. gucken. Wenn wir ausschließen wollen, dass die Leute sich in Bus und Bahn begegnen, heißt das auch, viele von Schule und Arbeit abzuhalten. Das fällt der Nation so richtig auf die Füße.

Wenn sie nicht mehr in den Supermarkt können- nun darauf brauche ich wohl nicht weiter eingehen. Blöde Idee.

Aber wir MÜSSEN Begegnungen einschränken, sonst kostet das viele Menschenleben!

Und so steht die Kanzlerin und stehen die MinisterpräsidentInnen vor der schwierigen Frage:

a) was braucht das Land, die Nation, um auch in Zukunft stark zu sein?

b) wo reduzieren wir Begegnungen mit dem geringstmöglichen Schaden für Deutschland?

Und ich finde, bevor wir bei Daimler, MTU und Rolls Royce die Bänder anhalten und die Kids nicht mehr in die Schule lassen, sollten wir auf andere Sachen verzichten.

Sport macht im Verein mehr Spaß, keine Frage. Aber fit bleiben kann man auch, wenn man sich zu Hause oder im Wald austobt. Mache ich seit Jahren.

Ich gehe auch sehr gerne essen, aber mein Lieblingskneiper hat schon gepostet, dass ich mir ab Mittwoch das Essen abholen kann. Damit kann ich leben.

Und ein Kollege von ihm hat mir vorhin geschrieben: 75 Prozent? Vom November 2019? Super!

Und der meinte das ernst. Hab ihn angerufen.

Aber wenn jemand meint, es wäre doch besser, die Schulen zu schließen um am Wochenende ausgehen zu können: wir leben in einem freien Land. Kann man meinen. Ich sehe es definitiv anders.

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