Frage an Gustav Herzog bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

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Frage von Kai M. •

Frage an Gustav Herzog von Kai M. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Herzog,
wie stehen Sie dazu, dass Deutschland / die EU Drittweltländern Entwicklunghilfe sendet, aber gleichzeitig mit massiv subventionierten Agrarexporten der einheimischen Landwirtschaft schweren Schaden anrichtet?
Mit freundlichen Grüßen
K. M.

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Sehr geehrter Herr M.,

vielen Dank für Ihre Frage. Der Vorwurf, Deutschland und die EU, welche Deutschland in Außenhandelsfragen vertritt, würden der einheimische Landwirtschaft in Entwicklungsländern mit eigenen Agrarsubventionen schaden trifft teilweise zu.

Zwar ist der Anteil der Agrarexporte der EU, welche in Entwicklungsländer exportiert werden gering (im Jahr 2015 wurden nur 3,0 % der deutschen Agrarexporte nach Afrika und 0,7 % der deutschen Agrarexporte in die am wenigsten entwickelten Länder (LDC) ausgeführt), aufgrund der wesentlich geringeren Wirtschaftsleistung dieser Länder ist das für diese aber trotzdem von großer Bedeutung.

Aus diesem Grund schloss die EU mit vielen Entwicklungsländern spezielle Abkommen. Diese sicherten den Entwicklungsländern zollfreien Zugang zum europäischen Markt. Im Gegenzug senkten die Entwicklungsländer viele Zölle oder schaffte sie (schrittweise) ab. Ausgenommen hiervon waren für die Entwicklungsländer sensible Bereiche, wozu auch Agrarprodukte zählen.

Diese Schutzzölle wenden die Entwicklungsländer allerdings nicht immer an. So senken einige Entwicklungsländer teilweise trotzdem ihre Zölle auf Agrarprodukte. Der Grund hierfür liegt allerdings meist im Entwicklungsland. Dies kann eine Missernte sein, aber auch der Wille, den Preis für Agrarprodukte für die Verbraucher zu senken. Zudem ist umgekehrt für sie der Zugang zum EU-Markt trotz der abgeschafften Zölle schwierig, da sie gegenüber den durch die Subventionen günstigen EU-Produkten bei häufig schlechteren Umweltbedingungen nicht konkurrenzfähig sind. Zudem verhindern viele Normen und (Hygiene-) Standards, dass diese Produkte in der EU verkauft werden dürfen.

Insofern ist es leider zutreffend, dass EU-Agrarexporte in bestimmten Entwicklungsländern einigen Produzenten schaden, wenn auch nur eingeschränkt.

Mit freundlichen Grüßen,

Gustav Herzog