Frage an Hannedore Nowotny von Artmann R. bezüglich Sport
Sehr geehrter Frau .Dr. Hannedore Nowotny,
wie Sie sicherlich wissen, muss nach § 7 des zu Anfang des Jahres neu geschaffenen "Luftsicherheitsgesetzes" jeder Luftfahrer auf seine Zuverlässigkeit hin überprüft werden, auch um seine bestehende Lizenz zu erhalten.
Das heißt im Einzelnen, dass man eine existierende, gültige Lizenz verliert, wenn man nicht "freiwillig" jedes Jahr einen kostenpflichtigen Antrag stellt, sich überprüfen zu lassen. Dazu muss man "freiwillig" den Datenschutz aufheben, damit sämtliche Behörden bis hin zu Geheimdiensten ihre Daten über den Sportpiloten austauschen dürfen und dann entschieden wird, ob keine Zweifel an meiner Zuverlässigkeit verbleiben. Es gibt aber keine festgelegten Zuverlässigkeitskriterien, d.h. es wird willkürlich entschieden.
Dazu kommt, dass die entsprechenden Verordnungen, denen der Bundesrat zustimmen muss, nicht vorhanden sind, dennoch das Verfahren unter Hintergehen des Bundesrates durchgeführt wird (laut Anweisung Bundesinnenministerium).
Hier werden Grundrechte ausgehebelt, die Unschuldsvermutung gilt nicht mehr, Rechtssicherheit ist nicht gegeben.
Davon sind mehrere zehntausend Piloten und Bürger betroffen.
Ihre Antworten werden in Fliegerkreisen und entsprechenden Internetseiten veröffentlicht werden.
Bitte teilen Sie mir mit, was Sie sofort und nach der Wahl dagegen unternehmen werden/wollen.
mit freundlichen Grüßen
Robert Artmann
Hier sind dazu noch die §§:
Laut § 7 (2) LuftSiG erfolgt die Überprüfung auf Antrag des Betroffenen, d.h. freiwillig.
Laut LuftSiG §17 (1) "regelt das Bundesministerium des Innern durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates die Einzelheiten der Zuverlässigkeitsüberprüfung". Diese Durchführungsverordnung gibt es nicht. Für eine Überprüfung ohne DVO fehlt die Rechtsgrundlage.
Laut § 7 (6) LuftSiG bleibt die Lizenz nur erhalten, wenn keine Zweifel an der Zuverlässigkeit bestehen (Umkehr der Beweislast, Abkehr von der Unschuldsvermutung). Die Zuverlässigkeitskriterien sind nicht bekannt. Dieser Zustand widerspricht dem in Art. 103 (2) GG verankerten Grundsatz "Keine Strafe für eine Tat, deren Strafbarkeit zum Zeitpunkt der Tat gesetzlich nicht bestimmt war".
Nach § 7 (6) LuftSiG erfolgt ein weitgehender Datenaustausch verschiedenster Behörden. Dazu wird das nach § 4 Abs.1 BDSG notwendige freiwillige Einverständnis erzwungen, auf den Schutz durch das Bundesdatenschutzgesetz zu verzichten, dessen ausdrücklicher Zweck es ist, den Einzelnen davor zu schützen, dass er durch den Umgang mit seinen personenbezogenen Daten in seinem Persönlichkeitsrecht beeinträchtigt wird, §1 Abs.1 BDSG.
Die Lizenz führende Behörde droht damit, dass bei Nichtstellen des Antrages auf Zuverlässigkeitsüberprüfung die Lizenz eingezogen wird, da man durch Nichtstellen des Antrags automatisch als unzuverlässig gilt.
Sehr geehrter Herr Artmann,
vielen Dank für Ihre Frage.
Ich verstehe dabei sehr wohl Ihre unmittelbare Betroffenheit, bitte Sie aber trotzdem um Ihr Verständnis für Maßnahmen, die dem größtmöglichen Schutz aller Bürger dienen. Dies vor allem vor dem Hintergrund der nach wie vor vorhandenen Gefahr durch terroristische Aktivitäten. Und gerade hier ist der Luftverkehr besonders gefährdet, besonders in Anbetracht der potentiellen Auswirkungen eines Anschlags wie uns der 11. September leider allzu deutlich vor Augen geführt hat.
Ich bin sicherlich kein Freund des "gläsernen Menschen" - wir und unsere Daten werden heute in unserem täglichen Handeln ständig erfasst! Dass die Möglichkeiten des Datenschutzes bei Ihrem persönlichen Anliegen aufgehoben werden können, ist im Einzelfall sicherlich bedauerlich, in Anbetracht der möglichen Konsequenzen aus meiner Sicht aber leider verständlich.
Ich hoffe, dass Mechanismen wie die des Luftsicherheitsgesetzes in Zukunft nicht mehr notwendig sein werden, sehe aber in absehbarer Zeit keine Chance dafür.
Ich kann daher nur nocheinmal an Ihr Verständnis appelieren und Ihnen versichern, dass ich bei einer Entschärfung der derzeitigen Situation in Ihrem Interesse tätig werde.
Mit freundlichen Grüßen
Hannedore Nowotny