Frage an Ingrid Nestle bezüglich Umwelt

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Ingrid Nestle
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Frage von Enzo A. •

Frage an Ingrid Nestle von Enzo A. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Nestle,

meine Frage bezieht sich nicht um ein Gesetz sondern um die Aufforderung vieler Politiker -besonders aus Ihrer Partei- zur ökonomischen Unterstützung des Ausbaus der Erneuerbaren Energie (EE) einen entsprechenden Ökostromtarif zu ordern.

Dies wird damit erklärt das damit der Absatz EE erleichtert wird. Auch vom "persönlichen" Energieausstieg ist oft die Rede.

Hintergrund ist der dass im Jahresmittel 2010 16,8% des Energieverbrauches (wenn DE rechnerisch nur nicht EE-Strom exportiert hätte) aus EE stammen. ( http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/ee_in_zahlen_2010_bf.pdf ,S.4) Dies heißt aber auch dass 83,2% des Stromverbrauchs in DE auf nicht aus EE abgedeckt werden. Der Stromverbrauch der privaten Haushalte liegt nur bei 26,6% ( http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-66404-5.html ). Um den Strom für EE auf dem Markt zu "verknappen" & einen Überschuss an nicht EE zu erzeugen müssten also 63,1% der Haushalte, (gewichtet nach Stromverbrauch) Ihre Energie aus EE ordern. Momentan liegt diese Quote aber bei ungefähr 24%, hinzu kommt das mit dem Steigenden Ausbau der EE der benötigte Anteil der Privatkunden sogar steigen würde. Der Anteil an EE am Stromkundenmarkt liegt damit insgesamt bei magereren 1,2 % ( http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/atomausstieg-privat/3962284.html ) und das bei 16,8% der Stromproduktion aus EE!

Ist die These, dass man mit der Bestellung von Ökostrom den Ausbau der EE fördert nicht hinfällig? Die EE werden doch allein durch das EEG ausgebaut, der Hebel "private Nachfrage" liegt somit Volkommen im Windschatten des EEG. Stimmt der Zusammenhang das die Nachfrage nach EE größer sein muss als die Produktion damit ein über das EEG, mit der Einspeisegarantie, hinausgehender Effekt erzielt wird? Ist die Bestellung von Ökostrom damit von rein symbolischer Natur oder ändert man tatsächlich etwas? Und wenn ja, warum?

PS: Und ich bin nicht auf die Möglichkeit des Exports von Nicht EE-Strom eingegangen.

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Sehr geehrter Herr Aduro,

Ihr zentrales Argument, dass ein erhöhter Bezug von Ökostrom nicht direkt einen Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland zur Folge hat, ist nur für manche Ökostromprodukte richtig. Die von den Umweltverbänden und uns empfohlenen Produkte ( www.atomausstieg-selber-machen.de ) führen zu einem Zubau an erneuerbaren Energien, weil ein Teil des Gewinns für den Zubau eingesetzt wird. Der Mechanismus funktioniert also nicht über die Verknappung, sondern letztlich über die Leitlinien, die die Ökostromanbieter sich geben. Anders ist das bei Pseudo-Ökostrom, wenn z.B. große Konzerne die Wasserkraft, die sie schon immer im Portfolio haben, aussortieren und als Ökostrom bezeichnen. Deshalb ist es sehr wichtig, auf die Wahl eines seriösen Anbieters zu achten.

Darüber hinaus halte ich es für wichtig, dass in der Bevölkerung ein Bewusstsein über die verschiedenen Formen der Stromproduktion geschaffen wird. Erst seit wenigen Jahren ist es für die Verbraucher in Deutschland möglich, ihren Stromanbieter frei zu wählen. Durch die Unterstützung von Kampagnen wie "Atomausstieg selber machen" möchten wir dazu beitragen, dass Verbraucher ihre politische Überzeugung in Taten umsetzen können. Nach der Laufzeitverlängerung von Schwarz-Gelb im Jahr 2010 und der Katastrophe von Fukushima in diesem März wechselten Tausende zu Ökostromtarifen, um Merkel und den Atomkonzernen zu demonstrieren, dass Atomkraft in Deutschland keine Mehrheit mehr findet. Ein Wechsel zu Ökostrom ist aber nicht nur ein politisches Signal, sondern fördert auch den Wettbewerb und die Transparenz auf dem Strommarkt.

Mit freundlichen Grüßen
Ingrid Nestle

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