Frage an Jerzy Montag bezüglich Wirtschaft

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Jerzy Montag
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Frage an Jerzy Montag von Richard S. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Montag!

Werden wir wegen der ansteigenden Ölpreise in Deutschland eine Rezession bekommen?
Wird sich der Ölmarkt wieder beruhigen?

Besten Dank und Grüße: R. Schier

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schier,

den steigenden Roöhlpreis - mittlerweile beträgt er schon über 125 $ pro Fass (vor 10 Jahren noch 12 $!) - sehe ich mit Sorge. Vor allem, weil ein Teil dieses Preises pure Spekulation ist und die Mineralölkonzerne gut daran verdienen. In den letzten Jahren haben sich auch deshalb die Ölpreise verzehnfacht. Wir Grüne finden deshalb eine Sondersteuer für Mineralölkonzerne prüfenswert, um die Extraprofite abzuschöpfen. Die Entwicklung des Ölmarktes insgesamt lässt aber für uns nur einen Schluss zu: Wir müssen "weg vom Öl", um den steigenden Belastungen des Ölpreises zu entfliehen.
Es spricht nicht viel dafür, dass sich der Ölmarkt wieder "beruhigen" wird, ganz im Gegenteil. Denn vor allem das rasante Wachstum in Ländern wie Indien und China führt dazu, dass die Ölforderung mit der weltweiten Nachfrage nicht mehr mithalten kann. Heute wird pro Jahr viermal so viel Öl verbraucht wie neu gefunden. Die Internationale Energieagentur hat eingeräumt, dass mit einer Versorgungslücke von rund 15% des Weltölbedarfs bis 2015 zu rechnen ist. Unabhängige Forschungsgruppen wie die "Energy Watch Group" gehen gar von 25% aus.
Ich kann nicht beurteilen, ob die Bundesrepublik deswegen in eine Rezession stürzen wird, aber sicher ist, dass wir uns auf weitere Preissteigerungen beim Erdöl einstellen müssen. Das Deutsche Institut für Wirtschaft hält auch 200 $ pro Fass in naher Zukunft nicht für unrealistisch.
Deshalb müssen wir die notwendigen Konsequenzen endlich ziehen: weg vom Öl, wir brauchen ein anderes Verkehrskonzept, effizientere Autos und die Entwicklung von Elektrofahrzeugen. Bis 2030 wird weltweit auch ein Verdopplung der Kraftfahrzeuge auf dann 2 Milliarden Fahrzeuge erwartet. Wenn diese Fahrzeuge alle auf Öl basieren, gehen die Ölreserven noch schneller zur Neige, der Preis steigt noch weiter. Deshalb muss der Ölknappheit vor allem in der Autoindustrie entgegengewirkt werden, und zwar durch die Entwicklung von spritsparenden Fahrzeugen oder Elektrofahrzeugen, die mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Volkswagen und Opel haben für 2010 solche Autos angekündigt, aber die Autoindustrie tut insgesamt noch immer zu wenig.
Die Alternativen zum Öl gibt es - wir müssen sie nur nutzen.

Mit freundlichen Grüßen,
Jerzy Montag