Frage an Joachim Stünker bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

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Joachim Stünker
SPD
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Frage von Jürgen B. •

Frage an Joachim Stünker von Jürgen B. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Stünker,

wir führen unseren Hof als Milchbauern seit Generationen und hoffen ihn an unseren Sohn weitergeben zu können. Aus diesem Grunde haben wir stetig unser Geld in die Modernisierung des Betriebes gesteckt und zwar so, dass wir allen Auflagen der Molkereien, der jeweiligen Regierung(Kynast)... erfüllt haben.
1.Jetzt müssen wir zu unserem Entsetzten feststellen, dass von langer Hand geplant ist, die Anzahl der Betriebe durch das Niedrighalten des Milchpreises stark zu reduzieren. So enstehen für die Molkereien geringere Kosen ( Abholung...) Der Stellvertreter von Herrn Sonnleitner hat öffentlich in einer Diskussionsrunde auf Phönix (26.05.09) zugegeben, dass es in Zukunft nur 2-3 Molkereien in Deutschland geben soll.
2. Der geplante Diesel- Rabatt hilft nur den großen Betrieben im Osten oder den Ackerbauern. Als Milchbauer mit 140 Tieren (ca. 70 Milchkühen) hat man keine Entlastung davon.(s. Bericht T-Online.de)
3. Zinslose Kredite sind Kredite die zurückbezahlt werden müssen. Wovon, wenn die Einnahmen sich um die Hälfte reduzieren?

Ihr Wahlspruch lautet:
Fairer Lohn für faire Arbeit!
Das wollen wir bei einer 7 Tage-Woche, 365 Tage im Jahr, auch !

Wie stehen Sie und Ihre Partei zu dieser derzeitigen Situation?

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Büntemeyer

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Büntemeyer,

Ihre Sorge ist berechtigt. Eines der Probleme ist aus meiner Sicht, dass Ihr Berufsstand nicht mit einer Stimme spricht. Leider sind das CSU-geführte Landwirtschaftsministerium und auch die Länder bisher immer der Position des Deutschen Bauernverbandes gefolgt, die ich für falsch halte. Weder der Diesel-Rabatt noch die Exportsubventionen (die nicht nur teuer sind, sondern zum großen Teil bei der Industrie landen und obendrein die Entwicklungshilfe konterkarieren) lösen das Problem. Und wenn tatsächlich die Vielfalt der Molkereien in Deutschland erheblich abnehmen sollte, würde das Ihre Abhängigkeit noch verstärken. Das kann nicht richtig sein.

Ich habe mich in den vergangenen Monaten mehrfach mit Milchbauern aus den Kreisen Osterholz, Verden und Rotenburg getroffen. Berichte dazu können Sie meiner Homepage entnehmen ( http://www.stuenker.de/content/90420.php und www.stuenker.de/content/93205.php ). Wenn wir bäuerliche Landwirtschaft in Deutschland erhalten wollen – und dafür bin ich -, müssen wir die Milchmenge wirksam steuern. Erste Schritte dahin, die wir ohne EU gehen könnten, wären das Parken der aus der schädlichen Anhebung der Milchquoten resultierende nationalen Mehrmenge und die Abschaffung der Saldierung. Diesen Forderungen des BDM schließe ich mich an. Bis diese Position in Deutschland mehrheitsfähig wird, werden wir alle zusammen aber noch dicke Bretter bohren müssen. Das liegt auch an der oben angedeuteten gegenteiligen Einflussnahme des Bauernverbandes. In Deutschland konkurrenzfähig Milch für den Weltmarkt produzieren zu können, halte ich für eine Illusion. Deshalb führen Investitionsbeihilfen für immer größere Ställe in die Irre – und sind beinahe zynisch.

Aus Gesprächen mit EU-Politikern aus meiner Partei weiß ich, dass eine Mengensteuerung auf harten Widerstand anderer Nationen stößt. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, dafür zu streiten. Parallel dazu halte ich es für richtig, sich für direkte Einkommensbeihilfen einzusetzen. Gerade die Kleinteiligkeit der deutschen Landwirtschaft prägt unsere Dörfer und unsere Kulturlandschaft. Das dürfen wir nicht preisgeben und das sollte uns Geld wert sein.
Ein Aspekt wird in der Diskussion um das Milchgeld meiner Ansicht nach zu wenig beachtet. Das ist der Naturschutz. Wenn den Landwirten die Möglichkeit genommen wird, per Milchviehhaltung Grünland lohnend zu bewirtschaften, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn immer mehr Wiesen umgebrochen werden.
Über mein Büro pflege ich recht häufigen Austausch mit Vertretern des BDM aus der Region. Sie können sicher sein, dass ich mich in Gesprächen mit meinen Kollegen auf allen Ebenen in Ihrem Sinne einsetze.

Mit freundlichen Grüßen

Jaochim Stünker