Frage an Josip Juratovic von Markus Z. bezüglich Jugend
Sehr geehrter Herr Juratovic,
ich möchte gerne folgendes von Ihnen wissen:
Sie wollen ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Partnerschaften erreichen. Mit welcher Begründung fordern Sie dies? Sie sind der Meinung, dass eine vollständige Gleichstellung erreicht werden muss, jedoch passt dies meiner Meinung nach nicht mit Artikel 6 GG zusammen. Dort heißt es unmissverständlich: " Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung." und "Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. " Nach meinem Verständnis wird hier der Ehe (also der heterosexuellen Form einer auf Dauer angelegten Partnerschaft) sowie den Eltern (dies sind in der Regel Mutter und Vater) Vorrang eingeräumt. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe keinerlei Probleme mit gleichgeschlechtlichen Lebensweisen. Aber hier sollte doch noch ein Unterschied gemacht werden zugunsten der tradierten Form der Ehe. Nicht umsonst suchen Kindergärten händeringend männliche Erzieher, damit die Kinder nicht nur weibliche Kompetenzen vermittelt bekommen. Und in einer lesbischen Partnerschaft soll das aber plötzlich nicht mehr gelten? Das passt irgendwie nicht zusammen. Und weiter haben Kinder von Natur aus doch eine sehr enge emotionale Bindung an ihre Mutter, die sie zur Welt gebracht hat, wie soll da bei zwei Vätern einer einen adäquaten Ersatz darstellen?
Ich würde es sehr begrüßen, von Ihnen Ihren Standpunkt zu hören.
Viele Grüße
Ihr Markus Ziegler
Sehr geehrter Herr Ziegler,
vielen Dank für Ihre Nachricht zum Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Wir haben dies in den letzten Monaten viel diskutiert. Gern antworte ich Ihnen im Zuge dieser wichtigen Debatte.
Juristen streiten sich über die von Ihnen zitierte Formulierung. Schützt Artikel 6 GG separat „Ehe“ und „Familie“? Dann könnte man sagen, dass auch eine homosexuelle Partnerschaft, in der Kindern leben, eine Familie darstellt. Eine Partnerschaft ohne Kinder wäre trotzdem eine Ehe. Und beides wäre schützenswert. Oder meint der Artikel 6 GG „Ehe und Familie“ als Einheit, die nur zusammen funktioniert? Aber was ist dann mit Alleinerziehenden? Sind sie mit ihren Kindern denn keine Familie?
Die SPD steht dafür, dass alle Paare in diesem Land in ihren Entscheidungen frei sein sollen, um den eigenen Lebensentwurf zu verwirklichen. Die Gleichstellung von eingetragenen Lebenspartnerschaften allein mittels Gerichtsurteilen ist für uns keine politische Option. Wir wollen die Ehe für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften öffnen und – wie Sie sagen - diese damit auch im Adoptionsrecht und im Steuerrecht gleichstellen.
Für mich steht dabei immer das Kindeswohl im Mittelpunkt. Ich frage mich: Wo geht es den Kindern gut? Das wichtigste sind gute Eltern – und ich denke, sowohl Mann und Frau als auch Frau und Frau oder Mann und Mann können gute Eltern sein, wenn sie gute Menschen sind. Ich glaube, dass es bei diesem Thema noch viele Vorbehalte gibt, weil die Menschen noch zu wenige Beispielfamilien persönlich kennen.
Ich hoffe, dass meine Antwort Ihnen die Sichtweise der SPD erklären konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Josip Juratovic
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