Frage an Katrin Langensiepen bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Katrin Langensiepen
Katrin Langensiepen
Bündnis 90/Die Grünen
78 %
/ 9 Fragen beantwortet
Frage von Niklas F. •

Frage an Katrin Langensiepen von Niklas F. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Langensiepen,

die Grünen stellen sich gerne als die Partei dar, die am meisten für einen nachhaltigen Lebensstil und gegen den Klimawandel eintritt.

Wie bewerten Sie insbesondere unter dem Punkt, die Aussage von Herrn Quasching, stellvertretend für Scientists for Future, dass keine aktuell im Bundestag vertretene Partei, ein Programm vertritt, dass nach wissenschaftlichen Kriterien ausreichend gegen den Klimawandel tut?
Quelle: https://youtu.be/OAoPkVfeTo0?t=960

Wie bewerten Sie die Forderungen von Fridays for Future, die mit Wissenschaftler_innen ausgearbeitet wurden? https://fridaysforfuture.de/forderungen/

Wie bewerten Sie, dass viele tausend Wissenschaftler_innen aus aller Welt sich solidarisch mit den Forderungen der Schüler_innen und Studis nach einer faktenbezogenen Politik im bezug auf den Klimawandel zeigen? (Scientists for Future, 26.800 Unterschriften https://www.scientists4future.org/stellungnahme/ ; Publikation in Science mit mehr als 6000 Erstzeichnungen https://www.ccca.ac.at/fileadmin/00_DokumenteHauptmenue/03_Aktivitaeten/Scientists_4_Future/Hagedorn-etal_Science-Apr2019_ConcernsofYoungProtestersJustified.pdf )

Welche Punkte des aktuellen Wahlprogramms halten Sie für nicht weitgehend genug, um den Klimawandel in Übereinstimmung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu beschränken, und wie wollen Sie hier Änderungen anbringen?

Vielen Dank für Ihre Antwort,
N. F.

Katrin Langensiepen
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Friedrich,
herzlichen Dank für Ihre Mail.

Die Forderungen von Fridays for Future sind berechtigt und drängen zu Recht darauf, dass jetzt endlich schnell gehandelt wird und nicht weiter auf in der Zukunft liegende Ziele verwiesen wird. Das ist das Entscheidende.

Das Handeln der Bundesregierung muss sich daran messen, dass die Vereinbarungen von Paris rechtzeitig eingehalten werden. Fridays for Future benennt die zentralen Handlungsfelder: schneller Kohleausstieg, ein Klimaschutzgesetz, 100% Erneuerbare, wirksame und sozialverträgliche CO2-Bepreisung. Das muss umgehend umgesetzt werden.

Wir Grünen liegen im Großen und Ganzen mit Fridays For Future bei den Forderungen beieinander. Beim Paris-Ziel orientieren wir uns zwar an der vollständigen Formulierung von Paris, d.h. deutlich unter 2 Grad, möglichst 1,5 Grad", bei den daraus resultierenden Forderungen verändert das jedoch nichts, insbesondere nicht bei der Dringlichkeit, die wir teilen.

Ein Ende der Subventionen für fossile Energieträger fordern wir ebenso wie eine CO2-Bepreisung - einerseits als Mindestpreis von 40 EUR/t im ETS, andererseits als mindestens nationalen CO2-Preis für die Sektoren außerhalb des ETS. Berechnet man alleine den CO2-Kostenanteil beim Sprit, ist man da bei einer CO2-Bepreisung sehr schnell bei einem Gegenwert von 180 EUR/t.

Die Abschaltung von Kohlekraft entspricht mit rund 13,5 GW wenig mehr als unserer schon 1,5 Jahre alten Forderungen nach sofortiger Abschaltung der 20 schmutzigsten Kohlekraftwerksblöcke, was etwa 10 GW wären.

Ein Klimaschutzgesetz fordern wir noch für vor der Sommerpause, beim Kohleausstiegsjahr liegen wir mit 2030 auf einer Linie, während wir bei der 100%-EE-Forderung mit 2050 deutlich weiter in der Zukunft liegen - sofern sie sich auf alle Sektoren, d.h. Gebäude, Industrie und Verkehr beziehen. Entsprechend wäre Nettonull bei uns dann auch eher erst Mitte des Jahrhunderts - wie es aber auch aus Paris resultiert.

Die Forderungen von Fridays for Future kommen genau zur richtigen Zeit. Denn 2019 ist das Jahr der Entscheidungen -und für CDU und SPD DAS Klimajahr. Das gilt es nun zu beweisen!

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen

Katrin Langensiepen

Was möchten Sie wissen von:
Katrin Langensiepen
Katrin Langensiepen
Bündnis 90/Die Grünen