Frage an Kurt Herzog von Hans- Peter H. bezüglich Energie
Hallo Herr Herzog
Ich stehe der Atomenergie skeptisch gegenüber, andererseits weiß ich nicht sicher ob wir, gerade angesichts steigender Öl- und Gaspreise auf sie verzichten können. Gerade für Familien mit geringem Einkommen sind die permanent steigenden Energiepreise ja ein wirkliches Problem.
Mich würde Ihre Meinung dazu interessieren und vor allem wofür SIe sich im Landtag einsetzen werden.
Vielen Dank für Ihre Mühe.
Mit freundlichen Grüßen
Hans- Peter Handschug
Sehr geehrter Herr Handschug,
vielen Dank für Ihre Frage, sie trifft genau eine entscheidende Fragestellung.
Wir LINKEN sind für eine Energiewende, die diesen Namen auch verdient, die aber insbesondere auch die sozialen Aspekte berücksichtigt.
Wir wollen wg. der nicht handhabbaren Gefahren der Atomenergie einen schnellstmöglichen Ausstieg und ein verantwortliches Vorgehen in der Frage der Endlagersuche.
Niedersachsen droht mit den festgelegten bzw. ins Auge gefassten Standorten (Konrad, Gorleben) zum Atomklo Deutschlands, vielleicht sogar Europas zu werden. Die nächsten 5 Jahre sind entscheidend. CDU und FDP wollen die Laufzeiten der Atomkraftwerke verlängern, die SPD fährt einen Wackelkurs, die Grünen haben zusammen mit der SPD den Atom"konsens" unterschrieben, der einen jahrzehntelangen weiteren "reibungslosen" Betrieb der AKWs garantiert, den Salzstock Gorleben als "eignungshöffig" bezeichnet. Das waren gemessen an den Gefahren schwere Fehler.
Das zeigen auch einmal mehr die Vorkommnisse bei den AKWs des Energieriesen Vattenfall in 2007.
Die seit einem halben Jahr abgeschalteten AKWs Brunsbüttel und Krümmel zeigen außerdem, dass ihr Betrieb nicht nötig ist (d.h., die Versorgung bricht nirgends zusammen) und bestätigen den Fakt, dass schon momentan eine Überkapazität von ca. 100% bei der Stromerzeugung vorhanden ist. Wir lehnen auch deshalb neue Kohlekraftwerke ab, sie haben darüber hinaus eine sehr schlechte CO2-Bilanz. Übrigens auch die Atomkraft: Hier wird viel gelogen. Mehrere Studien weisen nach, dass die CO2-Bilanz der Atomstromerzeugung, wenn man Erforschung, Ausbeutung, Brennstäbeherstellung, Transport und "Entsorgung" mitberücksichtigt, schlechter ist als die von modernen fossilen(!) Gaskraftwerken in Kraftwärmekopplung. Es handelt sich also um reine Geldschneiderei auf Kosten der Kunden.
Die Atomenergie ist die teuerste Energieform, die es gibt. Lediglich durch
Nichteinrechnung von notwenigen Kosten (Versicherungen u.a.) das Auslagern
von Kosten und die Abwälzung der Gefahren auf die Allgemeinheit wird
vorgegaukelt, es handele sich um billige Energie.
Die Öl- und Gaspreise, die vor allem die kleinen Geldbeutel treffen sind ein Skandal. Die Aufsichtsbehörden - auch des Landes - haben hier total versagt. Das Eingreifen der EU zur Trennung von Erzeugern und Netzbesitzern zeigt, dass die deutschen Regierung sanft schlafen und die Verbraucher ihrem Schicksal überlassen.
Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien inzwischen sogar nachgewiesenermaßen den Strompreis drückt.
Es lohnt sich also auch für die Verbraucher einen Wechsel des Stromversorgers in Erwägung zu ziehen.
Die LINKE will die Allmacht der wenigen den Markt beherschenden preistreibenden Stromproduzenten brechen und zudem alle Möglichkeiten der Aufsichtsbehörden nutzen zur Preisstabilisierung. Die LINKE setzt sich weiterhin z.B. in den Kommunen dafür ein, die gestiegenen Sätze für Strom und Heizung im Bereich von Hartz IV und sog. Kosten der Unterkunft zu berücksichtigen.
Fazit: Atomenergie senkt die Energiepreise nicht und ist untauglich Gas und Öl zu ersetzen. Die Erzeugerkartelle müssen zum Nutzen der VerbraucherInnen umstrukturiert und entflochten, der Preis staatlich reguliert werden. Die ökologische Energiewende ist eine der drängendsten Aufgaben unserer Zeit. Die Zeit der Sonntagsreden ist vorbei. Handeln tut not.
Wir LINKEN streiten für eine Demokratisierung des Energiesektors, dezentrale, regionale Erzeugungs- und Verbraucherstrukturen, damit Wertschöpfung vor Ort.
Es tut mir leid, dass ich schon so lang geschrieben habe und doch noch vieles nicht angesprochen habe. Trotzdem hoffe ich, Ihnen ein Einblick in meine Ziele und die der LINKEN gegeben zu haben. Ansonsten fragen Sie ruhig weiter nach.
Mit freundlichen Grüßen
Kurt Herzog