Frage an Ludger Klus von Robert H. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Klus
Denken Sie nicht, daß die unüberlegte und von den Grünen verbreitete Unterstützung für alternative Energien unser Land in ein Energiechaos führen wird? Diese Techniken sind zu unerforscht, um sie bereits einführen zu wollen. Sollten wir uns wirklich so anhängig machen von Erdgas-Lieferungen aus Russland? Das wird die Folge sein, wenn wir weiterhin die Atomtechnik so schändlich vernachlässigen. Wissen Sie nicht, daß die alternativen Energien unabsehbare Gefahren bergen, die erst in der Summe zum tragen kommen und deren Folgen unsere Kinder tragen werden müssen? Schon heute leiten die tiefen Schallwellen, die Windräder erzeugen Wale in die Irre und in die Nordsee, wo sie verenden. Wenn einst ein ´offshore windpark´ steht, wird es zu Massenstrandungen kommen. Warum wollen die Grünen der Umwelt so schaden? Die Überschwemmungen im Ostteil Deutschlands entstanden durch Flurbereinigung und damit ist die Wasserkraft zum großen Teil Schuld an den Katastrophen, da sie begradigte Flüsse benötigt. Sie ist die schädlichste Energieform für unsere Umwelt. Gibt es eine Lobby, die die Grünen zu solch chaotischer Politik zwingt?
Danke
Sehr geehrter Herr Heinrich,
die Energiepolitik unserer Landesregierung hat grundlegende Mängel. Darin stimme ich Ihnen zu. Diese hat Bündnis 90 / GRÜNE jedoch nicht zu vertreten. Vielmehr engagieren wir uns seit vielen Jahren für eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Wirtschafts- und Energiepolitik. Die Mängel der aktuellen Energiepolitik liegen jedoch nicht im beabsichtigten Ausstieg aus der Atomenergie, nicht im vollzogenen Ausstieg aus der Braunkohle und nicht in der ambitionierten Nutzung der regenerativen Primärenergien.
- Ohne jegliche Geringschätzung Ihrer Ausführungen darf ich zunächst auf meine umfassende Antwort an Herrn Hyatt, 30.8.2006, verweisen. Dort finden Sie prinzipielle Hinweise zur Energienutzung, zu den unverzichtbaren Voraussetzungen einer auf Nachhaltigkeit orientierten Energiewirtschaft sowie zu den Zielen GRÜNER Energiepolitik.
- Die Techniken zur Nutzung regenerativer Primärenergie (z.B. Geothermie, Wind, Sonne und Biomasse) sind hinreichend erprobt und anwendungssicher. Ihre energietechnische Effektivität hat noch erhebliches Entwicklungspotential. Dessen Erschchliessung gehört zu den wichtigen wirtschaftlichen Ressourcen unseres Landes.
- Der Bau von Anlagen zur Nutzung unserer regenerativen Primärenergieträger (Biogasanlagen, geothermische Kraftwerke, Windenergieanlagen usw.) unterliegen, wie andere bauliche Anlagen, einem anforderungsrechten Planungs- Genehmigungsrecht. Dazu gehört auch eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung.
- Der Infraschall und dessen Wirkungen sind seit vielen Jahrzehnten umfassend untersucht. Es liegen gesicherte Erkenntnisse vor. Im Hinblick auf eine umwelt- und gesundheitsverträgliche Nutzung der Windenergie ist er ohne Bedeutung.
- Die Atomenergie deckt 12 % des deutschen Primärenergiebedarfs. Ihre weltweite Nutzung deckt nicht einmal 7 % des Weltenergiebedarfs. Der energetische Wirkungsgrad der Atomenergieanlagen kann 35 % nicht überschreiten. Das liegt in der Natur der Ding. Die Anlagen ,produzieren´ also überwiegend ,Abfallenergie´ in Form von Abwärme und Atommüll.
- Wegen des enormen Bedarfs an ,Kühlenergie´ lagen die Gestehungskosten des Atomstroms während des Sommer über 30 EuroCent je Kilowattstunde. Bei Fortschreibung der aktuellen Nutzung der Atomenergie sind die weltweiten Uranvorräte nach ca. 45 Jahren verbraucht.
- Die bekannten und technisch nicht beherrschbaren Risiken der Atomenergie will ich an dieser Stellen nicht wiederholen. Deswegen werden sie auch nicht beherrschbarer. Allein wegen des geringen Deckungsbeitrags zur Energieversorgung und wegen der sehr begrenzten Brennstoffvorräte ist die Nutzung der Atomenergie für eine verantwortungsvolle Energieversorgung nicht geeignet.
- Die Nutzung der Atomenergie ist prinzipiell nicht ,fehlertolerant´. Deswegen ist sie ethisch nicht zu rechtfertigen. Sie hat für jeden Nutzer immer auch eine militärisch / kriegerische Option. Dieser Option verdankt sie letztlich ihr Dasein. Deswegen ist die besondere Förderung der Atomenergie aufgrund internationaler Abkommen (z.B. EURATOM) abzuschaffen. Auch dafür steht die Energiepolitik der GRÜNEN - Werte.
Weitere Hinweise für die Entwicklung einer auf Nachhaltigkeit orientierten Energiewirtschaft für Mecklenburg - Vorpommern nehme ich gerne auf.
Mit den besten Grüssen aus Leussow
Ludger Klus