Frage an Marco Bülow bezüglich Kultur

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Marco Bülow
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Frage von Thomas E. •

Frage an Marco Bülow von Thomas E. bezüglich Kultur

Meine Frage bezieht sich auf das Thema : Was ist Kunst.
Unter Kunstgütern dürfen wir bisher z.B. Filme, Bilder, Romane und Musik verzeichnen. Doch so werden Computer und Videospiele leider nicht als Kunst betrachtet. Mehr und mehr entwickelt sich dieses Genre. Schon damals wie heute sind namentliche Schauspieler bei der Produktion der Spiele mit dabei. Sei es bei Spielen wie Wing Commander 4 oder Detroid: Become Human. Musik wird extra nur für dieses gewisse Spiel kompuniert. Rechte eingeholt ob dieses Lied verwendet werden darf. Wie bei einem Film.
Warum also zählen bis heute Video- und computerspiele nicht als Kunstform?
Welche Tatbestände müssen erfüllt sein, damit ein Spiel (sei es nun ein Computerspiel, videospiel oder ein Brettspiel) als Kunst gilt.
Wenn Machwerke wie Pudelnackt in Oberbayern, die Legende von Aang (die gräßliche Realverfilmung) oder Twilight als Kunst gilt, dann sollte auch sowas wie Doom, Sherlock oder Bubble Bobble als Kunst gelten. Welche meiner Meinung nach mehr Niveau haben als die ersten 3 genannten Filme (bzw Bücher).

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Antwort von
Die PARTEI

Sehr geehrter Herr Etteler,
mit Ihrer Frage zu Videospielen als Kunstform sprechen Sie eine sehr spannende Debatte an, die wir als digitale Gesellschaft führen müssen. Zu lange wurden Videospiele einseitig verdammt, indem nur ein mögliches Verrohungspotential diskutiert wurde.
Die Frage, was Kunst nun endlich ist, ist eine, die sich nicht so leicht in einem Format wie diesem klären lässt. Auch stehen viele Definitionen von Kunst nebeneinander. Zweifelsohne sind Video- und Computerspiele jedenfalls das Ergebnis einer freien schöpferischen Gestaltung, in das viel Kreativitäts- und Konzeptionsleistung geflossen sind.
Dennoch möchte ich kurz auf die Gestalt von Videospielen eingehen, wie auch die (politischen) Chancen, die sie bieten. Denn Sie haben Recht. Zunächst ist die Welt der Videospiele eine sehr diverse. Während sich die Debatte der vergangenen Jahre auf Ego Shooter verengte, gibt es sehr viel mehr zu entdecken.
In komplexen Welten und Szenarien werden soziale und politische Problematiken angesprochen. Mit eigenen Entscheidungen können die Spieler*innen erfahren, dass ihr eigenes Handeln auf ihre Umwelt einwirkt und Entscheidungen Folgen haben. Sie machen besonders Jugendlichen damit einen Einfluss auf die Welt erfahrbar, der sich auch politisch ausdrücken kann und ein Gefühl für die Verantwortung den Mitmenschen und der Umwelt gegenüber stärken kann. Videospiele können in dieser Hinsicht als eine besonders demokratische Kunstform herausgestellt werden. Die Spieler*innen haben einen Einfluss auf den Verlauf der Ereignisse, wie kaum zuvor.
Doch auch abgesehen von politischer Kunst birgt das Videospiel durch die zahlreichen neuen technischen Möglichkeiten Chancen, die wir nutzen sollten. Wir dürfen uns nicht vor der digitalen Entwicklung verschließen und nur altbewährte Formen der Kunst wertschätzen. Mit sich erweiternden technischen Möglichkeiten werden der Kreativität immer weniger Grenzen gesetzt.
Ich nehme an, dass Ihre Frage, ob Video- und Computerspiele Kunst sind, auch darauf abzielt, ob sich Entwickler*innen solcher Spiele auf die Kunstfreiheit nach Art. 5 GG berufen können. Dies ist eine Betrachtung, die die Gerichte im Einzelfall vornehmen müssen. So kann es sein, dass manche Computerspiele die Anforderungen erfüllen, andere nicht. Da Sie explizit nach den Kriterien gefragt haben, die juristisch anzulegen sind, so finden Sie dazu Ausführungen in der juristischen Kommentarliteratur (Grundgesetz-Kommentare), wenn Sie sich dafür interessieren.
Einen anderen Aspekt möchte ich nicht unberücksichtigt lassen: wir haben in den letzten Jahren eindrucksvoll erfahren, dass die Innovationen aus der Spieleentwicklung auch einen Beitrag für andere Branchen aus der Industrie leisten, beispielsweise die Entwicklung der Virtual Reality. Aus diesem Grund hat ein Umdenken stattgefunden und eine stärkere finanzielle Förderung für Spielentwickler aus Deutschland wird inzwischen von vielen Seiten gefordert.
Gleichzeitig geht mit diesen Chancen und Möglichkeiten auch eine große Verantwortung einher. So wie wir viel von Videospielen lernen können, zeigt sich besonders bei Jugendlichen eine große Beeinflussbarkeit, mit der verantwortungsbewusst umgegangen werden muss.
In diesem Sinn setze ich mich dafür ein, dass auch in Deutschland die Entwicklung von innovativen und hochwertigen Computer- und Videospielen dauerhaft gefördert wird. Dabei wollen wir Filme und Spiele verstärkt zusammendenken und die audiovisuellen Inhalte insgesamt in den Blick nehmen.
Mit freundlichen Grüßen,
Marco Bülow