Frage an Marcus Weinberg bezüglich Finanzen

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Marcus Weinberg
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Frage von Till G. •

Frage an Marcus Weinberg von Till G. bezüglich Finanzen

Würden Sie auch einem dritten milliardenschweren Hilfspaket für Griechenland zustimmen ?
Ich bin überzeugt dass schon beim zweiten Rettungspaket die meisten Abgeordneten aus CDU/CSU nicht aus ihrer inneren Überzeugung sondern aus Gründen der Parteidisziplin und Angst um die eigene politische Karriere für eine Verlängerung der Hilfen gestimmt haben.
Jedem sollte klar sein dass sowohl bei einem Ausscheiden als auch bei der weiteren Finanzierung durch die Gläubiger das deutsche Steuergeld auch Ihrer Wähler für immer verloren ist.
Selbst bei einem Rücktritt der Regierung Tsipras ist es meiner Meinung nach fast unmöglich -zumindest durch das Programm das bisher gefahren wurde- Griechenland reformfähig zu machen und wirtschaftlich zu stabilisieren.
Also könnten Sie ein " Weiter So" das über die schon -man muss es so sagen- vernichteten ca. 90 Milliarden Euro hinausgeht mit ihrem Gewissen und mit ihrem Mandat vereinbaren?

Sind Sie überzeugt dass es Europa mehr hilft dieses Drama zu verlängern anstatt es nun zu beenden und Griechenland außerhalb der Eurozone zu stabilisieren?
Besonders in Bezug auf die politische Unzufriedenheit in Europa sowie das Ansehen in der Welt ?
Ganz abgesehen natürlich von den immensen finanziellen Schäden.
Selbst also wenn man es nur "politisch" betrachtet.
Halten Sie es für den geeigneten Weg ?

Mit freundlichen Grüßen,
T.G.

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Großterlinden,

bereits letzte Woche hat der Bundestag entschieden, Verhandlungen mit Griechenland für ein 3. Hilfspaket aufzunehmen. Auch ich habe dafür gestimmt. Die Finanzminister der Eurozone hatten am Donnerstag grünes Licht für diesen Schritt gegeben. Inhaltlich geht es um drei Jahre mögliche Stabilitätshilfe über den Euro-Rettungsfonds ESM. Ihre Zweifel bezüglich der griechischen Regierung teile ich in vielen Punkten. Auch wenn das griechische Parlament Ja gesagt hat: es bleiben Zweifel, ob ein neues Programm durch die griechische Regierung auch tatsächlich wie vereinbart umgesetzt wird. Darüber müssen die Verhandlungen Aufschluss bringen.

Wir Abgeordnete wissen darum, dass es viele Bürger in unseren Wahlkreisen gibt, die sich ein Nein gewünscht hätten. Auch wir Abgeordnete sind wütend und frustriert über das Verhalten der griechischen Regierung. Doch es ist unsere Aufgabe, das größere Ziel, ein funktionierendes Europa, trotzdem im Auge zu behalten. Zudem wäre es eine Brüskierung der Bundesregierung und auch der europäischen Partner, den so mühsam errungenen Kompromiss jetzt wieder infrage zu stellen. Deshalb ist es richtig, unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel und unserem Finanzminister Wolfgang Schäuble mit einem Ja zu weiteren Verhandlungen mit Griechenland den Rücken zu stärken. Bisher geht es nur um ein Mandat für Verhandlungen. Über den Start eines solchen Programms und die Auszahlung der Mittel selbst, wird es gegebenenfalls eine weitere Befassung des Deutschen Bundestages geben. Wie auch immer die Verhandlungen ausgehen, Griechenland und die griechische Bevölkerung bleiben in jedem Fall ein wichtiger Teil der europäischen Familie.

Ich spreche mich klar gegen eine dauerhafte Transferunion aus, die ja schon innerhalb Deutschlands mit dem Länderfinanzausgleich an ihre Grenzen stößt. Die Hilfsprogramme sind nur dann sinnvoll, wenn es um Hilfe zur Selbsthilfe geht. Unser gemeinsames Ziel war und ist die Rückgewinnung der wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit der Griechen selbst.

Sollte ein Drittes Hilfspaket nicht umgesetzt werden oder nicht den erwünschten Erfolg zeigen, dann ist auch ein Grexit nicht endgültig vom Tisch. Unser Finanzminister Dr. Wolfgang Schäuble hat Griechenland nur vorgeschlagen die Schuldentragfähigkeit außerhalb des Euro zu erreichen. Das ist keine Drohung, das ist ein Vorschlag und sogar ein Angebot, über das in Brüssel, Athen und Berlin ausführlich nachgedacht werden sollte. Schließlich fordert Finanzminister Wolfgang Schäuble keinen Rauswurf Griechenlands aus dem Euro. Sehr viele Ökonomen, übrigens auch zunehmend in Griechenland selber, zweifeln daran, dass Griechenland ohne einen wirklichen Schuldenschnitt seine Probleme gelöst bekommt. Auch der Internationale Währungsfond sieht einen Schuldenschnitt als unausweichlich an. Ein wirklicher Schuldenschnitt ist jedoch mit einer Mitgliedschaft in der Währungsunion unvereinbar.

Mit freundlichen Grüßen

Marcus Weinberg