Sehr geehrte Frau Böhmer,

heute morgen haben Sie im Morgenmagazin gleich dreimal darauf hingewiesen, dass türkischstämmige Schüler in Deutschland gutes Deutsch lernen müssen. Seit Jahren hört man von konservativen Politiker/inn/en, wie auch zuletzt von Frau Merkel, nichts anderes, als ob damit mit einem Schlag alle Probleme gelöst wären. Natürlich ist es eine Binsenweisheit, dass gute deutsche Sprachkenntnisse auf dem deutschen Arbeitsmarkt erforderlich sind, was natürlich auch die türkischstämmigen Migranten wissen. Aber das allein reicht ja nicht. Wird es nicht langsam Zeit, die andere Seite der Medaille zu betrachten, nämlich, dass man mit einem türkisch klingenden Namen in Deutschland deutlich schlechtere Chancen hat, eine Wohnung oder einen Job zu bekommen. Ich verweise in letzterem Fall auf die Studie von Herrn Professor Kaas von der Uni Konstanz, die Sie unzweifelhaft kennen.
Von Ihnen als Integrationsbeauftragte wünsche ich mir einen deutliches Signal der Unterstützung an die Migranten, die gute Sprachkenntnisse, Ausbildung und Qualifikationen vorweisen können und dennoch schlechte Karten haben. Auch auf die deutsche Wirtschaft könnten Sie zugehen und über eine Quotenregelung für Migranten (ebenso wie für Frauen) könnte man nachdenken.
Ist es nicht endlich an der Zeit, den Diskurs hin zur Bringschuld der deutschen Gesellschaft zu lenken, die nun ihren Teil tun muss, die Migranten auch wirklich zu integrieren?
Gerd Zeiler