Frage an Markus Ferber bezüglich Finanzen

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Markus Ferber
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Frage von Dieter M. •

Frage an Markus Ferber von Dieter M. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Ferber,

ich drei Fragen zu den Finanzen Griechenlands:

1. Wie konnte es passieren dass die von den zuständigen Ministerien Griechenlands gemeldeten Daten zur Finanzlage bei der Aufnahme Griechenlands nicht - oder nicht sorgfältig genug - auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft wurden ?

2. Seit vielen Jahren mache ich in Griechenland Urlaub. Viele Jahre wurde mit einem erheblichen finanziellen Aufwand durch die EU eine technisch sehr anspruchsvolle Autobahn durchs Gebirge von Igoumenitsa bis an die türkische Grenze gebaut. Heuer bin ich zum 2. Mal nach der Eröff-nung diese Autobahn bis Metsovo gefahren. Es waren - wie schon vor 2 Jahren - zwei Mautstellen im Bau ,aber Autobahngebühren wurden - für mich absolut unverständlich - keine erhoben. Wie kann ein Land, das so viele Schulden hat, auf diese Einnahmen verzichten ?

3. Wieso ist es Griechenland nach wie vor üblich dass ich an der Tankstelle oder in der Werkstatt (meine Auto brauchte eine neue Batterie) keine Rechnung erhalte ? Das Geld für den Benzin bzw. die Batterie landete sofort in der Hosentasche des Kassierenden. Da wundert mich es nicht dass der griechische Staat viel zu geringe Steuereinnahmen hat. Was gedenkt die EU dagegen zu tun ?

Ich bin sehr gespannt auf Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Mayer

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Sehr geehrter Herr Mayer,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage zu den Problemen in Griechenland und wie diese in den Griff zu bekommen sind, die Sie mir über Abgeordnetenwatch haben zukommen lassen.

Es ist richtig, dass die EU im Fall Griechenland nur noch reagieren, nicht mehr agieren konnte. Griechenland hat jahrelang über seine Verhältnisse gelebt hat und gefälschte Zahlen und Statistiken an Europa übermittelt, was erst zu spät aufgefallen ist. Daher konnten die wirtschaftlichen Probleme nicht frühzeitig identifiziert und korrigiert werden. Auf Grundlage des falschen Zahlenmaterials konnte weder die Europäische Kommission adäquate Empfehlungen für eine Anpassung der griechischen Wirtschaftspolitik aussprechen, noch die Eurogruppe oder die Ratingagenturen korrekt arbeiten.

Ich begrüße die aktuellen Beschlüsse der Staats- und Regierungschefs, weil sie zur Stabilisierung des Euro beitragen und auch die Banken, nicht nur die Steuerzahler, an der Griechenlandrettung beteiligen. Dass ein Fall Griechenland aber nicht noch einmal passieren darf, steht außer Frage. Wir brauchen neben Kontroll- auch Sanktionsmechanismen für Defizitsünder. Daher hat sich das Europäische Parlament in den vergangenen Monaten für eine Überarbeitung des Stabilitäts- und Wachstumspakts stark gemacht, worüber nun im September abgestimmt wurde. Wir konnten uns in zähen Verhandlungen mit dem Rat durchsetzen und eine Verschärfung erwirken, gegenüber der sich die Mitgliedstaaten zunächst nicht wirklich offen gezeigt haben. Künftig wird es etwa beim Defizitverfahren, mit dem eine Überschreitung der 3-Prozent-Grenze bei der Neuverschuldung sanktioniert wird, den Finanzministern nur noch möglich sein, Vorschläge für Sanktionen, die von der Europäischen Kommission gemacht werden, mit qualifizierter Mehrheit zurückzuweisen. Bisher war es umgekehrt und für die Annahme von Sanktionen war eine qualifizierte Mehrheit notwendig.

Zu Ihren anderen beiden Fragen. Die Erhebung von Autobahngebühren o.ä. obliegt allein dem Zuständigkeitsbereich der Mitgliedstaaten. Natürlich könnte eine Nutzungsgebühr für Straßen eine zusätzliche Einnahmequelle für den Staat bedeuten. In Deutschland haben wir dies bisher für PKW nicht. Allerdings denke ich auch, dass derartige Einnahmen zweckgebunden sein müssen, d.h. wieder in Infrastrukturvorhaben zurückfließen und zur Deckung dringend notwendiger Investitionen dienen sollten. Alles andere würde ich als Abzocke der Autofahrer empfinden. Mit den fehlenden Belegen an Tankstellen sprechen Sie einen weiteren Fall an, in dem dem griechischen Staat möglicherweise Steuereinnahmen verloren gehen.

Um genau an diesen Schwachstellen zu arbeiten mussten die Griechen, bevor sie die Hilfe der EU in Anspruch nehmen konnten, einen strikten Reformplan vorlegen. Die Taskforce der Europäischen Kommission hat erst kürzlich wieder den Willen zu Einsparungen und Reformen in Griechenland gelobt. Diese müssen vor allem das Justizsystem, den aufgeblähten Verwaltungsapparat und das Gesundheitswesen betreffen. Neben den Maßnahmen und Einsparungen müssen wir aber gleichzeitig schauen, dass Griechenland wieder zu mehr Wachstum verholfen wird. Wir müssen den Blick also auch in die Zukunft richten und nicht nur versuchen, Vergangenes und Versäumtes wieder gut zu machen. Hier wird beispielsweise diskutiert, dass der griechische Eigenanteil an EU-geförderten Projekten reduziert werden könnte, damit etwa mehr wachstumsfördernde Projekte durchgeführt werden können.

In der Hoffnung, Ihnen hiermit eine Hilfe gewesen zu sein verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Ihr
Markus Ferber, MdEP

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