Frage an Martin Gerster bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Martin Gerster
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Frage von Salvadore Z. •

Frage an Martin Gerster von Salvadore Z. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Gerster,

meine Frage bezieht sich mehr oder weniger direkt auf ihre Antwort zur Frage von Herrn Eger bezüglich des Gesetzesentwurfs des Bundesfamilienministeriums zu " Medialer Gewalt ".

Viel wurde zu dem Thema bereits gesagt und ich möchte dies nicht alles wiederholen nur eines interessiert mich brennend !

Haben sie eines der Spiele die man absurderweise " Killerspiele " nennt, also sogenannte First Person Shooter, jemals selbst gespielt ?

Ich frage dies deswegen da ich denke dass ein Großteil der Politiker und Ministerialbeamten - Juristen etc., also insbesondere jene
die den Gesetzesvorschlag eingeleitet haben, von Teilen der Materie, den Computerspielen, an sich leider keinerlei Ahnung hat und so leider dementsprechend falsche Entscheidungen getroffen werden.

Dies wird unterstützt durch falsche , hetzerische Kampagnen in den Medien die Millionen von Spielern in Deutschland, dies meisten davon übrigens Erwachsene, diffamieren.

Denn was Gewaltdarstellungen in Spielen betrifft so muß ich immer sehen wie jene " Gewalt " in das Spiel eingebettet ist.

Würde ich beispielsweise nur einen bestimmten Ausschnitt aus dem Film " Full Metal Jacket " von Stanley Kubrick sehen, könnte ich zu dem Schluss kommen dass dies ein den Krieg verherrlichender Film ist, was er definitiv nicht ist.

So geschah es bei der Diskussion um das Spiel " Counterstrike " nach dem Drama am Robert Steinhäuser Gymnasium. Bewußte Falschaussagen über den Spielinhalt ( Töten von Schulmädchen etc. ) wurden von sogenannten " Experten " und Politikern landauf, landab in den Talkshows verbreitet und setzten bei so manchen verschreckten Eltern den Gedanken fest ihr Kind wäre ein potentieller Killer.

Deshalb noch einmal: Spielen sie aktuelle Computerspiele, oder wissen sie von anderen Bundestagspolitikern die solches tun und / oder werden sie vor einer Abstimmung quasi durch spielen ihren Horizont zu diesem Thema erweitern ?

Mit freundlichen Grüßen,

Salvadore Ziemba

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Sehr geehrter Herr Ziemba,

bitte erlauben Sie mir Ihre Frage stellvertretend für Herrn Gerster zu beantworten, da ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter dieses Thema für ihn bearbeite. Obwohl Herr Gerster selbst kein großer Fan von Computerspielen ist, befasst er sich als stellvertretendes Mitglied des Unterausschusses Neue Medien auch mit dieser Materie intensiv.

Ich selbst habe in meiner Schul- und Studienzeit einige Erfahrung mit entsprechenden Programmen sammeln können und bin noch heute aktiver Spieler eines großen Online-Rollenspiels. Auch habe ich Freunde und Bekannte, die seit langem in "Counterstrike-Clans" und ähnlichen "E-Sport-Gruppen" aktiv sind. Keiner von ihnen entspricht dem in einigen Medienberichten vorherrschenden Klischee des sozial isolierten, labilen oder gar gewaltaffinen Sonderlings. Insofern haben Sie Recht, dass eine Stigmatisierung von Computerspielen bzw. ihren Nutzern der Sache unangemessen ist.

Nichtsdestotrotz geht es in der Diskussion - abseits medialer Zerrbilder - um ein wichtiges Thema. Wie können wir junge Menschen vor Medienangeboten schützen, die ihrer Entwicklung schaden können? Denn um mit Gewalt in Medien aller Art umgehen zu können, braucht es bestimmte Kompetenzen. Diese werden vielen Kindern und Jugendlichen nicht in ausreichender Form vermittelt. Nicht zuletzt, weil vielen Eltern und auch Lehrern die notwendige Auseinandersetzung bzw. Erfahrung mit der Thematik fehlt.

Insofern halte ich es - genau wie Herr Gerster - für sinnvoll, einerseits Medienkompetenz zu fördern, z.B. in der Lehrerbildung, andererseits ausreichend hohe Hürden zu schaffen, die Kindern und Jugendlichen den Zugang zu möglicherweise gefährlichen Inhalten erschweren. Da ich annehme, dass es sich bei Ihnen um den ehemaligen Vorsitzenden der Hagener Jungen Union handelt, bin ich sicher, dass Ihnen die diesbezüglichen Diskussionen in den entsprechenden Bundes- und Landesministerien hinreichend bekannt sind.

Natürlich kommt es bei der Bewertung durch die zuständigen Stellen immer darauf an, in welchen Kontext die entsprechenden Darstellungen von Gewalt eingebettet sind. Den inhaltlich minimalistischen Gesamtkontext von "Counterstrike" (Schußwechsel zwischen Terroristen und Anti-Terrorteams) mit dem Gesamtkontext des Vietnam-Dramas "Full Metall Jacket" zu vergleichen, halte ich hierbei für schwierig, bei allem Respekt für den Spaß am Computerspielen sollte man bei der Verteidigung seines Hobbies doch die Kirche im Dorf lassen.

Ich hoffe, Ihnen mit dieser Antwort deutlich gemacht zu haben, dass wir nahe genug am Thema sind, um eine eigenständige Position in der Sache zu formulieren.

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Geisler

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