Frage an Matthias Gauger bezüglich Gesundheit

Matthias Gauger
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Christian M. •

Frage an Matthias Gauger von Christian M. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Gauger,

zunächst auch mein Dank für die schlüssige, ausführliche und aufschlussreiche Beantwortung der bisherigen Fragen - in Teilen (Mobilfunk) auch diplomatisch äußerst versiert - Kompliment!

Meine Frage zielt auf einen Themenkomplex, in dessen Umfeld mich die GRÜNEN stets enttäuscht haben: Stellung zum ungeborenen Leben, Stellenwert und Rechtsstellung der Abtreibung, Abwägung der Interessen der Mutter (DD: der Eltern) gegenüber denen des ungeborenen Kindes, Beratungspflicht, wertfreie /-lose Beratung.

Nach initial bahnbrechenden "Erfolgen" Ihrer Partei i.S. der Selbstbestimmung der Frau und vielleicht sogar gegen das kategorische "Nein" zur Abtreibung wäre jetzt die Zeit, der Abtreibung als neuer Form der nachträglichen Verhütung rechtliche Grenzen zu setzen.

Wie beuteilen Sie den Tenor Ihrer Partei und kann sich auch ein Grüner (Wähler) dem Schutz des ungeborenen Lebens verschreiben?

Ich freue mich auf Ihre Antwort,

C. Markus

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Markus,

vielen Dank für das Kompliment. Wie mir scheint, stellen Sie mir nun eine Frage zu einem der komplexesten und schwierigsten Themengebieten. Die Antwort bedarf auch sicherlich einer größeren Ausführlichkeit als meine folgende Antwort. Ich stecke nur gerade in der heißesten Phase des Wahlkampfes und will Sie aber nicht ohne klare Antwort in die Wahlkabine entlassen. Daher etwas kürzer.

Diese Frage ist, da bin ich ehrlich, eine Frage, die man wohl schwer nur aus der Theorie beantworten kann. Um eine tatsächliche konkrete Entscheidung beneide ich, das sage ich Ihnen ganz ehrlich, wahrlich niemanden.

Abtreibungen müssen das allerletzte anzuwendende Mittel sein. Die Hürden müssen dafür sehr hoch gelegt werden. In erster Linie geht es auch in diesem Bereich um Prävention. Das heißt Aufklärung über Verhütung, Sexualität, etc. Das sollte außerdem möglichst früh erfolgen. Heißt dann wenn die ersten Kontakte zum anderen Geschlecht entstehen. Heute also im Alter von 11 oder 12 Jahren. Und auch wenn man das skeptisch sieht. Man kann es nicht verhindern. Daher muss man die Kinder zumindest umfassend aufklären.

Und da es sich um eine Gewissensfrage par excellence handelt, halte ich die GRÜNEN in dieser Frage für genauso wählbar oder nicht-wählbar wie andere Parteien. Sie werden in dieser Frage einen einzelnen Abgeordneten nie auf die Linie einer Fraktion bringen können. Und das ist auch gut so!

Persönlich stehe ich Abtreibungen sehr skeptisch gegenüber. Sie dürfen nicht willkürlich stattfinden. Sie müssen aber möglich sein. Denn auch hier gilt: Man kann es nicht verhindern. Daher muss man es in ordentliche Bahnen lenken. Das heißt Vorbeugung, Beratung, etc. – Denn besser die Abtreibung findet in Deutschland nach Überwindung aller Hürden statt als in anderen Ländern, die nicht unsere klinischen Standards haben und deren Hürden wesentlich niedriger liegen.

Ich hoffe, Sie lesen die Antwort noch heute. Entschuldigen Sie die Kürze meiner Antwort, die der Komplexität Ihrer Frage nicht angemessen ist. Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne per Email unter kontakt@mgauger.de zur Verfügung.

Mit besten Grüßen
Matthias Gauger