Frage an Matthias Graf Lambsdorff bezüglich Soziale Sicherung

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Matthias Graf Lambsdorff
FDP
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Frage von Martin R. •

Frage an Matthias Graf Lambsdorff von Martin R. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Graf Lambsdorff,

wie wird eine Partei, die sich einst für die soziale Marktwirtschaft stark gemacht hat und heutzutage eine "Partei der Besserverdienenden" ist die soziale Schieflage in Hamburg (Stichwort Studiengebühren, Büchergeld etc.) beseitigen?

Gruß
Reichelt

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Reichelt

Vielen Dank für Ihre Frage, sie trifft einen Punkt, den ich immer wieder mit großem Erstaunen höre. Vor ein paar Tagen kam mein Sohn aus der Schule und da ich in Hamburg-Altona plakatiert bin, sprechen die Kids natürlich darüber. Die Frage meines Sohnes war genau wie die Ihrige: Die FDP ist doch eine Partei der Besserverdienenden.
Wenn Sie sich die Zusammensetzung z.B. der Liste der FDP für die Bürgerschaft in Hamburg ansehen. Kaum Besserverdiener. Sehen sie sich die Listen der FDP für die Bezirke an. Auch nicht! Eines haben die Kandidaten aber gemeinsam: Sie wollen ihr Leben selbst in die Hand nehmen, sie wollen nicht immer fremdbestimmt werden, sie wollen mehr Freiheit, also weniger Staat, weniger Bürokratie, weniger Steuern. Und sie wollen mehr Gerechtigkeit, auch soziale Gerechtigkeit! Nehmen wir die Studiengebühren. Warum soll jemand der nicht studieren darf, weil er keine Voraussetzung dafür mitbringt, durch seine Steuern jemanden bezahlen, der studiert und nach seinem Studium sehr viel mehr verdient, als der, der ihn finanziert hat? Wir als Gemeinschaft können dem Studierenden doch einen zinsgünstigen Kredit einräumen, einen Kredit, der erst dann zurückgezahlt werden muss, wenn er finanziell dazu in der Lage ist. Warum wird z.B. ein Geselle, der seine Meisterprüfung macht, nicht unterstützt? Das ist nicht gerecht!
Gerechtigkeit entsteht nicht dann, wenn der, der am lautesten brüllt auch am meisten bekommt. Nein, soziale Gerechtigkeit ist, wenn der der die Unterstützung wirklich braucht sie auch erhält!
Die soziale Schieflage macht mir ebenso, wie Ihnen Kopfzerbrechen. Es kann in einer so reichen Gesellschaft nicht sein, dass Kinder zu wenig zu essen bekommen. Aber klagen hilft wenig. Vorschläge sind gefragt und die haben wir. Lassen Sie uns unsere Kinder besser und vor allem früher ausbilden, denn das kann ihnen keiner mehr nehmen und nur dann, wenn sie gut ausgebildet werden, können sie sich auch in einer sozialen Marktwirtschaft, die ja immer globaler wird, behaupten. Vernachlässigen wir die Ausbildung unserer Kinder, dann handeln wir ungerecht! Kinder haben keine Auswahl, welchen Bildungsweg sie gehen wollen, sie folgen dem Vorschlag der Eltern und da nicht alle Eltern einen guten Vorschlag machen oder ihn machen können, müssen wir als Gemeinschaft Angebote machen, die so gut sind, dass sie nicht abgelehnt werden. Vor allem nicht abgelehnt werden von den Eltern! Kurz: Die Ausbildung unserer Kinder darf nichts kosten, was Ihre Frage nach dem Büchergeld beantwortet. Es scheint ja auch so zu sein, dass die Organisation und Verwaltung die ein Büchergeld mit sich bringt, die Einnahmen kompensiert! Auch da sind wir als Entbürokratisierer gefragt!
Noch einmal zurück zu den "Besserverdienern". Auch unsere Wähler setzen sich zusammen aus allen Gesellschaftsschichten, nicht nur aus Besserverdienern. Und was ich persönlich wichtig finde ist die größer werdende Akzeptanz jüngerer Wähler und die steigende Zahl junger Mitglieder in der FDP. Das Durchschnittsalter der FDP Mitglieder in Hamburg ist 48 Jahre (CDU:58, SPD:59). Vielleicht haben wir ja bessere Antworten auf die Fragen der Zukunft?
Ich hoffe ich habe Ihre Frage erschöpfend beantwortet und bin mit herzlichem Gruß

Ihr
Graf Lambsdorff